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XLVIII

Das Hotel Leopold, in dem Eugen wohnte, lag in einer trüben, kurzen Seitenstraße, zwei Straßenblöcke nördlich der Universität in Richtung des Union Square.

Das ›Leopold‹, obschon zu den kleineren Hotels der Weltstadt gehörig, war ein Komplex von drei Häusern, die die Breite eines Straßenblocks einnahmen. In der Mitte stand das zwölfstöckige ›Haupthaus‹, aus Stein und Backstein gebaut, ein architektonisches Unding in jenem Geschmack, der kurz nach 1900 im Schwange war. Links daneben stand, aus den siebziger oder achtziger Jahren stammend, der sogenannte ›alte Annex‹, ein achtstöckiger Rotbacksteinbau, in dessen Erdgeschoß Läden und ein Restaurant lagen. Rechts neben dem Haupthaus stand der ›neue Annex‹, sechsstöckig, einfacher im Entwurf als die beiden andern Häuser, aus dem hellen, tuffartigen Basaltstone gebaut, dem in Amerika zu Neubauten hauptsächlich verwandten Material. Schnittig-sauber, kompakt und im großen ganzen ohne überflüssigen Zierat, machte der neue Annex den Eindruck, als wäre er zusammen mit einer Million andrer Neubauten mit der Stanzmaschine – gewissermaßen mit einer Riesenbiskuitschablone – hergestellt worden. Was hier auf den ersten Blick zu erkennen war, war ein mechanistischer Geist, ein moderneres Wesen, das Schema von 1922 oder 1924.

Es war schwer, einen Grund anzugeben, weshalb einem der ›neue Annex‹ nicht zusagte, aber er ließ einen freudlos. Dabei merkte selbst der Nichtfachmann sofort, daß dieser Neubau konstruktiv die beiden älteren Häuser in vieler Hinsicht weit übertraf. Wenn er auch nicht die schlichte Anmut mit Zweckhaftigkeit verband, wie es die alten Kolonialbauten in Neu-England tun, so war er doch wenigstens frei von dem plumpen, sinnlosen Zierat, der das Haupthaus und den alten Annex entstellte. Hierzu kam auch noch, daß der rauhe, porig-aussehende Baustein etwas flausenlos und ungeschminkt Ehrliches hatte. Und so war es denn schwer, festzustellen, weshalb man den neuen Annex nicht mochte, aber man mochte ihn nicht. Man spürte, daß die beiden älteren Häuser trotz ihrer vernunftwidrigen, schwulstigen Beschmückung und trotz ihrer verworrenen Bauweise wärmere, bessere, freundlichere Wohnstätten waren, denn in der Art des neuen Annex war irgendwie etwas Braches, Unfruchtbares, Steriles, ja, etwas Unmenschliches – er war eben nach einem Prinzip gebaut, das nicht etwa dem Menschen dienen, sondern auf möglichst kleinstem Raum die möglichst größte Anzahl namenloser, gesichtloser, vernunftloser Masse-Mensch-Atome unterbringen will.

Es stiegen verhältnismäßig wenige Durchreisende im ›Leopold‹ ab. Verkehrsgäste, wie sie nur auf ein paar Tage nach New York kommen, als da sind: Geschäftsleute, Handlungsreisende, Hochzeitsreisende, Touristen, vergnügungsbesessene Kleinstädter – diese ewige Ebbe und Flut von ›Abgang und Zugang‹ brandete kaum bis an dieses Hotel, das, etwas abgelegen von den großen Geschäfts- und Vergnügungsdistrikten der Weltstadt, in der Hauptsache auf ›Dauergäste‹ angewiesen war. Es stellte kurzgesagt jene Art Unterkunft dar, die landläufig als ›ruhiges Familienhotel‹ bezeichnet wird. Just dieses Ausdrucks bediente sich auch die Leitung des Unternehmens zu Werbezwecken; er stand auf dem Briefpapier und auf allen Hoteldrucksachen.

Dieser Ausdruck, dieser so tröstlich-lind an eine geruhsame, glücklich-heitere, liebenswürdige Häuslichkeit gemahnende Ausdruck jedoch war irreführend. Das ›Leopold‹ war entschieden nicht ruhig, und obschon seine Zimmerzellen fast jeder Art von Leben Unterkunft und Obdach boten, so konnte doch gerade von Familienleben kaum die Rede sein. Freilich waren ein paar Familien da, aber ihr Leben war öd und schnöd, und wenn man sie ansah, hatte man das Gefühl, statt lebendig-geschöpflicher Wirklichkeit die Museumsüberreste dessen anzublicken, was einstmals Familie gewesen war. Deswegen spürte man denn auch ständig den Geist der Vereitlung in der Luft dieses Hotels, und obschon die Geschäftsleitung frommerweise von ›ruhigem Familienleben‹ und von ›Daueraufenthalt‹ Kunde gab, so wurde man doch unverkennbar nie das Gefühl einer nackten Unsicherheit, einer furchtbaren Flüchtigkeit los. Es war nicht das ehrlich Übergangshafte der großen Touristenhotels mit ihren ständig wechselnden Gesichtern, sondern das gräßlich Übergangshafte, die Wesensflüchtigkeit und das Ungeborgensein von Leben, die noch rastlos nach ungefundnen Zielen suchten, oder von Leben, die im schlimmsten Sinn des Wortes verwirkt waren, also von flügge werdendem und von flügellahm gewordnem Leben.

