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gehören, obwol sie über die ganze Erde mit Ausnahme von Australien und Madagaskar, verbreitet und eigentlich bei uns in Deutschland überall heimisch sind, doch keineswegs zu den bekanntesten Vögeln, denn einerseits finden wir sie nirgends recht häufig und andrerseits führen sie eine so versteckte Lebensweise, daß sie wenigstens nicht von Jedermann gesehen werden. Alle Spechte lassen sich an folgenden besonderen Kennzeichen unterscheiden:
Ihr Körper erscheint gestreckt und in aufrechter Haltung, welche einen Gegensatz zu der aller anderen einheimischen Vögel bildet. Der kräftige runde Kopf hat ungemein starke und zähe Nackenmuskeln und einen geraden meiselartigen, an der Oberseite scharfkantigen, sehr harten, umborsteten Schnabel mit einer langen, wurmförmigen, an der hornigen Spitze mit einem Widerhaken besetzten Zunge, welche letztre vermittelst eines elastischen Zungenbeins weithin vorgeschnellt und mit der aufgespießten Beute zurückgezogen werden kann. Das Gefieder ist dicht und hart, von schwarzer, grüner oder bunter Färbung mit auffallenden Abzeichen. Der Schwanz besteht in zehn ungemein starken und elastischen Federn, von denen die beiden äußersten sehr kurz und die beiden mittelsten am längsten sind. Die Flügel sind mittellang, gerundet, mit schmalen, spitzen Schwingen, deren dritte und vierte am längsten. Die kurzen kräftigen Kletterfüße zeigen zwei Zehen nach vorn und zwei nach hinten gerichtet mit sehr gekrümmten, starken und scharfen Krallen. Das Weibchen ist am Mangel oder an blasserer Färbung der Abzeichen zu erkennen. Sie wechseln von Finken- bis zu Krähengröße.
Als ausschließliche Baumvögel wohnen sie überall, wo es alte und hohe Stämme gibt, nicht allein tief inmitten des Walds, sondern auch im Vorholz, in Obstgärten und selbst in den Baumreihen der Straßen. Obwol keineswegs scheu und furchtsam, sind sie doch vorsichtig und schlau und verbergen sich beim Nahen eines Menschen immer an der entgegengesetzten Seite des Baums, indem sie um den Stamm auslugen, und daher werden sie von den meisten Leuten garnicht bemerkt. Im schnurrenden Fluge dahinschießend, hangen sie sich niedrig am Stamm an und laufen hurtig kletternd in Schraubenlinien, fortwährend mit dem Schnabel meiselnd und hämmernd empor; auf dem Boden hüpfen sie ungeschickt in weiten Sprüngen. Aus der Rinde und dem Holz der Bäume suchen sie die hier hausenden Kerbthiere und deren Larven, die schädlichsten Käfer u. a. und deren Bruten hervor, welche ihre Nahrung bilden Vrgl. Karl Ruß » In der freien Natur«, die Schilderung ›Die Waldverderber‹.; außerdem verzehren sie nur wenig von allerlei Waldbaumsämereien, Nüssen, Beren u. a. In einem durchdringenden, doch nicht unangenehm erschallenden Ruf, bei manchen auch in einem lauten, menschlichem Gelächter ähnlich klingendem Geschrei bestehen die Locktöne; das Liebeslied oder vielmehr -Spiel ist aber ein wunderliches Trommeln, welches in der Weise bewirkt wird, daß das Männchen einen dürren der Länge nach gespaltnen Baumast durch äußerst schnelle Schläge mit dem Schnabel in zitternde Bewegung versetzt, wodurch ein weithin im Walde hörbares Erdröhnen hervorgerufen wird. Jedes Pärchen hat seinen bestimmten Nistbezirk, aus welchem es alle anderen Spechte durchaus vertreibt. Das Nest bildet eine Höhlung, welche sie in einem Baumstamm ausmeiseln, wechselnd von Mannshöhe bis zu hundert Fuß und darüber. Die vier bis acht reinweißen Eier liegen nur auf weichen Holzspänen und werden von beiden Gatten des Pärchens erbrütet. Das Jugendkleid ist dem der Alten sehr ähnlich, nur düstrer und ohne Abzeichen. Alljährlich erfolgt eine Brut, und wenn die Jungen von dieser völlig flügge geworden, sodaß sie sich selbständig ernähren können, trennen sich die Alten von ihnen und auch bald die Pärchen, und so schweift dann jeder einzelne Specht nahrungsuchend umher, zuweilen mit einem Schwarm ihm folgender Meisen von verschiedenen Arten, Goldhähnchen, Kleiber u. a. m., um die er sich aber garnicht kümmert. Alle Spechte sind Stand-, doch zeitweise auch Strichvögel.
