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Die Sperrvögel oder Schwalben ( Hirundinidae).

Vor allen anderen Vögeln volksthümlich erscheinen die Schwalben; der Dichtermund besingt sie, Städter und Landleute betrachten sie in gleicher Weise als liebe Nachbarn und gute Freunde und der Kenner des heimischen Thierlebens schätzt sie hoch, einerseits um ihrer Harmlosigkeit und Lieblichkeit und andrerseits um ihrer unbestreitbaren und außerordentlich großen Nützlichkeit willen.

Klein und zierlich haben sie ein glattes, kurzfederiges, an der Oberseite metallisch glänzendes Gefieder. Der Kopf ist flach mit winzigem, plattgedrücktem, an der Spitze gekrümmtem Schnäbelchen und sehr weiter Rachenöffnung. Der Hals ist kurz, die Brust breit, die Flügel sind sehr lang und spitz mit neun Schwingen, deren erste die längste ist. Der Schwanz ist gabelförmig und bei einigen Arten ragen die beiden äußersten Federn über die anderen weit hinaus. Die Füße sind schwach mit kleinen zarten, gekrümmten Nägeln. Die Geschlechter sind übereinstimmend gefärbt, das Jugendkleid ist fahler und hat nicht die farbigen Abzeichen.

Ihre Verbreitung erstreckt sich über alle Welttheile und sie sind ebensowol in gebirgigen als auch ebenen Gegenden heimisch; im gemäßigten Klima leben sie als Zugvögel und die europäischen Arten wandern bis weit über Mittelafrika hinaus zur Überwinterung. Im April oder auch erst zu Anfang des Monats Mai kommen sie bei uns an, um bereits im August oder September wieder abzuziehen. Allerlei, jedoch nur fliegende Kerbthiere bilden ihre Nahrung, vornehmlich die für uns lästigen Fliegen, Mücken, Motten, für unsere Nutzgewächse schädliche Käfer, Kleinschmetterlinge u. a. m.; deren Panzer, Köpfe, Flügel und Füße werfen sie in kleinen Ballen als Gewölbe aus. Überall, wo es solche Kerbthiere gibt, insbesondre in der Nähe der Gewässer sehen wir auch die Schwalben. Unter fast allen Vögeln sind sie die gewandtesten und ausdauerndsten Flieger; reißend schnell dahinschießend oder malerisch in der Bläue schwimmend, sind sie den ganzen Tag über in Bewegung, erschnappen ihre Beute nur im Fluge, trinken und baden auch fliegend. Auf Baumzweigen können sie nur sitzen, wenn dieselben unbelaubt sind, frei und hoch stehen, niemals aber im dichten Geäst; dagegen ruhen sie vornehmlich auf Dächern, Felskanten, Telegraphendrähten, wagrechten Stangen u. a. Auf der Erde vermögen sie sich nur unbeholfen zu bewegen. Mit schrillem, weithin schallendem Lockruf dahinfliegend, lassen sie dagegen ihr zwitscherndes Lied nur im Sitzen ertönen, und da das letztre überaus gemüthlich klingt, so hört es Jederman gern, obwol es unbedeutend ist und kaum als Gesang bezeichnet werden kann. Fast immer werden die Nester gesellig beisammen, entweder künstlich gemauert, an Gebäude, Felsenwände u. a. gehängt, in Gestalt des vierten Theils einer Kugel oder sie stehen in Dachböden, Viehställen und anderen offenen Räumen, ähnlich angebracht, auch auf Balken u. a. ruhend; bei noch anderen bestehen sie in selbstgegrabenen Erdhöhlen, welche das Vögelchen vermittelst des Schnabels, der Flügel und Füße, manchmal in erstaunlicher Tiefe herzustellen vermag. Vier bis sechs reinweiße oder zart gepunktete Eier bilden das Gelege, welches vom Weibchen allein in 12 bis 13 Tagen erbrütet wird, während beide Gatten gemeinsam die Jungen ernähren. Alljährlich erfolgen zwei Bruten, und während die Pärchen bereits in der Nistzeit gesellig nebeneinander wohnen, schlagen sie sich nach derselben in Scharen zusammen, welche immer mehr anwachsen, dann von den Dächern hoher Gebäude oder Thürme aus gemeinsame Flugübungen ausführen und schließlich nach dem Süden wandern.

