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gehören keineswegs zu den allgemein bekannten Vögeln, weil sie nämlich einerseits in ihren schlichten Farben und zugleich ihrer versteckten Lebensweise wenig ins Auge fetten und weil sie andrerseits, wie ihr Name sagt, an Örtlichkeiten leben, die im ganzen weniger zugänglich sind. Dagegen machen sie sich durch ihren sehr fleißig von früh bis spät vorgetragnen, angenehm schwatzenden Gesang überall bemerkbar. Sie sind als Sänger sehr beliebt und eine Art wird sogar zu den einheimischen Sängerkönigen gezählt. Als Vögel von Rothkehlchen- bis nahezu Drosselgröße sind sie an folgenden Merkmalen zu erkennen:
Ihr Körper ist schlank mit hartem, aber glatt anliegendem Gefieder, schmaler und flacher Stirn, starkem, pfriemenförmigem Schnabel und kräftigen, mittelhohen Füßen nebst starken, sehr krummen Nägeln. Die Flügel sind kurz abgerundet, und die zweite und dritte Schwinge am längsten. Der Schwanz ist mittellang, verschieden gestaltet, abgerundet oder stufenförmig. Die Färbung ist gelblich oder grünlichgrau, immer mit einem hellen Augenbrauenstreif. Das Weibchen ist nur ein wenig kleiner, sonst kaum oder garnicht zu unterscheiden; das Jugendkleid erscheint düstrer.
In allen Erdtheilen, vornehmlich aber in der alten Welt, ist ihre Heimat und ihre Wohnstätten bilden immer Gewässer oder doch Sümpfe mit Schilf-, Rohr- und Binsenwuchs, nur selten Gebüsche. Ungemein gewandt klettern sie im Schilf umher, durchschlüpfen das dichteste Gestrüpp, laufen auf der Erde schrittweise und breiten ruckweise und in Bogenlinien dahinfliegend den Schwanz fächerförmig aus. Allerlei fliegende und kriechende Kerbthiere, auch kleine Weichthiere und Würmer bilden ihre Nahrung; nur selten verzehren sie Beren. Das Nest hängt zwischen Rohr-, Schilf- u. a. Pflanzenstengeln dicht über'm Wasser oder Boden, seltner im Gesträuch, doch auch wol zuweilen weit vom Gewässer entfernt in einer Kiefer oder einem andern Strauch; es wird sehr künstlich, länglichbeutelförmig aus Gräsern, Bastfasern, Pflanzen- und Thierwolle, Würzelchen und Grasrispen dickwandig geflochten, mit einer tiefen, mit Pferdeharen, Kerbthiergespinnsten und Samenwolle ausgepolsterten Mulde. In vier bis sechs buntfarbigen Eiern besteht das Gelege, welches von beiden Gatten des Pärchens abwechselnd in 13 bis 14 Tagen erbrütet wird, während auch beide gemeinsam die Jungen großfüttern. Das Pärchen nistet meistens nur einmal im Jahr. Sie lieben die Brut sehr, verlassen trotzdem bei Störung leicht das Nest. Bald nach der Brut, also bereits früh brechen sie zur Wanderung auf, ziehen zur Überwinterung bis tief nach Afrika hinein und kehren dementsprechend erst spät wieder zurück. Durch Vertilgung der im Wasser sich entwickelnden schädlichen Kerbthiere sind sie viel nützlicher als man anzunehmen pflegt, und umsomehr ist es daher zu bedauern, daß durch die Entwässerung der Sümpfe und Brücher, die Regelung der Wasserläufe und dergleichen Kulturarbeiten ihnen die Nistgelegenheiten immer mehr entzogen werden. Manche Arten sind auch als Stubenvögel überaus hochgeschätzt, und zwar nicht allein um ihres muntern mehr oder weniger bedeutenden Gesangs, sondern auch um ihrer Anmuth und ihres ansprechenden Wesens willen. Sie werden in Schlingen, an besonderen Vorrichtungen, Leimruten, sog. Klebnetzen, auch in Fischreusen, mit Mehl- und kleinen Regenwürmern geködert u. a. m. gefangen, mit gebundenen Flügeln eingewöhnt und vermittelst Mehlwürmer und frischer Ameisenpuppen an Nachtigalfutter gebracht; zum letztern mischt man aber anstatt der Mören gewöhnlich das feinzerhackte Innere von süßen weichen Feigen. Im übrigen werden sie wie die Erdsänger verpflegt und auch im Nachtigall oder Drosselkäfig beherbergt.
