Poggio Fiorentino
Die Facezien des Poggio Fiorentino
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267.
Eine Florentinerin, die auf der Tat ertappt wird, findet eine listige Auskunft.

Ein Weib aus der Umgebung von Florenz, die sehr zugängliche Frau eines Gastwirts, lag einmal mit einem Liebhaber im Bette. Da kam unerwartet ein anderer, der dasselbe tun wollte, 264 wie dieser. Als die Frau ihn die Treppe heraufkommen hörte, lief sie ihm entgegen, machte ihm heftige Vorwürfe ob seiner Unvorsichtigkeit und verbot ihm, weiter vorzudringen: sie könne ihn in diesem Augenblicke nicht zufriedenstellen, und sie bat ihn, sofort wegzugehen. Der aber bestand auf seinem Vorhaben und so stritten sie sich eine ganze Weile herum, bis der Mann darüber hinzukam und fragte, was der Lärm zu bedeuten habe. Schnell fertig mit einer Lüge, antwortete die Frau: »Der da ist in der Wut und will hinauf, um einen zu verwunden, der sich hier ins Haus geflüchtet hat, und den ich hier oben versteckt habe, damit es bei uns zu keinem Verbrechen komme.« Als der Versteckte diese Worte hörte, faßte er Mut und fing an zu drohen, er werde Rache nehmen für das ihm zugefügte Unrecht. Der andere tat seinerseits, als drohe er dem Verborgenen wieder und wolle ihm mit Gewalt zu Leibe. Der Gastwirt, ein einfältiger Kerl, fragte nach dem Grunde des Zwistes und nahm es auf sich, ihn zu schlichten. Er verhandelte mit beiden und stellte den Frieden wieder her, ja, er gab ihnen sogar noch von seinem Weine zu trinken, so daß er zum Ehebruche seiner Frau noch den Schaden an seinem Weine fügte. Frauen, die auf der Tat ertappt werden, sind wahrlich nie um einen guten Ausweg verlegen. 265

 


 


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