Poggio Fiorentino
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119.
Von einem vergeßlichen Diener, der eine große Last schleppen mußte.

Roberto degli Albizzi, ein gelehrter und sehr humaner Mann, hatte einen dummen und vergeßlichen Diener, dessen Begriffsvermögen sehr schwach war, und den er mehr aus Menschlichkeit, als weil er Nutzen von ihm hatte, fütterte. Diesen schickte er einmal mit gewissen Aufträgen zu einem Freunde, namens Dego, der in der Nähe des Ponte S. Trinità wohnte. Als er bei diesem angelangt war und gefragt wurde, was für eine Nachricht er von seinem Herrn bringe, hatte er seinen Auftrag vergessen, stand mit dummem Gesicht nachdenklich da und wußte nicht, was er sagen sollte. Als Dego sah, daß der gute Mann, den er recht wohl kannte, schwieg, sagte er 124 sogleich: »Ich weiß, was du willst« und damit zeigte er auf einen sehr großen Steinmörser: »Nimm den und bringe ihn möglichst schnell zu deinem Herrn, der ihn wünscht.« Als Roberto ihn von weitem mit dem Mörser auf den Schultern kommen sah, dachte er sich, daß er ihn zur Strafe für seine Vergesslichkeit schleppen müsse und rief ihm, als er näher gekommen war, zu: »Dein Pech, du Esel, daß du meine Worte nicht behalten hast, kehre sofort um und bringe einen kleineren, einen so grossen kann ich nicht brauchen!« Schwitzend und müde von seiner Last, gestand der Vergeßliche, er habe sich geirrt, kehrte um und brachte auf seinem dritten Gange einen anderen Mörser mit. So wurde seine Dummheit bestraft.

 


 


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