Tafel IX, Vogel b.
Tafel IX. Rohrsänger:
a. Schilfrohrsänger(8ylvia schoenobaenus, L.),
b.Drosselrohrsänger (8. turdoides, L.),
c. Teichrohrsänger (S. arundinacea, Gmel.)
In der stillen Frühlingsnacht wandeln wir am einsamen Gewässer dahin. Ein dichter Wolkenschleier hat den Mond verdeckt und die am Ufer sich erhebenden alten Eichen und Föhren lassen das Rohrdickicht noch finstrer erscheinen; trotzdem hören wir den Gesang eines Vogels, und seine vollen starken wechselreichen Töne dünken uns wol als das schönste Vogellied, welchem wir jemals gelauscht. Wenn dann der Mond voll hervortritt und sein Silberlicht über den Wasserspiegel ergießt, so singt die Rohrdrossel emsig weiter und zuweilen die ganze Nacht hindurch. Aber am nächsten Morgen gleichfalls und zu jeder Tageszeit bis zum Abend hören wir den großen Rohrsperling, wie der Volksmund ihn auch nennt, und zwar von Anfang Mai bis zur Mitte des Monats Juni. Dann sehen wir bald, wie der Vogel zwischen den Rohrstengeln hurtig dahinschlüpft, hier und da in die Höhe klettert, ruckweise und in Bogenlinien dahinfliegt. Tak, tak lautet sein Lockton mit eigenthümlichem Knarren, und wenn er an einem Halm sich haltend mit gesträubten Stirnfedern, aufgeblasner Kehle, gespreiztem Schwanz und hängenden Flügeln eifrig singt, so gewährt er uns ein anziehendes Bild.
Der Drosselrohrsänger ist an der ganzen Oberseite gelblichrostgrau, mit gelblichweißem Augenbrauenstreif, grauem Nackenfleck; Flügel und Schwanz sind fahlbraun, jede Feder heller gesäumt; die Kehle ist hellgrau, die Brust- und Bauchseiten sind rostgelb überlaufen und die ganze übrige Unterseite ist grauweiß; der Schnabel ist hornbraun, schwarz beborstet, die Augen sind hellbraun, die Füße dunkelfleischfarben mit gelben Sohlen. Das Weibchen ist nur wenig Heller, mehr gelblich und der aschgraue Fleck im Nacken fehlt ihm. In der Größe bleibt dieser Rohrsänger nur wenig hinter der Singdrossel zurück, doch erscheint er schlanker und seine Flügel sind kürzer (Länge 21 cm; Flügelbreite 29 cm; Schwanz 8 cm).
In ganz Mittel- und Südeuropa bis nördlich nach Schweden, auch in Westasien ist er heimisch, doch nirgends häufig zu finden. Er bewohnt die Rohrdickichte auch unmittelbar neben und selbst die Teiche innerhalb der Ortschaften; zuweilen sieht man ihn in den Kronen der am Wasser stehenden Weiden- und Erlenbäume und ebenso in solchem Gebüsch. Libellen, Eintagsfliegen, Mücken u. a., deren Larven im Wasser leben, bilden seine Hauptnahrung und harte Kerbthiere, Käfer u. a. nimmt er wol nur beiläufig. Während er bereits zu Ende des Monats April ankommt, nistet er doch erst zum Beginn oder zur Mitte des Monats Juni. Das Nest steht selbst über dem kleinsten Tümpel, wenn nur wenig Rohr vorhanden ist, zuweilen sogar über einem ausgetrockneten Graben zwischen drei bis fünf Stengeln angehängt. Herr Alexander Bau fand es auch in einem Weiden- und einandermal in einem Erlenbusch. Es wird, wie S. 50 beschrieben, hergestellt. Die Eier sind bläulich oder lichtgrün, dunkelaschgrau und grünlichbraun bespritzt. Das Jugendkleid ist nur etwas düstrer als das des alten Weibchens. Im August oder September zieht er, nachts von Wasser zu Wasser wandernd, bis Mittelafrika.