Um ihrer großen Nützlichkeit und Wichtigkeit inbetreff der Erhaltung der Wälder willen, ist es wirklich recht bedauerlich, daß sie sich allenthalben nur zu sehr an Kopfzahl verringern, und zwar vornehmlich, weil ihnen durch das Herunterschlagen der alten Bäume immer mehr die Nistgelegenheiten entzogen werden. In letztrer Zeit hat ein Vogelkundiger, Professor Altum in Eberswalde, die Behauptung aufgestellt, daß die Spechte für die Waldwirthschaft viel mehr schädlich als nützlich seien; überzeugende Beweise hat er indessen nicht beigebracht; dagegen konnte Baron E. von Homeyer seine Angaben überzeugend widerlegen. Jeder einsichtige Natur- und insbesondre Vogelfreund wird daher sicherlich dazu beitragen, die Spechte zu hegen, soweit er es eben vermag.
Für die Stubenvogel-Liebhaberei haben die Spechte nur geringe oder eigentlich gar keine Bedeutung. Man fängt wol gelegentlich einen Specht oder füttert Junge auf, und auf den großen Vogel-Ausstellungen der bedeutendsten Vereine sehen wir auch regelmäßig einige, insbesondre von den kleineren und kleinsten Arten, aber einer allgemeinern Liebhaberei sind sie weder zugänglich, noch für dieselbe tauglich. Um ihres alleszerstörenden Schnabels willen müssen sie in einem durchaus und völlig von Metall gefertigten Käfig gehalten werden und ihre Fütterung besteht ausschließlich in Kerbthieren in allen deren Entwicklungsstufen, wie sie solche im Freien finden. Zum Ersatz derselben gewöhnt man sie an ein Ameisenpuppengemisch nebst Mehlwürmern und rohem, in Streifen zerschnittnem Fleisch, unter Zugabe von Nüssen, Bucheln u. a. Waldbaumsämereien, und dabei erhalten sie sich auch einige Jahre hindurch recht gut. Die Jungen werden, mit in Milch geweichtem Weißbrot nebst Quarkkäse, rohem Fleisch, allerlei Maden und Würmern und zerbröckelten Nußkernen leicht aufgezogen, ungemein zahm, sind aber untereinander so unverträglich, daß man jedes einzeln halten muß.
Tafel XXXIII, Vogel c.
Tafel XXXIII. Heher und Specht:
a. Eichelheher (Corvus glandarius, L.),
b. Tannenheher (C.caryocatactes, L.),
c. Schwarzspecht (Picus martius, L.)
In tiefem Schweigen liegt der Hochwald vor uns, und soweit unsere Blicke das schmale Gestell, welches das Dickicht durchschneidet, zu beherrschen vermögen, auch bewegungslos; kein Laut ist zu hören, kein lebendiges Geschöpf zu sehen. Nachdem wir geraume Zeit ruhig auf einem Hügel gesessen, verdeckt von den herabhängenden Zweigen einer alten Rothtanne oder Fichte, hören wir plötzlich einen weithin schallenden Ruf, langgezogen glühhüh, dann glück, glück und kirr, kirr, kick, kick. Behalten wir nun den Strich vor uns scharf im Auge, so sehen wir, wie ein Schwarzspecht von Baum zu Baum anfliegend und auslugend sich nähert und dann schleunigst in dem an einer alten knorrigen Fichte befindlichen Schlupfloch verschwindet.
