Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Wasserläufer ( Totaninae)

als ungemein zierlich und anmuthig. Sie haben folgende besondre Kennzeichen:

Von schlanker Gestalt, sehen sie verhältnißmäßig noch kleiner aus, als sie in Wirklichkeit sind, weil sie glatt anliegendes Gefieder haben, dessen schlichte Färbung kein eigentliches Prachtkleid zeigt, obwol es zweimal im Jahr wechselt, zum Winter hin düstrer werdend. Die Geschlechter sind nicht verschieden gefärbt. Im Daunenkleid sind sie gelblichbraun, dunkler gefleckt. Der Schnabel ist so lang oder noch länger, als der verhältnißmäßig kleine Kopf, nach der harten Spitze hin dünn zulaufend und schwach nach unten gebogen. Die Flügel sind lang und schmal. Die erste Schwinge ist am längsten. Der Schwanz ist kurz, verschieden gestaltet und aus zwölf Federn gebildet. Die verhältnißmäßig hochstehenden Füße sind bis über die Fersen nackt.

Sie sind vornehmlich im Norden heimisch, kommen als Wanderer bei uns durch und mehrere Arten sind auch Brutvögel. Im allgemeinen theilen sie den Aufenthalt der Schnepfen und manche sind auch an feuchten Stellen in Wäldern zu finden; immer aber mehr im Binnenlande, als am Seestrand. Sie trippeln nicht wie die Verwandten, sondern gehen schrittweise, laufen aber auch hurtig, fliegen gewandt und rasch, schwimmen und tauchen zugleich gut. Ihre Locktöne sind wohllautend, hochflötend. Meistens sind sie scheu. Das Nest steht in Sümpfen und auf Wiesen, zuweilen jedoch auch auf niedrigen Bäumen, Weidenköpfen u. a., und enthält fast regelmäßig vier Eier, welche olivengrün und braungrau gefleckt sind und vom Weibchen allein erbrütet werden. Nach der Brut sammeln sie sich gewöhnlich zu vielköpfigen Paren an. In der Ernährung und allem übrigen sind sie mit den eigentlichen Schnepfen übereinstimmend. Als Jagdvögel haben sie keine Bedeutung, denn ihr Wildbret ist nicht schmackhaft; und als Käfigvögel oder in zoologischen Gärten findet man sie nur ausnahmsweise und einzeln; dann aber dauern sie, an entsprechendes Mischfutter gewöhnt, gut aus.


Der rothschenkelige Wasserläufer ( Totanus calidris, L.)

ist an Kopf und Hals schwarz, am erstern hellbräunlich, am letztem röthlichbraungrau gestreift und gefleckt; der Rücken ist hellbraun, schwarzbraun gefleckt, Unterrücken und Bürzel sind weiß, letztrer schwarz gestreift; die Schwingen sind schwarz, auf den zweiten steht ein weißer Spiegel, die Flügeldecken sind graubraun, heller gesäumt, die Schulterdecken sind dunkelbraun, heller rostroth gefleckt; die vier mittleren schwärzlich gebändert; die Augengegend ist düsterbräunlichweiß; die Unterseite ist reinweiß, an den Hals-, Brust- und Bauchseiten schwarzbraun gefleckt und gestreift; die unteren Schwanzdecken sind weiß, braun quergefleckt; der Schnabel ist schwarz, am Grunde roth, die Augen sind braun, die Füße hellroth. Er ist etwa von Drosselgröße (Länge 25–27 cm; Flügelbreite 49–50 cm; Schwanz 6–7 cm).

Über ganz Europa und einen Theil Asiens erstreckt sich seine Verbreitung und bei uns ist er häufig in Mittel- und Süddeutschland. Immer auf dem Boden steht sein Nest zwischen Gras und Kraut versteckt. Gambette, Rothbein, -Fuß, und -Schenkel, Tütschnepfe, Gambett- und Wasserläufer und Züger lauten seine übrigen Namen.


Der Teichwasserläufer ( Totanus stagnatilis, Bechst.)

ist am Oberkörper hellbräunlichaschgrau, schwarzbraun gestrichelt und gefleckt; die Augengegend ist weiß; der Schnabel ist schwarz, die Augen sind braun, die Füße grünlichgrau, an den Gelenken gelblich. In allem übrigen ist er dem vorigen ähnlich, nur etwas kleiner (Länge 24 cm).

Seine Heimat erstreckt sich über das östliche Europa und Nordasien; in Deutschland ist er selten, dagegen häufig in Ungarn. Sein Nest steht auf dem Boden.


Der gepunktete Wasserläufer ( Totanus ochropus, L.)

ist olivengrünlichbraun, an Kopf und Hals jede Feder weiß gesäumt; der Rücken ist weiß gepunktet; der Zügel ist braun, ein Streif über dem Auge weiß; der Flügelrand und die Schwingen sind dunkelbraun; die oberen Schwanzdecken sind reinweiß; der Schwanz ist weiß, an der Endhälfte braun quer gefleckt; die ganze Unterseite ist weiß, an Hals und Brust braun gefleckt; der Schnabel ist grünlichschwarz, die Augen sind braun, die Füße grünlichgrau. Er ist etwas kleiner als der vorige.