Als Stubenvogel ist diese Art, wenn auch keineswegs ein hervorragender Sänger, so doch ein angenehmer gefiederter Gast, recht geschützt, aber nur selten zu erlangen. Seine weiteren Namen sind: Bruch-, Rohr-, Schilf- und Weidendrossel, Fluß- und Wassernachtigal, großer und ungarischer Rohrsänger, Rohrschirf, Rohrschliefer und Rohrvogel.
Tafel IX, Vogel c.
Tafel IX. Rohrsänger:
a. Schilfrohrsänger(8ylvia schoenobaenus, L.),
b.Drosselrohrsänger (8. turdoides, L.),
c. Teichrohrsänger (S. arundinacea, Gmel.)
Von dem vorigen fast nur durch die erheblich geringre Größe zu unterscheiden, erscheint er an der ganzen Oberseite gelblichrothbraun mit hellrostgelbem Augenbrauenstreif, am Oberhals bräunlichgelb; Flügel und Schwanz sind düsterbraun, jede Feder Heller gesäumt; der Bürzel ist gelblichrostroth; die Kehle ist reinweiß, Brust- und Bauchseiten nebst den Schenkeln sind rostgelblichweiß und die ganze übrige Unterseite ist röthlichgelbweiß; der Schnabel ist dunkelbraun, die Augen sind dunkelbraun und die Füße röthlichgelb. Das Weibchen ist nicht zu unterscheiden. (Länge 14 cm; Flügelbreite 20 cm; Schwanz 5,8 cm.)
In ganz Europa bis Schweden, sowie auch in Nordwestafrika und Asien ist dieser kleine Rohrsänger heimisch; während er aber in Deutschland nur hier und da, so ist er in Holland überall sehr häufig zu finden. Etwa in der Mitte des Monats April, je nach der Witterung auch etwas später, erscheint er allenthalben dort, wo an Landseen und Flüssen, Rohr und Schilf nebst Weidengebüsch dichte Dickichte bilden, nicht selten sehen wir ihn aber auch auf den Bäumen am Ufer, doch niemals weit vom Wasser entfernt. Überaus lebhaft und beweglich klettert er gewandt an den Stengeln, hüpft mit eingezognem Halse und gesträubtem Gefieder durch das Schilf und Rohr. Sein Lockton erschallt schüt, schüt und in der Erregung schnarrt er sonderbar, indem er die Schwanzfedern ruckweise spreizt. Mit aufgeblasener Kehle, den Schnabel eifrig bewegend, läßt er eher Geschwätz als wirklichen Gesang eifrig den ganzen Tag hindurch, jedoch nur im Monat Juni erschallen. Der Gesang ist dem des Drosselrohrsängers ähnlich, doch wird er in höheren Tönen, aber noch weniger kunstfertig vorgetragen. Das Nest hängt meistens über dem Wasser an Rohrstengeln befestigt, doch auch sehr häufig steht es in allerlei Sträuchern, wie Haselnuß, Flieder, Berberitzen und selbst in kleinen Kiefern, sogar auf den niederen Ästen alter Bäume. Die Eier sind hellbläulichgrün, aschgrau und olivenbraun gepunktet und gefleckt, aber auch abweichend bräunlichweiß, dunkelbraun gefleckt mit einem Fleckenkranz am stumpfen Ende. Das Jugendkleid ist dem der Alten fast gleich, nur wenig heller rostgelb; die Füße sind bleigrau. Im August zieht er familienweise fort und wandert zur Überwinterung bis Südafrika. Als Stubenvogel hat er nur geringe Bedeutung; er wird durchaus ebenso wie die anderen gefangen, eingewöhnt und verpflegt. Er heißt auch kleiner Rohrsänger, braungelbe, kleine und Rohrgrasmücke, Rohrschmätzer, Rohrschlüpfer, Rohrspötter, Rohrzeisig, Schilfschmätzer, Teichsänger, Wasserdornreich, Weidenmücke und Weidenpicker.
