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Sehnsüchtiger Sang.

Geliebte! Lieb! Du Nachtigallensang,
Hinausgejauchzt und jählings festgebannt.
Schreitende Flamme, die vom Leuchter sprang,
Eilig hinab in ein lichtsuchend Land.

Du Marmorleib, drin emsig Feuer kocht,
Zum Licht sich mühend, wie es Knospen tun,
Wenn Mondenstrahl an ihre Kelche pocht:
»Wollt ihr bis in den hellen Mittag ruhn?«

Du brennend Schloß, das flockiger Schnee umtanzt,
Der zischend in die hurtige Lohe sinkt –
Wie du dich, Flamme, mächtig sausend spannst,
Daß Flockentanz in Flockentanz ertrinkt! –

Du Mund, so blasser Rosenknospen voll,
Die tauig triefen, von der Nacht besprengt,
Ich dürste auf, wie ich dich färben soll,
Als hätt' ich röter Blut in Blut gemengt.

Ich reiße dir dein stahlblau Schleierkleid
Von deinen Brüsten, drin ein Aufruhr jagt.
Nun stehst du nackt, du heiße Heimlichkeit,
Du Weizenfeld, das in Gewittern zagt.

Drei Sterne brennen auf. Ein Zeugungsglanz
Wogt überm Walde, rührt die Wasserflut,
Im Laub der Wind, als wirbt Musik zum Tanz,
Wächst wirrend an, voll zärtlich scheuer Glut.

Die Nacht erschrickt. Ein neues Leben reißt
Aus trägen Schranken, jäh und flügelwild –
Und zeugend eint sich mein entrückter Geist,
Geliebte, Lieb! mit deinem Menschenbild.


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