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Das Mütterchen auf seiner letzten Fahrt.

Ein Nebelmorgen. Bleiern ringt das Licht.
Der bleiche Fluß gespenstisch trübe glimmt.
Ein Schiff die Bahn langsam hinunterschwimmt,
Als ob das Schiff das Licht einfängt und mit sich nimmt. –
Vom Wege, der ins Nebelmeer sich flicht,
Knarrt Wagenrattern – langsam – näher – nah – ganz dicht!

Ein Bauer fährt sein sterbend Mütterlein
Ins Krankenhaus – wie schleichend schleppt die Fahrt.
Der Alten Antlitz ist so hohl und hart,
Als hätte sich's zur Nacht kein Lichtlein aufgespart.
Stumpf starrt es, ohne Feierabendschein,
Und duckt sich scheu verwaist ins feuchte Stroh hinein.

Die beiden Gäule schreiten ihren Schritt,
Der Bauer fährt', als führ' er Holz zur Stadt.
Für's Mütterchen, das arme, das todmatt,
Er kein aufschluchzend qualvoll Rückwärtsschauen hat.
Er stirbt mit seinem Mütterchen nicht mit,
Er stiert nur steinern stumpf auf seiner Gäule Tritt.

Da weint durchs Nebelfluchtgestäub ein Ton,
Ein Glockenhall – die Glocken starben nicht! –
Der bückt sich wie ein liebes Angesicht
Aufs Mütterchen hinab, bis hart ihr Herz zerbricht –
Und's Mütterchen – gemächlich fährt der Sohn –
Ist los von Kampf und Angst und in der Heimat schon.


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