Über ganz Europa erstreckt sich seine Verbreitung, auch in Asien und Nordafrika ist er heimisch; in Deutschland ist er häufiger als die anderen. Seine Locktöne erschallen dick, dick und flötend dluit. Das Nest steht am Boden unter Gras und Gebüsch, aber auch zuweilen in alten Krähennestern u. a. Im Gegensatz zu dem der anderen gilt sein Wildbret als wohlschmeckend. Er heißt auch: Dluit, Grünbeinlein, Grünfüßl, Steingällel, punktirter und Tüpfel-Wasserläufer, Wasserschnepfe und Weißsteiß.


Der Bruch-Wasserläufer ( Totanus glareola, L.)

ist an der ganzen Oberseite schwarzbraun, grünlich scheinend, an Kopf und Hals röthlichweiß und grau gestreift, am Rücken heller grau und weiß gefleckt; Augenbrauenstreif, Kopf und Halsseiten sind weiß, fein braun gefleckt; der Bürzel ist reinweiß; die Schulterdecken sind weiß, fein braun quergebändert; die oberen Schwanzdecken und die Schwanzfedern sind weiß, dunkelquergebändert; Unterhals und Oberbrust sind weiß, braunlängsgestreift, Unterbrust und Bauch sind reinweiß; der Schnabel ist schwarz, am Grunde grünlich, die Augen sind dunkelbraun, die Füße grünlichgelb. In der Größe ist er mit dem vorigen übereinstimmend.

Seine Verbreitung erstreckt sich mehr über Nord- und Mitteleuropa und nur auf dem Zuge kommt er durch ganz Europa bis weit nach Afrika hinein, vor; bei uns in Deutschland ist er stellenweise sehr häufig. Titirlit erschallen seine Rufe. Immer steht das Nest am Boden. Er heißt auch: Giff, Waldjäger und Wald-Wasserläufer.

Nur als Wanderer aus dem Norden, jedoch zeit- und stellenweise sehr zahlreich in unsrer Heimat, kommen noch zwei Arten vor und zwar: der dunkle Wasserläufer ( Totanus fuscus, L.) oder Mor-Wasserläufer und der helle Wasserläufer ( T. glottis, L.), auch Glutt und Grünschnabel genannt.


Der Flußuferläufer ( Actitis hypoleucus, L.).

Als nahe verwandt reihe ich hier einen Vogel an, der sich nur dadurch von den Wasserläufern unterscheidet, daß er nicht so hochbeinig und daß sein Schnabel nach der Spitze zu ein wenig verdickt ist; der Schwanz ist breit und gerundet und ein wenig länger.

An der ganzen Oberseite ist der Flußuferläufer bräunlichgrau, schwach grünlich und röthlich scheinend, dunkler gestrichelt und zickzackstreifig; ein Streif über dem Auge und die Wangen sind weiß; die Schwingen sind reinbraunschwarz, über den Flügel ziehen sich zwei weiße, spitz ineinander laufende Querstreifen; die Schwanzfedern sind weiß, schwärzlich gestreift, die mittleren braungrau, schwarz gestrichelt und gefleckt und roströthlichgelb gekantet; die ganze Unterseite ist weiß, an den Hals- und Brustseiten bräunlich gestreift; der Schnabel ist schwärzlichgrau, am Grunde heller, die Augen sind braun, die Füße sind röthlichgrau, an den Gelenken grünlich. Das Weibchen ist übereinstimmend, nur kleiner. Das Winterkleid ist düstrer. In der Größe steht er etwa den kleinen Wasserläufern gleich (Länge 20–21 cm).

Auch seine Verbreitung erstreckt sich über ganz Europa und bei uns ist er am häufigsten an den mit niedriger Waldung und Wiesen umgebenen Flüssen und Strömen; an den Ufern stehender Gewässer sieht man ihn dagegen nur auf dem Zuge. Im Gegensatz zu den Verwandten sitzt er zuweilen auch auf Baumzweigen und im Gebüsch. Im Wesen und besonders in den Bewegungen ist er den Strandläufern ähnlich, doch lebt er nicht wie jene gesellig; er ist sehr scheu, läuft flink, schwanzwippend, und fliegt hurtig dicht über dem Wasser davon. Aus Halmen, Gräsern, trocknem Laub u. a. ist das Nest sorgfältiger geschichtet und gerundet, als das aller übrigen. Die Eier sind düster rostgelblich, grau, violett- und rothbraun gepunktet. In wohltönendem Flöten, jiht und sididit, trillartig, bestehen seine Parungsrufe. Hier und da ist er als Wildbret geschätzt. In der Gefangenschaft wird er nur zufällig und beiläufig gehalten und er zeigt sich recht ausdauernd und wird sehr liebenswürdig. Man nennt ihn auch: Fisterlein, Knellesle, Pfeiferle, Sandpfeifer, Steinpfeifer und Steinpicker.