Unter den drei- oder vierhundert Insassen war eine Anzahl junger Leute, die aus kleineren Wohnorten nach New York gekommen waren, und die, noch immer betäubt von dem furchtbaren Weltstadtgetös, sich nun nach einem oder zwei Jahren der Bestürzung zurechtzufinden begannen. Es glückte ihnen bereits zuweilen, ihr Leben mit dem rasenden Tempo in Einklang zu bringen, und kühner, kennerischer, berechnender geworden, sahen sie sich nach Hausungen um, die ihren wahren Ansprüchen eher entsprachen. Sie waren, als sie nach New York kamen, im ›Leopold‹ gelandet, oder vielmehr: sie waren hier schnell wie erschreckte Karnickel untergeschlüpft und hatten vielleicht an die warme Zuflucht, die ihnen das Hotel fälschlich versprach, geglaubt, nach jener ersten Begegnung mit der Schwarmflut der Menschenhaufen, jenem Erlebnis der Vereinsamung, des nackten, unbehausten Alleinseins und des jähen Schreckens, der ihnen beim ersten Zusammenstoß mit dem rasenden Weltstadtbetrieb in die Glieder gefahren war.

Um solcher jungen Leute willen war das Hotel Leopold nicht ohne eigenen Ruhm. In seine Zimmerzellen waren die ganzen Hoffnungen, der ganze Hunger, die ganze bittre Einsamkeit und die ganze erdverschlingende Wut der Jugend getragen worden, und hier war so mancher junge Mann so manche Nacht wie ein gereiztes Biest in den vier Wänden seines Wohngelasses auf und ab gerannt und hatte sinnlos getobt, zur Raserei gebracht über die zahllosen Illusionen von Wärme, Liebe, Sicherheit und Freude, die die Weltstadt ihm wie einem Tantalus bot, Bilder, die sich zu buntem Rauch verflüchtigten, sobald er die Hand nach ihnen ausstreckte.

Aber außer den Glückshoffnungen, den Freuden, dem Weltschmerz, der Lebenswut, der Leidenschaft, den Daseinsängsten, dem Hunger der Jugend beherbergte das Hotel Leopold in seinen Mauern auch die hoffnungslose und unfruchtbare Bitterkeit des einsamen Alters. Hier lebten – freundlos, von niemandem geliebt, von niemandem begehrt, ins freudlose Asyl des Hoteldaseins abgeschoben – viele alte Leute, die das Leben haßten und sich dennoch vorm Sterben fürchteten. Meistens waren es alte Frauen, die ein Ruhegehalt bezogen oder sonst ein kleines Einkommen hatten, das gerade knapp ihren mägerlichen Ansprüchen genügte, verwitwete, verwelkte Wesen, die hier in schnöder Verlassenheit ihre Tage zu Ende lebten. Viele von ihnen waren kinderlos, andre aber hatten in New York verheiratete Söhne oder Töchter, die ihnen mit schaler geheuchelter Kindesliebe pflichtschuldig die Last der langen Sonntagnachmittage tragen halfen. Diese alten Frauen saßen stundenlang allein auf ihren Zimmern, wuschen sich Strümpfe aus und häkelten oder stickten; dann kamen sie herunter in das Restaurant und aßen, und dann saßen sie in einer Ecke der mit weißen Fußbodenkacheln belegten Hotelhalle und schwatzten.

Warum vermochten sie nichts zum Leben zu erwecken? Warum wuchs kein großer Rebstock aus den Herzen dieser alten, sterbenden Menschen? Warum war das Fleisch in diesen schlaffen Gesichtern, war die Haut dieser Augensäcke und Backentaschen so dürr und welk und saftlos, waren die müden, alten Augen so stumpf und glanzlos, waren die Stimmen so stumpfsinnig, so blechern, so durch die Nase gezwängt? Warum schienen diese Leute nichts von den Schmerzen, der Lust, der Leidenschaft, den Übeln, der Herrlichkeit einer dunklen, lebendigen Vergangenheit zu wissen? Woher kam es nur, daß diese Leben, auf denen nun der dunkle Glanz der millionengesichtigen Zeit leuchtete, weder Weisheit, noch Geheimnis, noch Leidenschaft von den großen Schätzen der begrabnen Vergangenheit gewonnen hatten? Woher kam es, daß ihre Vergangenheit zusammengesetzt schien aus einer unendlichen Kette von trüben Augenblicken und kleinen, gemeinen Zufällen, deren jeder vergessen, verloren und begraben ward, als Tag für Tag der graue Sand der Zeit in zahllosen Körnchen fruchtlosen Stumpfsinns ablief?