Als Stubenvögel können die Schwalben kaum betrachtet werden und früher erachtete man es für unmöglich, sie in der Gefangenschaft überhaupt zu erhalten. Inanbetracht dessen, daß man die lieblichen Schwalben allenthalben in der Natur vor sich sieht, sich ihrer selbst inmitten der Großstadt erfreuen kann und daß sie im Freien doch eben angesichts ihrer Nützlichkeit hochwichtig sind – während sie sich im Käfig und sei er auch noch so geräumig, doch immerhin nur als ein trübseliges Bild sich zeigen – finden wir es wol erklärlich, wenn sie kaum hier und da von einem wunderlichen Liebhaber gehalten werden. Freilich, im tiefen, eisigen Winter macht die Schwalbe, wenn wir sie bei einem begeisterten Vogelfreund inmitten einer Schar anderer gefiederten Gäste finden und gemüthlich zwitschernd vor uns sehen, einen unbeschreiblich anmuthenden Eindruck. Gefangen wird eine Schwalbe natürlich nur durch Zufall; eher wird eine junge, halbflügge, die aus dem Nest gefallen oder auch genommen ist, mit Fliegen und allerlei anderen weichen lebenden Kerbthieren aufgepäppelt und an Mischfutter aus Ameisenpuppen und Mören gewöhnt, sie zeigt sich dann ungemein zahm, dauert auch wol im Käfige, besser freifliegend in der Stube, einige Jahre aus; neuerdings hat man von derart aufgezogenen Rauchschwalben sogar Junge gezüchtet.


Die Rauchschwalbe ( Hirundo rustica, L.).

Tafel XVII, Vogel a.

Tafel XVII. Schwalben:
a. Rauchschwalbe (Hirundo rustica, L.),
b. Hausschwalbe (H. urbica, L.)
c. Uferschwalbe (H. riparia, L.)

»Aus der Jugendzeit, aus der Jugendzeit, klingt ein Lied mir immerdar« – wer wollte Rückert's Verse nicht aus dem gemüthlichen Zwitschern der Rauchschwalbe heraushören, wenn sie auf einem weit abstehenden dürren Ast des Obstbaums dicht neben dem Bauernhause sitzend, mehr eifrig als gesangsfertig ihre Strofen erschallen läßt! Sie macht sowol in der Erscheinung als auch im ganzen Wesen den Eindruck eines ungemein harmlosen Vögelchens und zugleich ist sie, wenn auch nicht auffallend schön, so doch ansprechend gefärbt:

Stirn und Kehle sind röthlichbraun; die ganze übrige Oberseite ist glänzend schwarz, metallblau schillernd; die Schwingen sind an der Innenfahne matt schwarz, an der Außenfahne grün glänzend; die schwarzen Schwanzfedern sind mit Ausnahme der beiden mittleren an der Innenfahne mit je einem großen rundlichen weißen Fleck gezeichnet, die äußerste jederseits ist schmal, spitz und sehr verlängert; über die Oberbrust zieht sich ein breites schwarzes Band und die ganze übrige Unterseite ist düsterrostgelblichweiß; der Schnabel ist schwarz, die Augen sind dunkelbraun und die Füße bräunlich. Das Weibchen ist nur im ganzen matter gefärbt. Die Schwalbengröße ist bekannt (Länge 18,5 cm, Flügelbreite 31 cm, Schwanz 10 cm).