Tafel VIII, Vogel [a].
Tafel VIII. Sängerfürsten:
a. Sumpfrohrsänger (Sylvia palustris, Bechst.),
b. Sprosser (S. philomela, Bechst.),
c. Nachtigal (S. luscinia, L.)
Auf dieser Tafel sind leider die Buchstaben verwechselt worden: der oberste Vogel ist die Nachtigal und der unterste der Sumpfrohrsänger.
Hoch obenan zunächst unter den Rohrsängern, aber nicht unter ihnen allein, sondern auch ebenbürtig unter den Sängerfürsten, neben Nachtigal und Sprosser, stellt man diesen anscheinend unbedeutenden Vogel. Der Sumpfrohrsänger zählt zu den kleineren unter allen Verwandten und gleicht auf den ersten Blick dem Gartenlaubvogel, mit dem er auch vielfach verwechselt wird.
Er ist an der ganzen Oberseite olivengrünlichgrau mit mattgelblichweißem Augenbrauenstreif; Flügel und Schwanz sind dunkelgraubraun und jede Feder ist heller gesäumt; der Bürzel ist hellgrau; die Kehle ist reinweiß, die übrige Unterseite ist düstergelblichweiß, Brust- und Bauchseiten sind wahrnehmbarer gelb; der Schnabel ist hellbraun mit orangegelben Winkeln, die Augen sind kastanienbraun und die Füße gelblichroth. Das Weibchen ist nicht verschieden (Länge 14,4 cm; Flügelbreite 21 cm; Schwanz 6 cm).
Er gehört zu den sehnlichst erstrebten Lieblingen der Gesangskenner. Sein Lied ist reich an angenehmen melodischen Flötentönen, dem des Gartenlaubvogels und denen mancher Grasmücken ähnlich, doch entschieden bedeutender, auch wird es mit den ungemein treu nachgeahmten Strofen anderer Sänger wollautig durchwebt und fleißig den ganzen Tag sowie auch in mondscheinheller Nacht und von der Ankunft im Beginn des Monats Mai bis gegen den Juli hin vorgetragen. Im ganzen gemäßigten und südlichen Europa, wie auch in Nordafrika und Westasien ist diese Art zu finden, jedoch nur einzeln, selten und an bestimmten Örtlichkeiten. Mit Rohr und Schilf durchwachsenes Gebüsch, Weidendickichte, aber auch Viehweiden und Wiesen mit einzelnen Sträuchern, selbst Gemüseäcker und Gärten bilden ihre Aufenthaltsorte. Ruhelos, im Fliegen und Klettern ungemein gewandt und hurtig, bewegt der Sumpfrohrsänger sich immer im Dickicht und dann ist er auch nur für den Kundigen an dem Lockton schä, schä zu erkennen. Das Nest steht zu Mitte oder Ende des Monats Juni in einzelnen kleinen Sträuchern, auch im hohen Kraut von Ampfer, Nesseln, Weiderich u. a., niemals über dem Wasser, meistens niedrig am Boden, zwischen den Stengeln aufgehängt, und es ist aus gleichen Stoffen und dem des Drosselrohrsängers ähnlich erbaut. Die Eier sind bläulichgrau oder bläulichweiß, fein grau gepunktet, olivengrünlichbraun oder braunschwarz gefleckt und gestrichelt. Das Jugendkleid unterscheidet sich kaum merklich von dem des alten Vogels. Zum September nachts wandernd, zieht er nicht soweit südlich wie der Teichrohrsänger. In allem übrigen aber, sowol in der Ernährung als auch im ganzen Wesen gleicht er den Verwandten, insbesondre dem letztgenannten; als Stubenvogel aber hat er die höchste Bedeutung unter allen. Man soll ihn nur im Frühling fangen, aber sogleich nach der Ankunft und nicht später, weil er sonst leicht zugrunde geht, auf einem abgelauschten Lieblingssitz mit Leimrute oder mit dem Schlaggarn mit einem Mehlwurm als Köder. Hinsichtlich der Eingewöhnung, Fütterung und ganzen Verpflegung gilt das beim Gartenlaubvogel Gesagte; der Käfig muß nach dem Fenster hin verhüllt sein. In der Regel beginnt er selbst bei größter Sorgfalt erst im Monat Mürz zu singen und hört schon gegen den Monat Juli hin auf. Trotz seiner Beliebtheit bei den Gesangskennern ist er im allgemeinen nicht viel bekannt; er hat nur wenige Namen: Rohrgrasmücke, Schilfgrasmücke, Rohrschmätzer, olivengrauer Rohrschirf, Spitzkopf, Sumpfschilfsänger und Weiderich.