So und nicht anders schien es in der Tat um diese Alten zu stehen, wenn sie in der Ecke der Hotelhalle zusammensaßen und schwatzten. Ihre ganze Unterhaltung schien sich aus trübseligem Hin- und Hergerede zusammenzusetzen, etwa so: –

»Guten Abend, Mrs. Grey! Wie geht's Ihnen? Ich hab Sie ja heut nicht beim Nachtmahl im Restaurant gesehn ...?«

»Nein«, sprach die alte Frau im sieghaft-stolzen Bewußtsein, etwas Aufregendes erlebt zu haben. »Ich bin ausgewesen zum Essen. In einem neuen Restaurant, von dem mir mein Schwiegersohn erzählte. A-h! Hatte ich ein köstliches Mahl! Wundervoll, sage ich Ihnen! Und das für nur sechzig Cents! Erst 'ne Schale mit nettem Obstsalat, dann einen Teller Suppe ... na, köstlich einfach, sage ich Ihnen, Mrs. Martin ... es war eine Gemüsesuppe, aber wirklich köstlich, sozusagen schon eine ganze Mahlzeit an sich ... und dann ...« Sich grüblerisch an der Erinnerung befriedigend fuhr Mrs. Grey fort: »Dann hatte ich ein paar nette Lammskoteletten, und köstliche grüne Erbsen dazu und eine nette, in der Schale gebackne Kartoffel dazu ... ja, und etwas Salat und Brötchen mit Butter ... und dann eine gute Tasse Kaffee und ein Stück gedeckten Apfelkuchen ... a-h! dieser Apfelkuchen war einfach köstlich, Mrs. Martin, wirklich, das muß ich sagen ...«

Ein alter Mann, der Humorist der Gruppe, unterbrach sie. »Ich glaub' wirklich, Sie kriegen schon wieder Hunger, Mrs. Grey«, neckte er. Dr. Withers blickte sich um und blinzelte den Zuhörern zu. Diese lachten, und der Scherzbold meinte nun wieder zu Mrs. Grey: »Sind Sie auch ganz sicher, daß Sie keinen Gang ausgelassen haben?« Er blinzelte wieder, die Zuhörer lachten trocken, höchlich ergötzt über dieses Späßchen.

»Nein, nein, ich hab' jeden Bissen genossen«, kam es bestimmt von Mrs. Greys Lippen. Sie nickte nachdrücklich bestätigend. »Oh, ich sage Ihnen, Doktor Withers, es war ja so köstlich! Ich konnte es einfach nicht über mich bringen, etwas übrigzulassen, nur ...« – ein Ausdruck des Bedauerns kam in ihre Stimme – »... von dem Apfelkuchen mußte ich ein wenig übriglassen ... ich konnte das Stück einfach nicht ganz aufessen ...«

»Was Sie nicht sagen!« rief, scherzhaft den Erstaunten spielend, der Humorist. »Wie konnten Sie nur! Sie haben ja kaum genug für 'nen Elefanten gegessen! Sie werden bis auf Haut und Knochen abmagern, wenn Sie weiter so darben!« Und wieder zwinkerte der Scherzbold, und die alten Frauen gackerten trocken, höchlich ergötzt.

»Ich konnte es leider nicht leisten«, erklärte die Gefräßige. »Natürlich tat's mir weh, daß so ein gutes Stück Apfelkuchen umkommen sollte ... oh, ich sage Ihnen, es war köstlich ... wirklich, Mrs. Martin, ich wünschte, Sie hätten es versuchen können! ›Nun?‹ sagte das Mädchen zu mir, wissen Sie, die Kellnerin mein ich, ›nun?‹ sagte sie, ›schmeckt Ihnen der Kuchen nicht? Ich kann Ihnen was andres bringen, wenn Sie ihn nicht mögen. Wollen Sie vielleicht Eiskrem haben? Sie haben die Wahl, wissen Sie, Eiskrem oder Apfelkuchen.‹ – ›Oh-h!‹ hab ich da gesagt«, Mrs. Grey stöhnte auf und preßte die welke alte Hand auf den mageren Magen, »›oh-h!‹ sagte ich, ›ich kann mit dem besten Willen nicht mehr!‹ Das Mädchen mußte lachen, ich glaub', es war ein bißchen komisch, wie ich ihr das eingestand. ›Da haben Sie also genug?‹ fragte sie. ›Oh-h!‹ sagte ich.« Wiederum seufzte Mrs. Grey leise auf. »›Oh-h‹ sagte ich, ›wenn ich noch einen Mundvoll esse, dann platz ich!‹ Und da mußte das Mädchen lachen, weil ich vom Platzen sprach. ›Nun‹, sagte sie, ›solang Sie genug gehabt haben, ist's recht. Wir wollen, daß jeder hier genug kriegt und mit dem Essen zufrieden ist.‹ Aber Mrs. Martin, ich sage Ihnen, wirklich köstlich war der Apfelkuchen, und dabei hätte ich keinen Mundvoll mehr davon essen können, so leid es mir tat, das bißchen, das ich übrigließ, umkommen zu lassen.«