Er ist der größte europäische Specht von stark Krähengröße und im ganzen Gefieder einfarbig tiefschwarz gefärbt, jedoch an der Stirn, über den Oberkopf bis in's Genick hinab lebhaft und glänzend karmoisinroth; der Schnabel ist bleigrau, Schneidenränder gelblichweiß, die Augen sind gelb und die Füße bleigrau (Länge 47 cm, Flügelbreite 75 cm, Schwanz 18 cm). Das Weibchen ist unmerklich kleiner und das rothe Abzeichen erstreckt sich bei ihm weniger auf die Stirn, sondern nur auf das Genick.
Wie vorhin geschildert, können wir ihn in ganz Europa und einem großen Theil Asiens überall, doch hauptsächlich nur in sehr weiten, zusammenhängenden Waldstrecken, vornehmlich im Hochwald und bei uns in Deutschland am meisten in den Gebirgen, sodann aber auch im gemischten und selbst im reinen Laubwald der Ebene, finden. Immer wird es uns jedoch nur gelegentlich gelingen, ihn zu belauschen, denn einerseits kommt er doch allenthalben selten vor und andrerseits ist er überaus scheu und vorsichtig. Als Standvogel ist er zugleich noch mehr den Verfolgungen seitens unverständiger Menschen, sowie der Räuber aus der Thierwelt ausgesetzt als andere Vögel und besonders wird er dadurch an Anzahl nur zu bedeutsam verringert, daß die alten Waldbestände leider immer mehr der Axt des Holzhauers anheimfallen. Beobachten wir den Vogel weiter und er bemerkt uns nicht, so vernehmen wir auch wol in der Nähe sein seltsames Trommeln, welches wie errrr erklingt und staunenswerth weithin durch den Wald ertönt. Das Nest sehen wir in der Höhe von 7 bis 25 Metern, und wo der Vogel beunruhigt wird, ist es immer hoch, wo er sich sicher fühlt, niedrig, zuweilen sogar nur in der Höhe von 2 bis 5 Metern, angelegt. Immer bedarf er dazu jedoch eines entsprechenden Stamms, denn die Höhlung wird gegen 40 cm tief und 15 bis 20 cm weit hineingemeiselt, innen glatt und flach ausgearbeitet; sie soll in etwa 10 bis 14 Tagen hergestellt werden, wobei die Vögel staunenswerth große Späne losbrechen und hinauswerfen. Durch diese letzteren wird das Schwarzspechtnest dann leider den eiersammelnden Buben und anderen Feinden verrathen. Auf einer Unterlage von feinen weichen Holzspänen liegen die drei bis vier sehr länglichen, reinweißen Eier, welche in 16 bis 18 Tagen erbrütet werden. Das Jugendkleid ist nicht tief dunkel-, sondern bräunlichschwarz, nur mit roth und schwarz gesprenkeltem Stirnfleck. Erklärlicherweise verursacht die Herstellung einer solchen Nesthöhlung nicht geringe Mühe und dieselbe wird daher von dem Pärchen in jedem Jahr bezogen; wenn ein solcher Baum dem Holzfäller anheimfällt, so wird der Specht regelmäßig aus dieser Gegend vertrieben. Nach Beendigung der Brut, welche gewöhnlich zu Mitte des Monats April stattfindet, trennt sich die Familie bald und jeder einzelne Vogel geht seiner Nahrung nach, welche in den verschiedenen am und im Holz lebenden Kerbthieren in allen deren Entwicklungsstufen, vornehmlich Käfern, Holzwespen, Ameisen, besteht. In mehrfacher Hinsicht also liegt die Veranlassung dazu vor, daß die Freunde der gefiederten Welt sich den Schutz und die Hegung des Schwarzspechts besonders angelegen sein lassen, und zwar einerseits, da er ein vorzugsweise nützlicher und andrerseits ein überaus interessanter Vogel ist. Für die Vogelliebhaberei hat er erklärlicherweise kaum irgendwelche Bedeutung, indem ein alteingefangner Schwarzspecht stets zugrunde geht und auch die Jungen nur durch überaus mühsames Stopfen erhalten werden können. Sie werden mit großen frischen Ameisenpuppen, rohem Herz oder anderm magern Fleisch und allerlei weichen lebenden Kerbthieren aufgepäppelt. Wunderliche, abergläubische Vorstellungen knüpfen sich, wie an verschiedene Spechte, so vornehmlich an den Schwarzspecht; er ist der Vogel, der die Springwurzel kennt und herbeibringt, wenn man sein Nest mit einem Keil verschließt und von dem man sie unter gewissen geheimnißvollen Zeremonien gewinnen kann, die Springwurzel, deren Besitz alle Schlösser löst und alle Geheimnisse offenbart. Der Volksmund belegt ihn mit folgenden Namen: Berg-, Hohl-, Holz- und Lochkrähe, Kriegsheld, Holzgüggel, Berg-, Krähen- und Luder-Specht, Speffzk, Tannenhahn und -Roller und Waldhahn.