Tafel IX, Vogel a.
Tafel IX. Rohrsänger:
a. Schilfrohrsänger(8ylvia schoenobaenus, L.),
b.Drosselrohrsänger (8. turdoides, L.),
c. Teichrohrsänger (S. arundinacea, Gmel.)
In ganz Europa bis Schweden, ferner auch in Nordafrika und Asien heimisch, wird dieser Rohrsänger bei uns in Deutschland nur stellenweise gefunden, während er in Holland überall häufig ist.
Er erscheint an der ganzen Oberseite fahlgrünlichbraun und schwarzbraun gefleckt mit gelblichweißem Augenbrauenstreif; der Hinterrücken ist gelblich rostroth überlaufen; die Flügeldecken und Schwanzfedern sind dunkelbraun, heller gesäumt; Zügelstreif und Wangen sind braun, die Kehle ist reinweiß mit röthlichgelben Seiten; die ganze übrige Unterseite ist düstergelblichweiß und die untere Schwanzseite bräunlichgelb, jede Feder breit gelblichweiß gerandet; der Schnabel ist hornbraun mit gelben Winkeln, die Augen sind hellbraun und die Füße graugelb. Das Weibchen ist an blasseren Farben und geringerer Größe kaum zu unterscheiden. In der Größe ist er dem vorigen gleich.
Die flachen Ufer aller Gewässer, welche mit Binsen, Seggen und allerlei anderm, niedrigem und dichtem Pflanzenwuchs bestanden sind, daher auch Sümpfe, weniger Rohrdickichte, bilden den Aufenthalt dieser Art. Hier kommt sie zu Ende des Monats April an, lebt sehr verborgen und erscheint daher seltner als sie in Wirklichkeit ist. Lebhafter als die anderen, schlüpft sie ungemein gewandt durch das Gestrüpp, und bei großer Aufmerksamkeit hören wir ihre schnalzenden Locktöne tak, tak; dann sitzt das Männchen oft auf den Spitzen der Sumpfkräuter oder Gebüsch, klettert und läuft hurtig, fliegt unregelmäßig ruckweise, steigt dann singend in schiefer Richtung empor und läßt sich langsam herab. Sein einfacher Gesang besteht in steigenden und fallenden Flötentrillern. Allerlei kleine Kerbthiere und nebenbei auch Hollunderberen bilden seine Nahrung. Das Nest steht zwischen den Stengeln der Sumpfpflanzen, auch im Grase an der Erde oder im Weiden-, Bromber- u. a. Gebüsch und enthält grünlichweiße, röthlichbraun bespritzte und gestrichelte Eier. Im Jugendkleid ist dieser Rohrsänger nur an der Oberseite dunkler gefleckt und im Ganzen etwas mehr gelblich als die Alten, auch seine Füße sind blasser. Erst spät, zu Ende des Monats Juni beginnt die Brut und zum Oktober hin wandert die Familie südwärts, um in Mittelafrika zu überwintern. Für die Liebhaberei an Stubenvögeln hat er nur geringe Bedeutung und wenn er beiläufig gefangen wird, so gilt hinsichtlich seiner Eingewöhnung und ganzen Verpflegung das bei den Vorigen Gesagte; man bringt ihn zunächst mit gebundenen Flügeln in einen verhängten oder mit Binsen durchflochtnen Käfig. Rohrschmätzer, kleiner Rohrschirf, Schilfgrasmücke, brauner oder olivenbrauner Spitzkopf, Uferschilfsänger, Wasserweißkehlchen, bunter und gefleckter Weiderich sind seine übrigen Namen.