»Nun«, meinte Mrs. Martin herb, denn sie war wohl ein wenig neidisch auf das reiche Erlebnis der Mrs. Grey, »wir hatten auch eine gute Mahlzeit hier im Hotel. Staudensellerie und Oliven als Vorspeisen, dann eine gute Erbsensuppe und dann Roastbeef mit Kartoffelbrei ... und, sagen Sie, Doktor Withers, war das Roastbeef heute abend nicht köstlich?« fragte sie, diesem anerkannten Geschmacksrichter zugewandt.

»Na«, meinte er und rollte nach einem trockenen Schmecklaut die Lippen, »meine einzige Beanstandung war, daß mir nicht die ganze Kuh vorgesetzt wurde. Ich hab' mir von George die Platte nochmals reichen lassen. Wenn's nie schlechter zu essen gibt, will ich zufrieden sein, denn es war in der Tat ein tadelloses Stück Rindfleisch, gut zubereitet, zart und wohlmundend«, berichtete er mit wissenschaftlich trockner Genauigkeit, und abermals kam der trockne Schmecklaut von seinen lederigen Lippen.

»Ja, ganz dasselbe meine ich auch«, fuhr nun Mrs. Martin fort und nickte beifällig-befriedigt. »Ich fand es auch köstlich ... und zu diesem Roastbeef hatten wir noch einen netten Lattich- und Tomatensalat und ein paar Tortoni-Biskuits und dann natürlich noch«, schloß sie elegant, »die Demmi-Tassi.« Sie meinte demie-tasse, Mokkatäßchen.

»Na, keine ›Demmi-Tassi‹ für mich!« sagte der drollige Scherzbold, »nein, keine ›Demmi-Tassi‹ für mich! Ich hatte zwei große Tassen Kaffee, wenn ich mich schon vergifte, dann ordentlich, eine kleine ›Demmi-Tassi‹ kommt da überhaupt nicht in Betracht.«

Die alten Frauen gackerten trocken, von seinem trocknen Witz ergötzt.

»Guten Abend, Mrs. Buckles«, grüßte Doktor Withers. Er stand auf und verbeugte sich galant vor einer schwergebauten alten Frau, die nun mit gichtisch-steifen Bewegungen auf die Gruppe zukam. »Wir haben Sie heut abend vermißt. Haben Sie nicht im Restaurant gegessen?«

»Nein«, grunzte die alte Frau schmerzlich, während sie ihren korsettgepanzerten Rumpf schwerfällig in den Stuhl niederließ, den er ihr anbot. »Bin nicht 'runtergekommen. Hatte keinen Appetit, und da wollt ich's nicht riskieren. Ich hab' mir Tee und Toast und ein bißchen Marmelade auf dem Zimmer servieren lassen. Eigentlich hatte ich vor, überhaupt nicht 'runterzukommen, aber dann wurde mir's zu langweilig, so allein da oben zu sitzen, und ich sagte mir, hier unten war ich wohl genauso gut aufgehoben wie da oben«, erklärte sie in einem unzufriedenen, mürrischen Ton.

»Und ist Ihre Erkältung besser, Mrs. Buckles?« erkundigte sich eine von den alten Frauen mit lebloser Teilnahme.

»Ach, ich weiß nicht ... ich nehme an ... ja, ein bißchen besser geht mir's schon, denk ich. Gestern abend hatte ich Angst, daß sich die Erkältung im Brustkasten festsetzt, aber heut sitzt sie mir mehr im Kopf und im Hals. Aber gewiß weiß ich es nicht«, murmelte sie düster. »Gewiß weiß ich nur«, meinte sie erbittert, »daß es dieses Zimmer ist, das sie mir hier gegeben haben. In diesem Zimmer werd' ich die Erkältung nie los. Wenn ich mein altes Zimmer wieder hätte, würde es mir sofort besser gehn.«

»Haben Sie denn getan, was ich Ihnen sagte«, fragte Dr. Withers. »Haben Sie das eingenommen, wie ich Ihnen sagte?«

»– Nein«, antwortete sie unentschieden. »Das nicht. Aber ich hab' Unmengen Wasser getrunken und ein Mittel versucht, von dem mir meine Freundin im Hotel Gridley sprach, so eine neue Sache ist das, heißt Inhalo, und alles, was man tun muß, ist, daß man es sich in die Nasenlöcher hineinsteckt und es einatmet. Meiner Freundin hat es mehr geholfen als irgendein anderes Mittel.«