Über ganz Europa bis zum hohen Norden hinauf erstreckt sich ihre Verbreitung und ebenso ist sie in Nordafrika auf den kanarischen Inseln, in West- und Mittelasien zu finden, überall, wo Menschen wohnen und, wenn auch nur selten, in Gebirgsgegenden an einer steilen Felsenwand nistend. Verfolgen wir mit aufmerksamem Blick den Lebenslauf der Rauchschwalbe, so finden wir, daß sie, obwol nichts weniger als hervorragend geistig begabt, doch einen staunenswerth hohen Grad von Intelligenz entwickelt hat. Alte Leute erinnern sich noch dessen, daß sie ihrem Namen entsprechend in den früheren gewaltigen Schornsteinen, wie solche auf den Dörfern und in den Vorstädten vorhanden waren, nistete; durch die Einführung der sog. russischen Röhren aber, dieser allerdings für die Menschen ungleich vortheilhafteren engen Schornsteine, wurden ihr diese Niststätten geraubt, und so hat sie sich nun in der Weise den Verhältnissen gefügt, daß sie ihr Nest jetzt in Viehställen, auf Dachböden, in allerlei unbewohnten Gebäuden, ja selbst in Hausfluren oder gar in Wohnzimmern auf dem Lande errichtet. Das Nest ruht meistens auf einem Balken, Vorsprung oder dergleichen oder auch auf einem Brett, welches die Landleute ihr gern und liebevoll herrichten; es ist aus thoniger oder lehmiger Erde gefestigt, mit einigen Halmen und trockenen Grasblättern, vermittelst ihres Speichels geformt und mit allerlei weichem Genist ausgefüllt. So wird es in jedem Frühjahr, etwa im Mai, gereinigt, ausgebessert, neu gepolstert und viele Jahre hindurch benutzt. Weiße, rothbraun und grau gepunktete Eier bilden das Gelege. Das Jugendkleid ist dem der Alten gleich, nur etwas fahler gefärbt. In der Nähe des Nests zeigt das Pärchen erstaunlichen Muth, denn es fliegt nicht allein einer auf dem Dach umherschleichenden Hauskatze stürmisch entgegen, sondern auch ebenso kühn jedem Raubvogel, und dem ganzen Schwarm gelingt es wol, unter schrillem biwist, biwist, angstvollem zetsch und warnendem develik diesen wie jene zu vertreiben. Dann locken sie einander mit sanftem witt, witt und zerstreuen sich wieder pärchenweise. Von der Ankunft in der ersten Hälfte des Monats April bis zum Abzug zu Ende des September oder Anfang Oktober ist die Schwalbe von frühmorgens bis spät abends immerfort in Bewegung, auf der Jagd nach allerlei fliegenden Kerbthieren, welche ihre Nahrung bilden. Stechende große Insekten, wie Bienen und Wespen erschnappt sie nicht. Alle ihre Lebensverrichtungen treibt sie im Fluge und ihre Gewandtheit und Ausdauer in demselben sind staunenswerth; auf dem Erdboden vermag sie sich nur ungeschickt zu bewegen. Der ersten Brut im Mai folgt zu Ende des Monats Juli, manchmal wol gar erst im August oder noch später eine zweite. Nach Beendigung der letztern bleibt die Familie nur noch kurze Zeit in der Nähe des Nests, um zur Nacht, wie auch an regnerischen naßkalten Tagen, hineinzuschlüpfen. Dann aber sammeln sie sich zu immer größeren Scharen an, welche nach wochenlangen Flugübungen, neben Staren, Bachstelzen u. a. im Rohr übernachtend, schließlich, nachts hochfliegend, zur Überwinterung nach dem Süden wandern und zwar durch ganz Afrika, auch nach Indien oder den südasiatischen Inseln. Einzelne bleiben auch während der kalten Jahreszeit bei uns zurück, gehen dann aber fast regelmäßig elend zugrunde. Um seiner Nützlichkeit und Lieblichkeit zugleich willen ist dieser Vogel ungemein beliebt; man nennt ihn auch Bauern-, Baum-, Blut-, gemeine, Haus-, Land-, Röthel-, Schlott-, Stachel- und Stadtschwalbe. Als Käfigvogel hat die Rauchschwalbe, wie erwähnt, keinen Werth, trotzdem versucht man es hier und da, namentlich Junge aufzupäppeln oder auch alte einzugewöhnen. Beides ist sehr mühsam, denn sie müssen lange Zeit mit frischen Ameisenpuppen gestopft werden, bis sie sich an Mischfutter bringen lassen. Dennoch ist diese Art bereits in der Gefangenschaft gezüchtet worden.