Der kleinste unter allen Rohrsängern ist am Oberkopf dunkelbraun gestreift, mit schmalem weißen und darüber schwarzem Augenbrauenstreif und braunen Wangen; Rücken und Schultern sind dunkelbräunlichgelb, jede Feder ist breit schwarzbraun längsgestreift; der Unterrücken ist rostgelb, dunkel gestrichelt; die Flügel und der Schwanz sind dunkelbraun, jede Feder rostgelb gesäumt und gekantet; die Kehle ist gelblichweiß, die Oberbrust rostgelb, fein braun gestrichelt, Mittelbrust und Bauch sind gelblichweiß; der Hinterleib ist weiß, dunkelgelblich überflogen, die Seiten und Schenkel sind rostgelb; der Schnabel ist dunkelbraun mit röthlichgelben Winkeln und starken schwarzen Bartborsten, die Augen sind dunkelbraun, die Füße gelblichfleischroth. Das Weibchen ist kaum zu unterscheiden, nur matter in den Farben. (Länge 13,3 cm; Flügelbreite 19 cm; Schwanz 4,7 cm.)
Gegen den Beginn des Monats Mai kommt dieser Rohrsänger in seiner Heimat, dem mittlern und südlichen Europa an; bei uns in Deutschland aber finden wir ihn noch seltner als die anderen Arten; ich habe ihn nur einmal und zwar im Spreewald beobachtet. In Brüchern, Sümpfen, Moren, auf großen sumpfigen Wiesen, mehr in niedrigem Schilf-, Seggen-, auch Weidendickicht u. a. als im hohen Rohr schlüpft er behend und hurtig, läuft gewandt und schnell, fliegt schnurrend ruckweise, ist ungemein scheu und daher schwierig zu bemerken. Vorzugsweise Mücken und andere fliegende kleine Kerbthiere bilden seine Nahrung. Der Lockton erschallt schmatzend tak und der Gesang schwirrend und schnarrend, doch mit angenehm flötenden Tönen. In Seggenstauden oder im hohen Grase, an den Stengeln hängend, steht das kleinere und zierlichere Nest, welches sich sonst von dem der Verwandten nicht unterscheidet und grüngelblichweiße, mattbraun gepunktete und gestrichelte, meistens mit Fleckenkranz am stumpfen Ende gezeichnete Eier enthält. Das Jugendkleid ist nur düstrer als das der Alten gefärbt. Nach der Brut, welche bereits zu Ende des Monats Mai vor sich geht, streicht die Familie bis zum September umher und dann wandert sie bis tief nach Afrika hinein. In allen übrigen Eigenthümlichkeiten unterscheidet sich dieser nicht von dem anderen Rohrsängern, doch ist er etwas zarter und daher auch als Stubenvogel empfindlich und weichlich. Nur für besondere Liebhaber hat er als solcher Werth. Er heißt auch noch Binsensänger, gemeiner Rohrsänger, Rohrgrasmücke, Rohrschirf und Rohrvogel, Schilfschmätzer, gestreifter Spitzkopf, gelber Schwirl und Weiderich.
Wenn wir zur Frühsommerzeit in Laubholzwäldern in dichtem, von hohem Gras durchwachsenen Gebüsch, in der Nähe eines Gewässers oder Sumpfs am späten Abend bis zur Mitternacht hin oder wiederum in der Morgendämmerung den Stimmen der gefiederten Welt lauschen, dann auf den sanften Lockton tzek, tzek, bei einer hastigen Bewegung warnend scharf zitt, zitt und in der Erregung zill, zill, achten und uns nun eine Zeitlang laut- und bewegungslos verhalten, so hören wir wol den wunderlichen Gesang dieses Vogels, einen eintönigen, lange anhaltenden Triller, welcher dem Schwirren der großen grünen Heuschrecke ähnlich erschallt und ihm den Namen eingetragen hat. Beitage sehen wir ihn dann, wie er ungemein unruhig, doch scheu und versteckt durch das Gebüsch dicht über dem Boden her schlüpft und klettert, schrittweise und hurtig auf der Erde läuft und gewandt dahinfliegt.