Der Kampfläufer ( Machetes pugnax, L.)

Zu den, für den Blick des Naturfreunds und insbesondre des harmlosen Liebhabers am auffallendsten und wunderlichsten erscheinenden Vögeln gehört der Kampfhahn, welcher wie ein Ritter ohne Furcht und Tadel fortwährend gegen Seinesgleichen in die Schranken tritt. Als besondres Kennzeichen, das ihn von den Verwandten unterscheidet, dürfte kaum etwas bemerkenswerther sein, als die seltsame Federbildung an Nacken und Hals.

Zur beginnenden Brutzeit hin bekommt das Männchen hier nämlich weitverlängerte und verbreiterte Federn, welche beweglich sind, so daß sie gesträubt werden können und dann gleichsam einen Schild bei den Kämpfen bilden. Außerdem hat der Kampfhahn dann um den Schnabel herum sonderbare Warzen und schließlich zeigt er im Hochzeitskleid so absonderliche, wechselreiche Farben, daß er sich dadurch einerseits von allen Verwandten durchaus unterscheidet und daß er andrerseits in dieser Färbung, bei der keiner dem andern gleicht, einzig unter allen Vögeln überhaupt dasteht. Eigentlich kann nur angegeben werden, daß die Oberflügel braungrau, der Schwanz schwarzgrau an den mittleren Federn gefleckt und der Bauch weiß ist. Alle übrigen Körpertheile wechseln in der mannigfaltigsten Weise in der Färbung, von Braun, Schwarz, Weiß in vielerlei Schattirungen und den verschiedensten Zeichnungen. Der Schnabel ist grüngelb, doch wechselt er gleichfalls bis rothgelb, die Augen sind braun und die Füße röthlichgelb. Das Weibchen ist beträchtlich kleiner, bräunlichgrau, schwarz gefleckt und gebändert, und auch seine Zeichnungen sind mannigfaltig. In der Größe steht er etwa einer kleinen Taube gleich (Länge 30 cm; Flügelbreite 62–64 cm; Schwanz 8–9 cm). Das Winterkleid ist an der ganzen Oberseite braungrau, jede Feder mit schwarzem Mittelfleck; Kopf, Hals und Oberbrust sind reinerbraungrau; über den Flügel zieht sich eine weiße Binde; die ganze Unterseite ist weiß: die verlängerten Hals- und Nackenfedern fehlen. Das Jugendkleid ist an der Oberseite dunkelroströthlichgelb, schwarz gefleckt; der Augenbrauenstreif ist gelblichweiß; die Schwingen sind schwarz, die vordersten weiß geschäftet; die kleinen Flügeldecken sind braunschwarz, weiß gesäumt; die Kehle ist weiß, Vorderhals und Oberbrust sind roströthlich gelbgrau; die übrige Unterseite ist weiß; Schnabel und Augen sind schwarz, die Füße grüngelb.

Im gemäßigten Europa und einem Theil von Asien heimisch, kommt er auf dem Zug in ganz Europa, sowie dem größten Theil von Asien und Afrika vor. Bei uns kehrt er spät, erst im April ein und wandert früh, bereits im August und September wieder von dannen. Im Mai tummeln sich die Hähne auf besonderen Plätzen in der Nähe der Brutorte, fortwährend hitzig, doch im Grunde sehr harmlos mit einander kämpfend, umher und ihre Rufe erschallen dabei heiser kak, kak. Im nördlichen Deutschland ist er hier und da recht häufig zu finden. Weite Sümpfe und baumlose Brücher in der Nähe der Seeküsten sind seine Brutorte. Hier steht das Nest zwischen Gras und Gestrüpp als eine flache, mit Halmen, Würzelchen und Gräsern ausgerundete Mulde, und 3 bis 4 Eier, welche olivengrünlich sind, röthlichgrau, olivengrünlichbraun und schwarzbraun gefleckt, gepunktet und gestrichelt, bilden das Gelege. Vom Weibchen allein werden sie in achtzehn Tagen erbrütet. Im übrigen gleicht der Kampfhahn im ganzen Wesen den anderen Schnepfenvögeln, zugleich in der Ernährung, doch frißt er zeitweise auch Sämereien. Als Jagdvogel hat er nur geringe Bedeutung, obwol sein Wildbret wohlschmeckend sein soll; dagegen findet man ihn in den zoologischen Gärten u. a. Naturanstalten in mehr oder minder großer Anzahl sehr häufig. Er erhält sich dort vortrefflich und die Männchen führen, wenn der Raum einigermaßen ausreichend ist, auch hier ihre Kampfspiele auf. Er heißt auch: Bruch-, Braus-, Burr-, Roller-, Straus- und Streithahn, Kampfschnepfe, Streitvogel, Haus-, Pfau- und Seeteufel.


 << zurück weiter >>