Die Hausschwalbe ( Hirundo urbica, L.).

Tafel XVII, Vogel b.

Tafel XVII. Schwalben:
a. Rauchschwalbe (Hirundo rustica, L.),
b. Hausschwalbe (H. urbica, L.)
c. Uferschwalbe (H. riparia, L.)

Schöner in der Erscheinung als die vorige, ist diese Art auch fast noch beliebter, weil sie nämlich viel mehr vor den Augen der Menschen wohnt und lebt, ruhiger und weniger scheu sich zeigt; im übrigen gleicht sie ihr aber im ganzen Wesen, in der Lebensweise und allen Eigenthümlichkeiten.

Sie ist an der ganzen Oberseite blauschwarz, zart metallglänzend, mit weißem Bürzel und an der ganzen Unterseite reinweiß; der Schnabel ist schwarz, die Augen sind dunkelbraun und die Füße fleischfarben. Das Weibchen ist nicht verschieden gefärbt. Die Größe ist ein wenig geringer als die der vorigen; sodann hat sie nicht die beiden sehr verlängerten Schwanzfedern (Länge 14 cm, Flügelbreite 27 cm, Schwanz 7 cm).

Auch in der Verbreitung sind diese beiden Schwalben übereinstimmend, aber nicht im Aufenthalt, denn diese Art ist mehr innerhalb der Städte zu finden, während die vorige, wie auch ihr Name Bauernschwalbe ergibt, in ländlichen Ortschaften sich ansiedelt. Schär und strüb und in der Erregung ski-err erschallen ihre Rufe, wenn sie in weniger hurtigem, aber nicht minder gewandtem Fluge dahinschießt, sich dann nicht selten so hoch emporschwingend, daß sie mit bloßem Auge kaum noch zu erblicken ist. Ihren Gesang läßt sie, auf einer Dachfirst, seltner auf einem dürren Ast, dagegen gern auf einem Telegraphendraht sitzend gleichfalls sehr eifrig erschallen, und derselbe ist, wenn auch durchaus unbedeutend, so doch nicht minder gern gehört als der, welchen der Dichter besungen. Sie kehrt aus der Winterherberge, gleichfalls dem tiefen, innern Afrika u. a., etwas später, in der zweiten Hälfte des Monats April, heim und beginnt mit der Brut, meistens nur einer im Jahre, gewöhnlich erst im Juni. Ihr Nest wird immer an der Außenwand eines Gebäudes, und zwar an Wohnhäusern, seltner an hohen Stallgebäuden, Speichern u. a. so errichtet, daß es fast halbkugelig, nur oben mit einem kleinen Schlupfloch versehen, unter irgendeinem schützenden Vorsprung, Gesimse, Balken oder dergleichen hängt. Während es aus denselben Stoffen, wie das vorige hergestellt wird, ist es doch weit künstlicher und zierlicher geformt. Fast immer werden die Nester gesellig, zu mehreren neben oder doch unweit von einander angelegt; die Eier sind reinweiß. Das Jugendkleid ist matter schwarz und düstrer weiß gefärbt. Da diese Schwalbe vom Sperling leider nicht selten ihres Nests beraubt wird, während das Pärchen dasselbe doch, der nicht geringen Mühe und Arbeit entsprechend, sonst immer mehrere Jahre zu benutzen pflegt, so haben die Freunde der uns nächst umgebenden nützlichen Vögel dringende Veranlassung dazu, diesen Schwalben möglichst Schutz zu gewähren und den Störefrieden entgegenzutreten. Ich habe dies immer in der Weise erreicht, daß ich im Späthsommer einen harten Pfropf aus altem Sackzeug in das Flugloch jedes Schwalbennests steckte, sodaß die Spatzen nicht hineinziehen und es verunreinigen konnten. Im Frühjahr, kurz vor der Ankunft der Schwalben, wurden die Pfropfen dann herausgenommen. Selbstverständlich muß man sich aber dabei in Acht nehmen, daß man das Nest nicht beschädige oder gar abbreche. Wenn ein Spatzenpar das Schwalbennest in der Brutzeit einnimmt und die rechtmäßigen Bewohner daraus vertreibt, so thut man am besten daran, die Eindringlinge abends vermittelst eines Kätschers fortzufangen. Bereits im August sammeln sich die Hausschwalben meistens in noch viel größeren Schwärmen als die Rauchschwalben an und halten von einem hohen Dach aus wochenlang ihre Übungsflüge ab, dann, bereits im September, wandern sie gleicherweise wie die vorigen den Winterherbergen zu. Im Oktober sehen wir wol noch einzelne, doch sind dies entweder vorüberziehende Wanderer aus dem Norden oder zurückbleibende Schwächlinge und Kranke, welche letzteren dann immer umkommen. Für die Stubenvogel-Liebhaberei ist diese Schwalbe fast noch weniger zugänglich und geeignet, als ihre Verwandte. Sie wird auch Dach-, Fenster-, Giebel-, Mehl- und Stadtschwalbe, fälschlich Spirkschwalbe, genannt.