Tafel XIV, Vogel b.
Tafel XIV. Liebespärchen:
a. Turteltauben-Par (Columba turtur, L.),
b. Grünspecht-Par (Picus viridis, L.)
Gleich dem vorigen in Deutschland, aber auch in ganz Europa und dem größten Theil Asiens heimisch, bewohnt er jedoch weniger die Nadel- als die Laubholzwälder, und wir finden ihn vornehmlich in den Baumpflanzungen, an und neben Feldern und Auen, jedoch auch gleicherweise in den Vorwäldern, welche den weiten, finstern Hochwald von den Thälern abschließen.
Er ist sehr hübsch gefärbt; am Oberkopf bis weit in den Nacken hinab ist er schön glänzend karminroth, zart dunkel getüpfelt, nach hinten zu mehr gelblichroth; Zügel- und Augenbrauenstreif sind schwarz, fein roth getüpfelt, der Bartstreif ist schwarz mit größeren rothen Tüpfeln: die ganze übrige Oberseite ist glänzend olivengrün, weißlich und dunkel quergefleckt; Unterrücken und Bürzel sind hellgelbgrün, jede Feder zart dunkler gesäumt; die großen Schwingen sind schwarzbraun, bräunlich und reinweiß quergefleckt, die zweiten Schwingen sind hell außen gesäumt, die Schulterdecken haben breite weißliche Säume; die Schwanzfedern sind schwarzbraun, schwarz und graugrün quergebändert; die Kehle ist fahlgrünlichweiß und die ganze übrige Unterseite ist hellgelblichgrüngrau; der Schnabel ist schwärzlichgrau, die Augen sind bläulichweiß und die Füße dunkelbleigrau. Das Weibchen ist übereinstimmend, nur matter in den Farben; das Roth erstreckt sich nicht so weit am Hinterkopf hinab und der schwarze Bartstreif ist nur zart bräunlichweiß getüpfelt. Er bleibt beträchtlich hinter dem vorigen zurück und steht ungefähr in Dohlengröße (Länge 31 cm, Flügelbreite 52 cm, Schwanz 11 cm).
Obwol er in den genannten Örtlichkeiten als Standvogel lebt, so kommt er doch im Winter bei Nahrungsmangel in die Baumgärten und selbst an die Baumreihen der Landwege und in die Vorgärten, meistens einzeln inmitten eines Schwarms von mehreren Meisenarten u. a. umherschweifend. Sein Nest steht, im Mai, immer mindestens 5 Meter hoch, ist fast 25 bis 50 cm tief und 15 bis 20 cm weit ausgemeiselt mit rundem geglättetem Schlupfloch. Das Gelege wird in 16 Tagen erbrütet und das Jugendkleid ist am Oberkopf dunkelgrau, zart roth getüpfelt, an der ganzen Oberseite graugrün, fahlweiß gefleckt, an der Unterseite fahlgrau mit schwärzlichen Querlinien; das Auge ist dunkelgrau, Schnabel und Füße sind fahlschwärzlich. Bis jetzt ist es noch nicht mit Sicherheit festgestellt, ob auch dieser Specht trommelt. Seine Locktöne erschallen laut glück, glück und kib, kib, und wenn das Pärchen mit einander kost, läßt es ein girrendes gäck, gäck hören. Seine Nahrung besteht nebst allerlei anderen Kerbthieren vornehmlich in den rothen Waldameisen und deren Puppen, zur Zeit sodann auch in Vogelbeeren u. a. Nicht selten sieht man ihn auf den abgemähten Wiesen nach Maulwurfsgrillen, Grashüpfern, Schnecken und Gewürm umhersuchen und dann gewährt er, insbesondre dem wenig erfahrenen Liebhaber, einen überaus erfreuenden Anblick. Als Stubenvogel hat er nur dieselbe oder kaum größre Bedeutung als der vorige. Er wird auch grüner Baumhacker, Holzhauer, Ameisen-, Gras-, Wieherspecht und grüner Zimmermann genannt.