»Ich hab' nie davon gehört«, erklärte Dr. Withers sauer. »Was es auch sein mag, so werden Sie Ihre Erkältung nicht los. Nein, bestimmt nicht!« Er schüttelte grimmig den Kopf. »Nein, ich bin schließlich nicht vierzig Jahre lang praktischer Arzt gewesen, ohne ein bißchen was über Erkältungen 'rauszufinden. Und diese neumodischen Mittelchen da, mögen sie nun Inhalo oder Spritz-Dir-die-Gurglio oder Atme-mich-einio heißen, die taugen alle nicht. Die einzige Art und Weise, eine Erkältung loszuwerden, ist eine gründliche innere Reinigung mit Rizinusöl, ganz wie ich Ihnen sagte. Nun können Sie es ja ganz halten, wie Sie wollen«, er zog den dünnlippigen, eingesunkenen Mund zusammen, »es ist ja auch nicht meine Angelegenheit, was Sie tun, und wenn Sie eine Lungenentzündung riskieren wollen, dann ist es ganz Ihre Sache, aber wenn Sie diese Erkältung loswerden wollen, dann befolgen Sie meinen Rat.«

»Das schon«, meinte die alte Frau mürrisch unzufrieden. »Es ist eben dieses Zimmer, das ist an allem schuld. Ich hab' dieses Zimmer noch nie ausstehen können. Ich weiß, wenn ich mein altes Zimmer wiederhaben könnte, dann wäre ich bald wieder in Ordnung.«

»Aber warum gehn Sie dann nicht zu Mr. Gibbs und lassen sich das Zimmer wieder geben?« fragte nun Mrs. Martin. »Ich bin sicher, wenn Sie zu ihm hingingen und ihm die Sache klarmachten, dann würde er Ihnen das Zimmer wieder geben.«

»Nein, das würde er nicht«, erklärte Mrs. Buckles erbittert. »Ich bin bei ihm gewesen, ich habe ihn drum gebeten. Er hat mich nicht mal richtig angehört. Er versuchte mir einzureden, daß ich in meinem jetzigen Zimmer besser dran wäre, er sagte, das Zimmer wäre besser, und so hätte ich mehr für mein Geld. Nun wohne ich seit acht Jahren in diesem Hotel, aber wenn Sie glauben, daß diese Leute hier deswegen ein bißchen Rücksicht auf mich nähmen, dann irren Sie sich. Nein, die Menschen heutzutage sind sich alle gleich. Nehmen alles, was sie kriegen können, und wenn ihnen wer anderes fünf Cents mehr für ein Zimmer zahlt, dann ist es ganz gleichgültig, wie lang Sie das Zimmer gehabt haben, Sie sind es dann, der 'rausgesetzt wird. Als ich im Frühling von Florida zurückkam, da war mein altes Zimmer vergeben. Ich bin seitdem mindestens ein dutzendmal bei Mr. Gibbs gewesen und hab ihn gebeten, mir mein altes Zimmer wieder zu geben, und jedesmal hat er mich mit Ausreden abgespeist. Er sagte, die Leute, die das Zimmer hätten, würden bald abreisen, und dann solle ich das Zimmer wieder kriegen. Aber das war alles eine abgekartete Sache«, grollte sie. »Er dachte im Ernst nicht daran. Diese Zugvögel bezahlen eben die Woche einen oder zwei Dollars mehr, als ich bezahlen kann, und so bin ich es eben, die zurückstehen muß. So ist's heutzutag auf der Welt.«

»Aber, ich bin sicher, Mrs. Buckles«, sagte Mrs. Martin ein wenig bissig, »wenn Sie sich richtig an Mr. Gibbs wenden, dann können Sie Ihr altes Zimmer wieder kriegen. Mir hat er noch jeden Gefallen getan, um den ich ihn bat. Aber freilich«, meinte sie spitz, »Sie müssen sich richtig an ihn wenden.«

»Oh, wirklich«, sagte die alte Mrs. Grey verzückt, »Mr. Gibbs ist doch wirklich der netteste Manager, den wir hier im Haus hatten, so ein angenehmer, liebenswürdiger, verbindlicher Mensch! Der Mister – Na-wie-hieß-er-nur-schnell?.. Den, der vorher da war, meine ich ... Mason oder Watson oder Clarkson oder so ähnlich ...«

»Wilson«, sagte Dr. Withers.