Die Uferschwalbe ( Hirundo riparia, L.).

Tafel XVII, Vogel c.

Tafel XVII. Schwalben:
a. Rauchschwalbe (Hirundo rustica, L.),
b. Hausschwalbe (H. urbica, L.)
c. Uferschwalbe (H. riparia, L.)

Wollten wir an Wunder in der Natur glauben, so würden wir ein solches hier vor uns haben. An der steilen Uferwand, wo vor Jahren ein Absturz in den reißenden Fluß hinein den leichten, lehmigen Sand an einer großen Fläche ganz freigelegt, sodaß sie uns nackt und kahl entgegenstarrt und seitdem so daliegt, indem kein Gras und Kraut hier wurzeln kann, erblicken wir wol Hunderte von Löchern, welche von weitem die ganze Erdwand, wenigstens an der obern Hälfte, siebartig erscheinen lassen. Treten wir näher hinzu, so sehen wir den Absturz belebt von förmlich zahllosen, hin und her schießenden Vögeln. Erdschwalben sind es, die in dieser Weise in ganz Europa, Nordafrika und Asien, sowie auch in Nordamerika leben, bei uns aber leider nirgends mehr recht häufig zu finden sind.

Als ein harmloses und unscheinbar gefärbtes Vögelchen erscheint die Uferschwalbe an der ganzen Oberseite aschgraubraun, an Flügeln und Schwanz dunklergraubraun, an der Oberbrust mit einer hellgrauen Binde, an der ganzen übrigen Unterseite weiß; der Schnabel ist schwarz, die Augen sind dunkelbraun und die Füße braunschwarz. Das Weibchen ist durchaus nicht zu unterscheiden. Sie ist die kleinste unserer Schwalben (Länge 13 cm, Flügelbreite 29 cm, Schwanz 5 cm).

