Poggio Fiorentino
Die Facezien des Poggio Fiorentino
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231.
Von einer jungen Frau, die von ihrem alten Gatten verspottet wurde.

Ein schon recht bejahrter Florentiner führte ein junges Mädchen heim, das von älteren Frauen belehrt worden war, es müsse in der Brautnacht den ersten Angriffen des Mannes Widerstand entgegensetzen und die Festung nicht nach dem ersten Sturme übergeben. In Befolgung dieses Rates weigerte sich die junge Frau also, sich näher mit ihm einzulassen. Als der Mann, der alle Kraft zusammen genommen hatte und mit vollen Segeln daherkam, merkte, daß sie gänzlich abgeneigt sei, fragte er, warum sie ihm nicht zu Willen sein wolle. Die Jungfrau schützte Kopfschmerzen vor, und der Mann drehte sich mit Gewehr in Ruh auf die andere Seite und schlief bis zum Morgengrauen. Als nun das junge Weiblein erkannte, daß es nicht weiter würde gedrängt werden, 228 bereute sie es, den Rat der Tanten befolgt und dem Begehren ihres Mannes nicht nachgegeben zu haben; sie weckte ihn daher auf und sagte, der Kopf tue ihr nicht mehr weh. Doch er antwortete: »Mir tut jetzt aber der Schwanz weh!« und ließ seine Gattin Jungfrau, wie sie war. Daher ist es gut, das Angenehme zu nehmen, wenn es angeboten wird.

 


 


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