ist ein gleichfalls über fast ganz Europa und einen großen Theil Asiens verbreiteter Vogel, welcher jedoch bei uns in Deutschland in verhältnißmäßig kurzer Zeit an Kopfzahl nur zu sehr verringert worden und augenscheinlich noch mehr als unsere übrigen Spechte dem völligen Verschwinden hier entgegengeht. Während er auch im ganzen Wesen, der Lebensweise, Ernährung und dem Nisten dem Grünspecht gleicht, sehen wir ihn doch nur höchst selten, im eisigen Winter, wenn ein einzelner Grauspecht und meistens nicht in Gesellschaft von Meisen u. a. sondern allein, täglich seinen bestimmten Strich nahrungsuchend abfliegt. Da hören wir sein sanftes glück, glück, doch nur wenn wir uns durchaus laut- und bewegungslos verhalten, können wir den ebenso schönen wie scheuen Vogel, welchen man auch Berg-, Erd-, kleiner und Grünspecht mit gelbem Steiß, sowie Graukopf, nennt, belauschen.
Er erscheint an Kopf und Hals hellaschgrau mit graugrünem Vorderkopf und glänzend karminrothem Stirnfleck, einen schwarzen Fleck am Auge und einen schwarzen Streif vom Schnabel nach dem Halse herunter; Schultern und Rücken sind olivengrün, Unterrücken und Bürzel grünlichgelb; die Schwingen sind schwarzbraun, gelblichweiß quergebändert, die Deckfedern, sowie die ganze übrige Oberseite sind olivengrün; die Schwanzfedern sind düsterbraun, grünlichgrau gesäumt und mit schwarzen Schäften; die ganze Unterseite ist hellgraugrün; der Schnabel ist dunkelgrau, die Augen sind röthlichgrau und die Füße bleigrau. Seine Größe ist etwas geringer als die des vorigen (Länge 29 cm, Flügelbreite 50 cm, Schwanz 11 cm). Das Weibchen hat nicht den rothen Stirnfleck, sonst ist es übereinstimmend gefärbt. Das Jugendkleid ist in allen Farben matter und an der ganzen Unterseite schwarzgrau gefleckt.
Unter diesen absonderlichen, in gleicher Weise schönen und nützlichen Vögeln, gibt es vier Arten, welche nicht allein in der Gestalt sondern auch, wenigstens auf den ersten Blick, in der Färbung so übereinstimmend erscheinen, daß sie nur an der beträchtlich abweichenden Größe zu unterscheiden sind; ich fasse die Buntspechte daher hier ohne weitres zusammen.
ist über ganz Europa und Nordasien verbreitet und in Deutschland kommt er noch recht häufig vor, sodaß er als der gemeinste europäische Specht gelten kann. Er lebt als Standvogel und zwar überall, ebensowol im tiefen und Hochwald als auch im Borgehölz, im Nadel- wie im Laubwald.
In seiner schönen Färbung erscheint er an der Stirn röthlichweiß, am Oberkopf tiefschwarz, an Hinterkopf und Nacken glänzend karminroth; die Wangen sind grauweiß mit einem schwarzen bis zu den Halsseiten sich hinabziehenden Streif eingefaßt; über den schwarzen Flügel ziehen sich fünf weiße Querbinden und ein großer Schulterfleck ist gleichfalls weiß; die Schwanzfedern sind schwarz, weiß quergebändert und schwarz und weiß gefleckt, an den Spitzen braungelb; die ganze übrige Oberseite ist schwarz; die Unterseite ist düstergelb grau, der Bauch röthlichgelbgrau und der Hinterleib nebst den unteren Schwanzdecken ist karminroth; der Schnabel ist graublau, die Augen sind braunroth und die Füße blaugrau. Etwa in Drosselgröße mißt er: Länge 23 cm, Flügelbreite 47 cm, Schwanz 9 cm. Das Weibchen ist übereinstimmend gefärbt, doch hat es nicht das rothe Band am Hinterkopf.