Klettern wir nun hinauf, um unter nicht geringer Anstrengung, ja vielleicht mit Gefahr, ein solches Nest zu untersuchen, so finden wir eine wagerechte Röhre von 5 bis 8 cm Weite und einem, selbst bis zu zwei Meter Tiefe, welche in den Erdboden gebohrt ist. Bedenken wir, daß das winzige, zarte Vögelchen dazu keine anderen Werkzeuge als Schnabel und Füße, welche beide nichts weniger als kräftig sind und das allerdings recht widerstandsfähige Gefieder zum Losarbeiten und Herausschaffen der Erde hat, so dünkt uns eine solche Leistung doch erstaunlich. Am Ende der Röhre ist eine etwas erweiterte Höhlung gegraben und hier steht, etwa in der Zeit zu Ende des Monats Mai bis Anfang Juni, das kunstlos aus Halmen und Wurzeln gerundete und mit Federn und Thierharen ausgelegte Nest. Die Eier sind reinweiß und das Jugendkleid ist an der Oberseite mehr roströthlichbraun, namentlich an Stirn, Unterrücken und Bürzel, den ersten Schwingen und deren Deckfedern, sowie den oberen Schwanzdecken; die Oberkehle ist düsterbräunlichweiß und die ganze übrige Unterseite nicht rein-, sondern bräunlichweiß. Wo diese Schwalben keine günstige Örtlichkeit finden, legen sie die Nester manchmal auch in Felsen- oder Mauerritzen an, ferner graben sie ihre Nisthöhlungen auch wol in einem Hohlweg oder einer Lehmgrube, und in meiner Heimat fand ich Erdschwalbennester sogar in den Gruben von geringem Umfang, welche die kleinen Ackerbürger für den Zweck angelegt, ihre Kohlrüben u. a. darin zu überwintern und die sie dann, nachdem die Erdfrucht im Frühjahr herausgenommen war, nicht wieder zugeschüttet hatten. Für den Unkundigen gewährt eine solche Schwalben-Ansiedlung einen ganz absonderlichen Anblick. Da schwirren die Vögelchen hin und her, einander mit schwachem zerr, zerr lockend, und durch unser Nahen lassen sie sich keineswegs in besondre Erregung versetzen. Ja, hier und da hören wir sogar einen eifrigen Gesang eines Männchens, welcher freilich nur in der zwitschernden Wiederholung der Locktöne besteht. Die Uferschwalbe gehört zu den zartesten unserer Sommervögel, fast könnte man sagen -Gäste, da sie erst im Mai ankommt und schon zu Ende August oder Anfang September fortzieht, gleich den anderen Arten bis tief nach Afrika hinein. Sie wird auch Erd-, Meer-, Rhein-, Sand- und Wasserschwalbe genannt. Als Stubenvogel hat sie gar keine Bedeutung, denn es dürfte kaum vorkommen, daß sie Jemand im Käfig oder freifliegend in einem Zimmer hält.


Die Felsenschwalbe ( Hirundo rupestris, Gmel.)

ist eigentlich in Südeuropa, sowie in Nordafrika und dem Südwesten von Asien heimisch und kommt hier nur insofern inbetracht, als sie auch in Kärnten und Tirol als Brutvogel gefunden wird.

Sie ist an der ganzen Oberseite hellgelblichgraubraun; die Flügel sind graulichdunkelbraun; der Schwanz ist dunkelgraulichbraun, alle Federn, mit Ausnahme der mittelsten an der Außenfahne mit eirunden weißen Flecken gezeichnet; die ganze Unterseite ist grau, an der Brust düsterweiß, an den Brust- und Bauchseiten mit gelblich rostfarbnem Schein, an der Oberkehle und den Seiten mit kleinen dreieckigen braunen Punkten gezeichnet; der Schnabel ist schwarz, die Augen sind graubraun und die Füße schwarzbraun. Das Kleid des Weibchens soll übereinstimmend sein. In der Größe ist sie etwas beträchtlicher als die Uferschwalbe (Länge 14,4 cm, Flügelbreite 30,5 cm, Schwanz 6 cm).

An hohen felsigen Meresufern, an den Felsen hoher Gebirge, außerdem aber auf Thürmen und Ruinen, wo sie gegen Ende des Monats April hin ankommt, steht das Nest in einer Felsspalte oder einer entsprechenden Höhlung gesellig zu mehreren beisammen und ist dem der Rauchschwalbe ähnlich, jedoch weit kleiner. Die Eier, welche man noch nicht sicher kennt, sollen weiß mit aschgrauen und rothbraunen Pünktchen gezeichnet sein. In allen ihren Eigenthümlichkeiten, der Lebensweise, Brutentwicklung u. a. m. gleicht sie den vorhergegangenen Verwandten. Zu Ende des Monats September zieht sie ab zur Überwinterung nach Afrika u. a. Sie wird auch Berg- und Steinschwalbe genannt.


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