Er gehört wiederum zu den kleinsten unter seinen Verwandten und ist an der ganzen Oberseite grünlichbraungrau gefärbt, an Oberkopf, Hinterhals und Rücken mit länglichen schwarzbraunen Flecken gezeichnet; sein schwacher undeutlicher Augenbrauenstreif ist weiß und der Zügelstreif hellgrau; die Flügel sind dunkelbraun, jede Feder grünlichgrau gekantet; die Schwanzfedern sind fahlbraun, heller eingefaßt; Kehle und Gurgel sind schwach gelblichweiß, die Brust- und Bauchseiten röthlichweiß; die untere Schwanzseite ist düstergelblichweiß mit bräunlichen Schaftstrichen, die ganze übrige Unterseite ist weiß, röthlichgelb überflogen; der Schnabel ist gelblich mit brauner Spitze und röthlichgelben Winkeln, die Augen sind braun und die Füße düstergelblich. Das Weibchen ist nur unmerklich blasser gefärbt und kleiner. Die Länge beträgt 13,5 cm; Flügelbreite 19,5 cm; Schwanz 6 cm.
Ganz Süd- und Mitteleuropa, sowie Südasien bilden seine Heimat; er ist also weit verbreitet, aber fast überall recht selten. Er liebt mehr den Wald als die anderen Arten, doch finden wir ihn auch, wenigstens zeitweise, auf Wiesen, Feldern und in Gärten. Immer im niedrigen Gesträuch, welches mit Gras durchwachsen ist, steht das Nest unmittelbar auf der Erde, auf einer Unterlage von trocknem Gras und Mos nicht sehr künstlich errichtet, aber überaus versteckt mit röthlichweißen oder braunröthlichen, fein graubraun und violettroth gepunkteten und gestrichelten, zuweilen mit einem Fleckenkranz gezeichneten Eiern. Es wird übrigens bei Störung vorzugsweise leicht verlassen, und wenn nicht, so schlüpfen die Jungen in ihrer Ängstlichkeit doch meistens sehr früh hinaus, um sich im dichtesten Gestrüpp zu verbergen. Sie sind nur düstrer und matter als die Alten gefärbt und an der Brust erscheinen sie gefleckt. Meistens wird angenommen, daß diese Art zweimal und zwar im Mai und Juni niste. Alex. Bau sagt aber, daß es nach seinen Erfahrungen nur einmal geschehe und zwar je nach dem Alter des Pärchens etwas früher oder später, gegen Ende des Monats Mai bis zur Mitte des Juli. Zum September hin zieht die Familie südwärts zur Überwinterung nach Afrika, und in der Mitte des Monats April kehren sie einzeln zurück. Als Stubenvogel hat diese Art gleich der vorigen nur gelegentlichen Werth und inbetreff ihrer gilt daher auch alles von jener Gesagte. Buschrohrsänger, Buschsänger, Grashüpfer, Grillensänger, Heuschreckenlerche, Heuschreckensänger, pieperfarbner Rohrsänger, lerchenfarbner Spitzkopf und Schwirl.
erscheint an der ganzen Oberseite grünlichbraungrau, mit schmalem, weißlichem Augenbrauenstreif; die Kopfseiten sind gelblich grau, mit Längsflecken gezeichnet, die Wangen sind bräunlich gelb; die Flügel sind dunkelbraun und jede Feder ist heller gesäumt; die Schwanzfedern sind braun, röthlichgrau gesäumt; die Kehle ist weiß, fahl braungrau gefleckt und die ganze Unterseite ist düstergelblichweiß; der Schnabel ist hornbraun mit gelben Winkeln, die Augen sind dunkelbraun, die Füße düsterfleischroth. Das Weibchen ist schwierig zu unterscheiden, nur kaum bemerkbar kleiner. Nächst der Rohrdrossel ist er der größte Rohrsänger (Länge 14,7 cm; Flügelbreite 23,5 cm; Schwanz 6,2 cm).