Wie bei allen Spechten so besteht auch seine Nahrung vorzugsweise in Kerbthieren, doch soll er keine Ameisen fressen, dagegen zeitweise vornehmlich Hasel- und Buchnüsse u. a. Baumsamen. Um die Nüsse bearbeiten, bzw. aufbrechen zu können, benutzt er eine für diesen Zweck eigens zurechtgemeiselte Baumspalte, in welche er dergleichen einklemmt und die ihm gleichsam als Werkstätte dient. Sein Nest steht von ½ bis 30 Meter hoch und wird im morschen Holz von allerlei Bäumen etwa 25 bis 30 cm tief und 10 bis 15 cm weit ausgemeiselt, doch pflegt er ein noch nicht vollendetes Loch leicht zu verlassen, um ein neues zu beginnen und dies wol mehrmals zu wiederholen. In der Zeit zwischen Anfang bis Mitte Mai finden wir das aus glänzend weißen, nach dem stumpfen Ende zu starkbauchigen, beim alten Weibchen bis zu acht und beim jüngern bis zu sechs Eiern bestehende Gelege. Das Jugendkleid ist in allen Farben düsterer, doch hat es bereits, wenn auch nur zart, den rothen Oberkopf. Umherstreichend, meistens einzeln, oft inmitten eines Meisenschwarms, kommt der große Buntspecht im Herbst und Winter auch wol bis in die Gärten neben und selbst inmitten der Ortschaften, doch verhält er sich dann lautlos während man sein scharfes kik kik, sowie das Trommeln, in den ersten Frühlingsmonaten überall im Walde häufig hört. Der Volksmund hat ihm, trotzdem er allbekannt ist, nur wenige Namen beigelegt: Band-, Elster-, gesprenkelter, großer Roth- und Schildspecht. In neuerer Zeit ist er mehrfach auch als Käfigvogel, besonders auf den Ausstellungen, zu finden, und zwar sind es meistens Junge, welche man aus dem Nest gehoben und aufgefüttert hat.
hat genau dieselbe Heimat und Verbreitung wie der vorige, aber er ist bei uns in Deutschland leider bereits sehr selten geworden.
Er ist an der Stirn hellbräunlichweiß, am Oberkopf glänzend karminroth, die Kopf- und Halsseiten sind weiß, jede letztre mit einem großen, dreieckigen schwarzen Fleck gezeichnet; vom Nacken bis zum Rücken erstreckt sich ein schwarzer Streif; die ganze übrige Oberseite ist tiefschwarz, an jeder Schulter ist ein großer weißer Fleck; die schwarzen Schwingen sind an der Endhälfte mit weißen Querbinden und an der Grundhälfte mit viereckigen weißen Querflecken gezeichnet; alle Flügeldecken sind schwarz und weiß gefleckt; die Schwanzfedern sind schwarz, die äußersten jederseits weiß und gelbbraun gefleckt; die Unterseite ist weiß, gelblich überflogen Bauch und Hinterleib jedoch lebhaft rosenroth; der Schnabel ist bleigrau, die Augen sind braunroth und die Füße bleigrau. In der Größe bleibt er nicht gar bedeutend hinter dem vorigen zurück (Länge 21 cm, Flügelbreite 40 cm, Schwanz 8 cm). Das Weibchen erscheint in allen Farben matter.
Hauptsächlich nur im Laubwald der Ebenen, seltner in den Wäldern mittlerer Gebirge und fast niemals im reinen Nadelholzwald lebt er gleichfalls als Standvogel und sein Nest steht immer zu Anfang des Monats Mai in der Höhe von 5 bis 20 Metern und in recht weichem Holz 18 bis 24 cm tief ausgemeiselt. Die Eier sind nicht bauchig sondern meistens an beiden Enden gleichartig abgestumpft. Das Jugendkleid ist nur düstrer gefärbt mit fahlbräunlichrother Kopffärbung. In allem übrigen ist er mit dem vorigen durchaus übereinstimmend. Als Stubenvogel findet man ihn infolge seiner Seltenheit natürlich viel weniger, während er sich noch leichter eingewöhnen oder auffüttern und in beiden Fällen besser für die Dauer erhalten lassen, auch vorzugsweise zahm und zutraulich werden soll. Er wird auch Hacke-, Halbroth-, Mittel-, mittlerer Roth-, Sperlings-, kleiner Schild- und Weißbunt-Specht genannt.
