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sind mit den vorigen insofern übereinstimmend, als sie gleichfalls in vielen Arten in anderen Welttheilen, Asien, Afrika und Australien verbreitet, bei uns in Europa aber nur in einer Art vorkommen; doch erstreckt sich ihre Heimat ausschließlich auf wärmere Gegenden. Ihre besonderen Merkzeichen sind folgende:
Das Gefieder ist glattanliegend, aber nicht hart, immer bunt und die Geschlechter sind nicht verschieden gefärbt. Die Gestalt erscheint langgestreckt. Der Schnabel ist am Grunde kräftig, etwas länger als der Kopf, mit scharfen Schneiden, scharfer Spitze und ziemlich bedeutend gebogen. Die Nasenlöcher sind von den Stirnfedern zum Theil verdeckt. Die langen, spitzen Flügel haben zehn große Schwingen, deren erste kurz und die zweite am längsten ist, und verhältnißmäßig große Flügeldecken. Der aus zwölf Federn bestehende Schwanz ist lang und breit, entweder gerade abgeschnitten, gerundet oder gegabelt oder wie bei unserm einheimischen Bienenfresser zugespitzt, indem die beiden Mittelfedern verlängert hervorragen. Die Füße sind kurz und verhältnißmäßig klein mit zum Theil verwachsenen Vorderzehen.
Alles übrige muß ich bei der einheimischen Art näher schildern.
Tafel XIX, Vogel c.
Tafel XIX. Gäste aus dem Süden:
a. Steindrossel (Turdus saxatilis, L.),
b. Sängergrasmücke (Sylvia orphea, Temm.),
c. Bienenfresser (Meropa apiaster, L.)
Vorzugsweise in Südeuropa, auch Afrika und einem großen Theil von Asien heimisch, gehört der Bienenfresser eigentlich nicht mehr zu unseren Vögeln der Heimat; da er indessen wandernd auch in nördliche Gegenden kommt und bereits hier und da in Deutschland genistet hat, so darf ich ihn selbstverständlich nicht übergehen. In seiner ganzen Erscheinung, sowie auch im Wesen macht er den Eindruck eines tropischen Vogels; er ist wie folgt gefärbt:
Die Stirn ist weiß, der Scheitel smaragdgrün, der Hinterkopf tief kastanienbraun, der Hals glänzend braun, der Rücken lebhaft braungelb; ein schwarzer Streif unter dem Auge und die hochgelbe mit einem schmalen, schwarzgrünen Querband eingefaßte Kehle, geben ihm ein absonderliches Aussehn; die großen Schwingen sind grünblau, mit schwarzen Spitzen und schwarz geschäftet, die mittleren Schwingen sind zimmtbraun, ebenfalls schwarz gespitzt und geschäftet, die letzten Schwingen sind grünblau; die großen Flügeldecken sind glänzendgrün, die mittleren zimmtbraun; die Schwanzfedern sind blaugrün, die beiden mittelsten, bedeutend verlängerten mit schwarzen Spitzen; die ganze Unterseite ist merblau; der Schnabel ist schwarz, die Augen sind karminroth und die Füße röthlichbraun. In der Größe steht er etwa den großen Drosseln gleich, doch erscheint er viel schlanker; die Gestalt ist mehr gestreckt (Länge 26 cm, Flügelbreite 44 cm, Schwanz 10,7 cm). Das Weibchen ist kaum bemerkbar matter in allen Farben; mit braunen Augen, auch ein wenig kleiner.
Am Mer oder auch im Binnenlande, an großen Strömen, immer jedoch nur an hohen, steilen Ufern, können wir die Bienenfresser vom Beginn des Monats April an beobachten, wie sie hier zu mehreren, wol gar zu Hunderten von Pärchen gesellig beisammen im gewandten Fluge unter hellklingendem schirr, schirr, einander neckend und jagend, pfeilschnell dahinschießend, umherschwärmen und auf allerlei fliegende Kerbthiere, Käfer, Libellen, Heuschrecken u. a., vornehmlich aber auf stechende Insekten, Bienen, Hummeln, Wespen u. a. Jagd machen. Auf dem Boden vermögen sie sich nur unbeholfen trippelnd zu bewegen und daher sieht man sie auch niemals an der Erde, sondern nur auf Felskanten, Steinen und allenfalls dürren Ästen sitzen. An der sandigen oder lehmigen steilen Wand graben sie ihre Nesthöhlen in gleicher Weise wie die Eisvögel und Uferschwalben, als wol 1 bis 2 m tiefe und 5 bis 6 cm weite, wagerechte oder ein wenig aufsteigende Röhre hinein, erweitern sie am Ende 10 bis 15 cm, und hier steht im Mai bis Juni das kaum mit einigen Halmen u. a. ausgelegte Nest, welches vier bis sieben Stück reinweiße, fast kugelrunde Eier enthält. Bis jetzt ist die naturgeschichtliche Entwicklung des Bienenfressers noch nicht mit voller Sicherheit festgestellt worden und wir wissen also noch nicht, ob beide Gatten des Pärchens brüten oder nur das Weibchen allein; doch ist das erstre wahrscheinlich; auch die Brutdauer ist noch unbekannt. Das Jugendkleid ist in allen Farben blasser, an der Oberseite mehr verwaschen grünlich, an der Unterseite merblau; die Stirn ist gelb und das schwarze Querband unterhalb der gelben Kehle ist sehr klein. Nach beendeter Brut schwärmen auch die Bienenfresser umher und wandern im September zur Überwinterung weit, bis nach Südafrika. Bekannte Namen dieses Vogels sind noch: Bienen- oder Immenfraß, Bienen- und Immenwolf, Seeschwalm und Spint. Als Stubenvogel hat er nur insofern Bedeutung, als ihn hier und da einmal ein absonderlicher Liebhaber zu halten pflegt. Ein alter Bienenfresser, den man wol mit einem Kätscher oder Decknetz vor dem Nestloch fängt, läßt sich überaus schwierig oder kaum mit Erfolg eingewöhnen; man kann ihn nur durch Stopfen am Leben erhalten. Leichter ist es dagegen, Junge mit frischen Ameisenpuppen, Mehlwürmern und anderen lebenden Kerbthieren aufzufüttern und an Nachtigalfutter mit zerschnittnem rohen Rinderherz, unter Zugabe von lebenden Kerbthieren, zu gewöhnen. Sie sollen dann sehr zutraulich werden und eine geraume Zeit im Käfig gut ausdauern.