»O ja, Wilson. Wilson hieß er«, sagte Mrs. Grey. »Ich machte mir nichts aus ihm, gar nichts«, bemerkte sie geringschätzig. »Wilson tat einem nie etwas zuliebe. Ein ungefälliger Mensch. Aber Mr. Gibbs! Ich halte ihn für sehr liebenswürdig.«

»Ich habe ihn nicht so gefunden«, erklärte Mrs. Buckles grimmig. »Mir hat Wilson eher zugesagt.«

»Oh, da kann ich nicht mit Ihnen übereinstimmen«, behauptete Mrs. Grey mit einem steinernen, etwas feindseligen Nachdruck. »Ich halte Mr. Gibbs für einen unvergleichlich besseren Manager als Wilson.«

»Ich halte Wilson für den besseren«, erklärte Mrs. Buckles grimmig, und auf eine Sekunde grellten sich die zwei alten Frauen mit bitter feindlichen Augen an.

»– Na, Mrs. Buckles, sagen Sie mal«, Dr. Withers unterbrach die gespannte Stille, diplomatisch bemüht, den drohenden Ausbruch der Feindseligkeiten zu vermeiden, »– was für Pläne haben Sie eigentlich für den Winter? Haben Sie sich entschlossen, wieder nach Florida zu gehn?«

»Ich weiß noch nicht«, antwortete Mrs. Buckles dumpfverdrossen. »Entschlossen habe ich mich noch nicht. Ich wollte mit Mrs. Wheelwright – das ist meine Freundin im Hotel Gridly – nach Daytona Beach gehn. Sie hat eine Tochter, die in Daytona lebt, und so hatten wir geplant, den Winter dort zu verbringen, damit sie in der Nähe ihrer Tochter sein könnte. Aber der Plan ist nun ins Wasser gefallen«, murrte sie dumpf. »Nun, im letzten Augenblick, nachdem alles verabredet ist, hat sie sich entschlossen, nicht fortzufahren. Sie sagt, es gefiele ihr so gut im Gridly, und sie käme billiger dabei weg hierzubleiben, anstatt nach Florida zu reisen und wieder zurückzufahren. Das ist eben das Schlimme mit den Menschen heutzutage«, schnaufte sie bitter, »es ist kein Verlaß auf sie. Sie halten nicht Wort.« Sie machte ein ärgerliches Gesicht. Sie war niedergeschlagen. Es entstand eine dumpfe Stille.

»Warum gehn Sie denn nicht wieder nach Petersburg?« erkundigte sich Mrs. Martin neugierig. »Ich dachte, Sie gingen jeden Winter hin.«

»Das tat ich auch«, sagte Mrs. Buckles. »Bis zum vorigen Winter. Aber das war das letzte Mal. Es ist einfach nicht mehr derselbe Ort. Ich bin dort seit mehr als zwanzig Jahren im selben Hotel abgestiegen, es war ein schönes Hotel, man war gut aufgehoben dort, aber vergangenen Winter fand ich dort alles verändert. Sie haben den ganzen Ort ruiniert«, schloß sie erbittert.

»Wie kam denn das?« fragte Dr. Withers neugierig. »Was haben sie denn angestellt?«

Mrs. Buckles blickte sich vorsichtig schlau um, um ja sicher zu sein, daß in diesem finstern Schmelztiegel von Millionen Lausche-Ohren niemand höre, was sie sage. Dann beugte sie sich unbeholfen vor, und, eine alte, arthritische Hand an den Mund haltend, tuschelte sie ihren Zuhörern zu:

»Ich will Ihnen sagen, was es ist. Die Juden sind es. Sie drängen sich überall herein«, wisperte sie ominös. »Als ich vergangenen Winter dort runterkam, war der ganze Ort von Juden überlaufen. Sie hatten den Ort ruiniert«, zischte sie. »Der ganze Ort war ruiniert!«

In diesem Augenblick kam eine andere alte Frau auf die Gruppe zu. Sie ging langsam, sie stützte sich auf einen Krückstock, sie lächelte ein weithin-wohlwollendes Lächeln. Alles an dieser Greisin wirkte majestätisch-imposant. Ihre Gestalt war stattlich, ihre Bewegungen waren gemessen, ihre Stirn unter dem in der Mitte gescheitelten Silberhaar war breit und ruhevoll, und wenn sie sprach, sprach sie volltönig, und ihre würdig wohlwissenden Äußerungen geschahen im Tonfall der hohen Beredsamkeit. Alle Anwesenden begrüßten sie begierig und mit offenbarer Ehrerbietung. Dr. Withers, der aufgestanden war, machte eine fast untertänige Verbeugung. Die Stellung dieser alten Frau in der Gruppe schien die einer unbestrittnen, ruhig eingeräumten Autorität. Sie wurde von den andern alten Leuten mit dem Titel ›Doktor‹ angeredet.