Tafel XXIX, Vogel d.
Tafel XXIX. Meisen und Genossen:
a. Baumläufer (Certhia familiaris, L.),
b. Blaumeise (Parus coeruleus, L.),
c. Schwanzmeise (P. caudatus, L.),
d. Kleiner Buntspecht (Picus minor, L.)
ist ein ungemein liebliches Vögelchen von kaum Finkengröße und folgenden Zeichnungen.
Seine Stirn ist bläulichweiß; der Oberkopf ist karminroth, jederseits durch einen schwarzen Streif begrenzt, welcher im Nacken einen dreieckigen Fleck bildet und am Hinterhals als schmaler Streif bis zum Rücken sich hinzieht; ein weißlicher Augenbrauenstreif, reinweiße Wangen und ein schwärzlicher Bartstreif, welcher vom Schnabel bis zur Ohrgegend sich zieht und hier einen dreieckigen Fleck bildet, geben ihm ein absonderliches Aussehn; die ganze übrige Oberseite ist schwarz, der Unterrücken jedoch weiß mit schwarzen Querstreifen; der Bürzel wieder reinschwarz; über den schwarzen Flügel ziehen sich fünf bis sechs schief laufende weiße Querbinden; die Schulterdecken sind weiß; die mittleren Schwanzfedern sind reinschwarz, die äußeren weiß gefleckt; die ganze Unterseite ist weiß mit hellbräunlichen Anflug, die Brustseiten mit mattschwarzen Schaftstrichen und der Unterleib mit herzförmigen schwarzen Flecken gezeichnet; der Schnabel ist bleigrau, die Augen sind rothbraun und die Füße bleigrau (Länge 15,5 cm, Flügelbreite 30 cm, Schwanz 6 cm). Das Weibchen ist im ganzen übereinstimmend, aber am Oberkopf bräunlichweiß; und nicht roth gefärbt. Im Jugendkleid ist er an der Oberseite mehr bräunlichschwarz, alle Abzeichen sind fahler und die rothe Kopfbinde ist bereits lebhaft, doch zart, beim Männchen aber größer und kräftiger als beim Weibchen, vorhanden; die Unterseite ist düster rostbräunlichweiß.
Auch diese Art ist in ganz Europa und einem großen Theil Asiens heimisch, leider aber in Deutschland nur zu selten; in Mähren soll er noch ziemlich häufig und in Böhmen wenigstens hier und da vorkommen. Fast nur Laubwälder, vorzugsweise aber alte Weiden in der Nähe von Gewässern und sodann auch vornehmlich Obstgärten bilden seinen Aufenthalt. Er ist gleichfalls Standvogel, der nur im Spätherbst oder Winter mit Meisen u. a. umherstreicht. Zu Anfang des Monats Mai hören wir seine Lockrufe, fast pfeifend lik, lik, und dann läßt er auch sein Trommeln eifrig wie die anderen Spechte erschallen. Das Nest meiselt er vorzugsweise in Weiden oder Pappeln, seltner in andere morsche Bäume und zwar etwa 15 cm tief mit einem Schlupfloch von 3 bis 4 cm Weite. In der ganzen Lebensweise gleicht er den beiden vorigen, nur besteht seine Nahrung mehr ausschließlich oder doch vorzugsweise in den Larven, bzw. Maden der holzschädigenden Kerbthiere. Um seiner Schönheit, Anmuth und Liebenswürdigkeit willen ist er von den Stubenvogel-Liebhabern überaus hoch geschätzt, und seine Jungen werden daher, wenn man sie eben nur erlangen kann, aus dem Nest geraubt und vorzugsweise mit frischen Ameisenpuppen aufgefüttert, doch finden wir ihn nur höchst selten einmal einzeln auf den Ausstellungen. Er wird auch kleiner Baumhacker, Baumpicker, kleiner Baum-, Erd-, Gras-, Harlekin-, Klein-, kleiner Roth-, kleiner Schild- und Sperlingsspecht genannt.