In Südeuropa und Nordafrika heimisch, ist er in Deutschland nur an einzelnen Orten, an der Elbe oder Memel u. a. bemerkt worden; am häufigsten kommt er in Österreich-Ungarn, Polen und Rußland vor. Erlenbrücher, Waldwiesen mit vielem Weidengebüsch, auch Buchenholzschläge, aber immer in der Nähe des Wassers, beherbergen ihn und hier tummelt er sich überaus lebendig, hurtig und gewandt, auch garnicht scheu umher, in allen Bewegungen den Verwandten gleich. Leise täk, tük lockend, steigt er an einem hohen Pflanzenstengel empor und läßt dann seinen unbedeutenden, dem Schwirren des vorigen ähnlichen Gesang ertönen. Auch sein Nest steht auf dem Boden im dichten Gestrüpp und Gras versteckt und ist bald lose und leicht, bald zierlich und fest geflochten und wie das der Verwandten geformt. Röthlichweiße, roth- oder gelblichbraun bespritzte und gestrichelte Eier bilden das Gelege und das Jugendkleid ist nur düstrer gefärbt als das der Alten. Spät ankommend und früh wandernd, erscheint er erst zu Mitte des Monats Mai und zieht gegen den September hin zur Überwinterung nach Afrika. In der Lebensweise, Ernährung und allem übrigen stimmt er mit dem Heuschrecken-Rohrsänger überein. Als Stubenvogel hat er eigentlich noch geringre Bedeutung. Er wird auch Leierer, Rohrsänger, Rohrschirf und Spitzkopf mit gefleckter Kehle, grünlichgrauer Spitzkopf und großer Schwirl genannt.
zählt eigentlich kaum zu den Vögeln unsrer Heimat, denn seine Verbreitung erstreckt sich über Südeuropa; doch kommt er in Holland, Südrußland, sodann aber auch in den Donauländern und Galizien vor. Daher muß ich ihn wenigstens beiläufig hier erwähnen.
Er ist an der ganzen Oberseite roströthlicholivengrün; ein schmaler Augenstreif ist hell; die Schwingen und Schwanzfedern sind dunkler bräunlich; Schnabelwinkel und Kehle sind röthlichweiß, Unterkehle mit einigen matten, rostbraunen Spitzflecken; die ganze übrige Unterseite ist hell olivengrünlich rostfarben, die Bauchmitte röthlichweiß und die unteren Schwanzdecken sind ebenso gesäumt; der Oberschnabel ist braunschwarz, der Unterschnabel gelblich; das Auge ist kastanienbraun, und die Füße sind gelblichfleischfarben. In der Größe bleibt er ein wenig hinter dem vorigen zurück (Länge 14 cm; Flügelbreite 21 cm; Schwanz 6 cm).
Gleich den Verwandten hält er sich ausschließlich im Rohr auf, und so ist er auch in der Lebensweise, Brut und Gesang nebst allen übrigen Eigenthümlichkeiten ihnen, vornehmlich dem Flußrohrsänger, ähnlich. Begeisterte Liebhaber unserer einheimischen Vögel halten diesen, seinem wissenschaftlichen Namen nach der Nachtigal ähnlichen Rohrsänger, der auch Rohrschwirl genannt wird, sehr gern, trotzdem er weder als Singvogel vorzugsweise werthvoll ist, noch andere Eigenthümlichkeiten hat, welche ihn über die Verwandten besonders hervorheben könnten. Gleiches ist aber bei allen in Südeuropa heimischen Vögeln mehr oder minder der Fall, welche unseren hervorragenden Sängern nahestehen und die gelegentlich und einzeln zu uns in den Handel gelangen.