Dr. Thornton war jedem im Hotel bekannt. Sie war eine der ersten Frauenärztinnen in den Vereinigten Staaten gewesen und hatte sich vor ein paar Jahren nach einer langen, vermutlich erfolgreichen Praxis in den friedlichen Hafen des Hotels Leopold zurückgezogen, um hier auf die Dauer ihres Lebensabends wohlwollende und wohlkadenzierte Bemerkungen über den Menschen, Gott, die Natur, die Welt und das All zu machen. Dank der ruhevoll majestätischen Autorität, die von ihr ausströmte, wurde sie zum Mittelpunkt jeder Gruppe, der sie sich zugesellte, mochten es junge oder alte Leute sein. Jedermann im Hotel kannte sie, und jedermann nannte sie ›eine wundervolle alte Frau‹ und sprach von ihrem ›glänzenden Verstand‹, von ihrer ›reifen Philosophie‹ und auch von ihrem ›schönen Englisch‹.

Das Ansehen und die Ehrfurcht, die ihr entgegengebracht wurden, waren auch auf den ersten Blick zu erkennen, als sie nun wohlwollend lächelnd sich der Gruppe der alten Leute anschloß. Stühle wurden erregt gerückt, das bewillkommnende Durcheinander alter Stimmen erhob sich zu einem Tumult der Begrüßung, und Dr. Withers, der einen großen Sessel in die Mitte geschoben hatte, stand galant hinter der Lehne, während sich Dr. Thornton langsam und würdevoll setzte und sich mit einem ruhevollen, wohlwollend-lächelnden Gesicht in der Runde umsah.

»Nun, Doktor«, fragte Mrs. Grey fast außer Atem, »wo haben Sie denn den ganzen Tag gesteckt? Wir haben Sie sehr vermißt.«

Die andern pflichteten dieser Bemerkung mit zustimmendem Gemurmel bei und lehnten sich aufmerksam nach vorn, damit ihnen keine von den Perlen der Weisheit entginge, die nun von den Lippen der großen Frau fallen würden.

Einen Augenblick sah Dr. Thornton die Fragerin mit einem Ausdruck duldungsvollen, fast spielerischen Wohlwollens an. Alsdann sprach sie:

»Was ich den ganzen Tag getan habe? Nun, meine Liebe, ich las. Ich las in einem meiner teuersten Lieblingsbücher«, verkündigte sie mit rhythmisch bemessener, volltöniger, nachdrücklich langsamer Stimme.

Und nun fiel auf alle ihre Zuhörer der Widerschein einer verwandelnden Beglänzung des Weltalls. Ein Ereignis von universalem Rang war geschehn: Dr. Thornton hatte den ganzen Tag gelesen. Sie wurde mit Blicken heiliger Scheu angestarrt.

»Was –« begann Mrs. Martin mit einem nervösen Schlucksen. »Was haben Sie denn gelesen, Doktor? Das muß ein gutes Buch gewesen sein, wenn es Sie den ganzen Tag über fesseln konnte.«

»Das war es«, war der volltönig-bedächtige Bescheid. »Es war in der Tat ein gutes Buch, meine Liebe, es war sogar mehr noch: es war ein großes Buch, ein herrliches Werk des Genius, eines von jenen Werken, die uns zu zeigen vermögen, bis zu welchen Höhen des Menschen Geist sich erheben kann, wenn ihn hehre und edle Gefühle beschwingen.«

»Und was für ein Buch war es, Doktor Thornton«, fragte Dr. Withers nun. »Etwas von Tennyson ...?«

»Nein, Doktor Withers«, kam die pompöse Antwort. »Es war nicht Tennyson, den ich las, so sehr ich auch die edle Schönheit seiner Verse schätze und bewundere. Ich las keine Verse heut, ich las Prosa. Ich las Ruskin!« Sie verlieh dem Namen eine nachdrückliche Bedeutungswucht, indem sie ihn leise aussprach. » Ruskin!« flüsterte sie abermals. Sie hauchte den Namen nur noch hin; kaum hörbar, feierlich leis, wie ein Weihrauch der Verehrung kam er aus ihrem Mund.

» Ruskin!« sagte sie nun zum drittenmal, diesmal aber laut und mit dem Akzent volltöniger Begeisterung. »Der edle Flug seiner Gedanken, die geordnete Harmonie des Ganzen und die schönen Proportionen der Teile, dieser reiche und doch so schlichte Stil, und vor allem die gesunde und bekömmliche Schönheit seiner Kunstphilosophie, – welch edleres Denkmal ward dem höheren Genius des Menschen je errichtet, meine Freunde, als ›Die Steine Venedigs‹? Ist dies Buch nicht in sich selbst ein Kunstwerk und den majestätischen Skulpturen, von denen es handelt, durchaus ebenbürtig?«

Obschon es fraglich ist, ob Ruskin den Zuhörern ein klarer Begriff war, seine magische Wirkung hatte der Name des dreimal Angerufenen nicht verfehlt. Und nun, nachdem der dröhnende Redeschwall verklungen war, starrten die alten Leute die Sprecherin mit vor ehrfürchtiger Bewunderung fast ersterbenden Blicken an. Dann fragte die alte Mrs. Grey, vor heiliger Scheu nach Luft schnappend:

»Oh, Doktor Thornton, es ist wirklich wunderbar, daß Sie sich dauernd so geistig beschäftigen! Diese tiefen, herrlichen Gedanken, in denen Sie leben! Ich seh einfach nicht, wie Sie es fertigbringen! Ich nehme an, das viele Denken müßte Sie müde machen, ich glaube, Sie müssen manchmal wirklich müde werden von dem vielen Nachdenken.«

»Müde, meine Liebe?« meinte Doktor Thornton volltönig und geruhte ihrer Verehrerin ein duldungsvolles wohlwollendes Lächeln zu gönnen. »Wie sollte man müde werden, wenn man lebt und atmet und sich bewegt in dieser, unsrer wunderbaren Welt? Nein, nein, meine Liebe, sagen Sie nicht müde! Sagen Sie erfrischt, verjüngt und begeistert von den Herrlichkeiten, die das Leben uns in unendlicher Schönheit und Fülle bietet. Wo ich auch hinsehe, ich sehe nichts wie die Ordnung und Harmonie des Weltganzen. Ich hebe den Blick zu den Sternen«, verkündete sie majestätisch und hob den Blick in verzückter Andacht an die Decke der Hotelhalle, »und meine Seele sättigt sich schwelgerisch an den unendlichen Schönheiten von Gottes Himmel. Ich richte meinen Blick in den Umkreis, und wo er auch hinfällt, gewahre ich die edlen, von Menschenhand geschaffenen Werke, erkenne ich den Fortschritt, den der Mensch in seiner Aufwärtsentwicklung gemacht hat, erkenne ich das edle Streben seines Geistes, die ewige Bemühung seines Verstandes um höhere Ziele, erkenne ich die strahlende Schönheit seines Angesichts, aus dem mir der ganze hohe Eifer seiner Seele entgegenleuchtet.«

Als sie dieses klangvolle Lob aussprach, lag ihr wohlwollender Blick auf den versäuerten und verschrumpften Zügen des Dr. Withers, und dieser, wie es sich für einen bescheidenen Mann ziemt, senkte züchtig das Antlitz. Und die Rhapsodin fuhr fort:

»Welch ein Werk ist der Mensch! Wie edel ist seine Vernunft! Wie unendlich sind seine Fähigkeiten! In der Form, in der Bewegung, wie gewandt, wie bewundernswert ist er da! Und wie sehr er einem Engel gleicht, wenn er handelt, und wie sehr er Gott gleicht, wenn er begreift!«

Und nachdem sie so Hamlets hohes Urteil in wohllautendem Tone aufgesagt hatte, sah sich diese wundervolle alte Frau, die drei Jahrzehnte lang eine der erfolgreichsten Abtreiberinnen der Nation gewesen war, wohlwollend um nach all den erlesenen Spezimina von Gottes Kronschöpfung, die in der Hotelhalle versammelt waren.

Drüben hinter dem Zigarrenstand lümmelte der Verkäufer, ein fetter junger Tscheche mit einem fahlen, schwabbeligen Gesicht und stumpfem, aschblondem Haar, und bohrte sich mit Daumen und Zeigefinger beflissen in der Nase herum. In einer andern Ecke der Hotelhalle saßen wie alle Abend stillschweigend, stumpfsinnig und ohne Lächeln drei andre Dauergäste des ›Leopold‹ zusammen, Herrschaften, die die Hotelangestellten, wenn sie unter sich waren, mit den Spitznamen ›Willi mit dem Krebsgesicht‹, ›Maggie, die Drogenschluckerin‹ und ›Schmiertrude‹ bezeichneten.

Und in diesem Augenblick kamen zwei weitere Wunderwerke Gottes von der Straße herein, durchschritten schnell die Halle und unterhielten sich in der goldnen, dichterischen Sprache, die ihnen ihr Schöpfer wunderbarerweise verliehen hatte.

»Jäses!« sagte einer von ihnen, ein großer, breiter Mann mit einem grauen Hut und einem dicken, doofen, massigen, talggrauen Gesicht, das auf eine unerklärliche Art in die hängenden Fettfalten seines Halses überging. »Jäses!« fuhr er beredsam fort und lachte protestierend ein Lachen, das mit prasselnden Spuckspritzern gemischt heiser von seinen talgigen Lippen kam. »Recht magst Du schon hoben, Eddie, aber Jäses! Ich weiß nicht. Wenn er hier reinkäme und mich überzeugen täte, dann ja, aber Jäses, er mag ein ordentlicher Kerl sein, aber Jäses, Eddie, ich weiß nicht ...« Wieder kam das heisere protestierende Lachen.

Dr. Thornton begönnerte die Vorübergehenden mit dem Blick ihrer wohlwollenden Billigung, dann wandte sie sich wieder ihren andachtsscheuen Zuhörern zu und erklärte volltönig und mit einer majestätisch ausdrucksvollen Handgebärde:

»Müde? Wie könnte man müde werden in dieser, unsrer großen Welt?«


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