Nur in den Nadelholzwäldern der süddeutschen Alpen hier und da als Standvogel, im übrigen Deutschland sehr selten, und auch bloß streichend, ist der dreizehige Buntspecht zu finden, dessen Verbreitung sich gleichfalls über ganz Europa und Mittelasien erstrecken soll.
Er ist am Kopf schwarz mit zitronengelber Scheitelmitte, schwarzen Wangen, oberhalb derselben mit einem weißen Streif, ferner mit einem schwarzen Bartstreif vom Schnabel bis nach der Oberbrust hinab, einem weißen Zügelstreif, welcher an den Kopf- und Halsseiten entlang über den Nacken bis nach dem Rücken sich hinzieht; die ganze übrige Oberseite ist tiefschwarz, die Schwingen sind weiß gespitzt und über den Flügel laufen unregelmäßige weiße Binden, die mittleren Schwanzfedern sind schwarz, die äußeren weiß gefleckt; die Unterseite ist weiß, mit röthlichgelbbraunem Anflug und schwarzen Querflecken; der Schnabel ist bleigrau, die Augen sind silberweiß und die Füße, welche abweichend von denen aller anderen Spechte nur drei Zehen, und zwar zwei nach vorn und einen nach hinten gerichtet haben, sind dunkelbleigrau. Das Weibchen ist übereinstimmend, jedoch in den Farben schwach düstrer und hat nicht den gelben Scheitel, sondern ist am Vorder- und Oberkopf weiß und schwarz längs gestrichelt. In der Größe steht er dem großen Buntspecht gleich (Länge 23 cm, Flügelbreite 46 cm, Schwanz 9 cm). Das Jugendkleid ist dem des Weibchens ähnlich, aber am ganzen Körper mehr düsterschwärzlich; beim jungen Männchen zeigt sich der Scheitel bereits zartgelb.
Da er sowol in der Lebensweise, Ernährung, im Nisten u. a. als auch im ganzen Wesen den Verwandten gleicht, so brauche ich ihn nicht näher zu schildern. Entsprechend seiner Seltenheit hat er auch nur wenige andere Namen: Gelb- und Goldkopf, Dreizehen-, dreizehiger und Gold-Specht. Als Stubenvogel hat er keine Bedeutung, weil er ja überhaupt kaum oder doch nur zufällig einmal zu erlangen ist; dann hält und verpflegt man ihn wie die Verwandten.
kann noch weniger denn der vorige als eigentlicher deutscher Vogel gelten, da seine Heimat sich über den Norden und Nordosten von Europa erstreckt und er zu uns nach Deutschland nur einzeln als Strichvogel kommt. In höchst seltnen Fällen hat man ihn indessen auch nistend bei uns beobachtet.
Er ist an der Stirn rothgelblichweiß, von hier über den Oberkopf bis zum Genick glänzend karminroth; ein kurzer Strich über dem Auge und ein Bartstreif vom Schnabel um die gelblichweiße Wange am Hals hinunter bis zur Brust sind schwarz; der Vorderrücken und die Flügel sind schwarz, die letzteren mit weißen Querbinden; Unterrücken und Bürzel sind reinweiß, der erstre mit feinen schwarzen Querbinden; die ganze Unterseite ist weiß, gelbbraun angehaucht; Bauch und Hinterleib sind lebhaft rosenroth; der Schnabel ist bleigrau, die Augen sind gelbbraun und die Füße dunkelbleigrau. In der Größe übertrifft er etwas den großen Buntspecht ohne den Grünspecht ganz zu erreichen (Länge 26 cm, Flügelbreite 48 cm, Schwanz 9 cm). Das Weibchen ist übereinstimmend, hat aber nicht die rothe Binde über den Kopf, sondern dieser ist ganz schwarz.
Da er in allen seinen Eigenthümlichkeiten, in der Lebensweise, Ernährung, Brut und ganzen Entwicklung mit den beschriebenen Verwandten übereinstimmend ist, so bedarf er hier keiner näheren Schilderung mehr. Er heißt auch größter Buntspecht, großer Elster- und Weißspecht.