Poggio Fiorentino
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238.
Einem englischen Walker passiert eine merkwürdige Sache mit seiner Frau.

Als ich mich in England aufhielt, begegnete einem Tuchwalker eine lustige Geschichte, die wert ist, in unsere Sammlung aufgenommen zu werden. Dieser Mann, der verheiratet war und außerdem in seinem Hause viele Knechte und Mägde hatte, verliebte sich in eine der letzteren, die ihm die schönste und anmutigste zu sein schien, und drang wiederholt in sie, sie möchte ihm zu Willen sein. Sie aber hinterbrachte die Sache ihrer Herrin. Auf deren Rat gab sie dem Walker ihre Einwilligung zu 236 erkennen. Am verabredeten Tage aber verbarg sich zur bestimmten Stunde statt der Magd die Herrin an einem abgelegenen und sehr dunkeln Orte. Der Walker erschien und legte sich zu ihr, ohne zu ahnen, daß es seine Frau sei. Als er fertig war, verließ er das Zimmer, erzählte einem seiner Arbeiter, was er gemacht und forderte ihn auf, ebenfalls die Magd – wie er meinte – zu beschlafen. Dieser ging hin, und in der Meinung, es sei ihr Mann, verhielt sich die Frau ganz ruhig. Und als nach diesem noch ein anderer von ihrem Manne gesandt wurde, hielt sie, immer in der Meinung, ihr Gatte sei es, auch den dritten Angriff aus, während die Arbeiter sie für die Magd hielten. Nachdem sie den Ort endlich ungesehen hatte verlassen können, machte sie in der darauffolgenden Nacht ihrem Manne Vorwürfe, daß er gegen sie so zurückhaltend und der Magd gegenüber so geil sei, daß er sie, die er für die Magd hielt, dreimal an einem Tage übermannt habe. Der Walker konnte nichts anderes tun, als über seinen Irrtum und die Sünde der Frau, die er verursacht hatte, schweigen. 237

 


 


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