Poggio Fiorentino
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87.
Von einem Kurpfuscher, der Esel wiederverschaffte.

Vor nicht langer Zeit lebte zu Florenz ein Mann voll Selbstvertrauen und Unternehmungsgeist, der keinerlei Profession ausübte. Als dieser einmal in dem Buche eines Arztes von dem Namen und der Wirkung gewisser Pillen las, die für viele Übel gut sein sollten, kam er auf den närrischen Gedanken, allein mit diesen Pillen leichtlich den Arzt spielen zu können. Nachdem er sich eine große Anzahl davon hergestellt hatte, verließ er die Stadt und begann Flecken und Dörfer als Arzt abzugrasen. Für jede Krankheit verabreichte er diese Pillen, und zufällig wurden einige dadurch wieder gesund. Als der Ruf dieses Kurpfuschers sich 89 daraufhin bei den Dummen verbreitet hatte, fragte ihn eines Tages einer, der seinen Esel verloren hatte, ob er nicht ein Mittel zur Wiedererlangung des Tieres habe. Er bejahte und gab ihm sechs Pillen zu schlucken. Am folgenden Tage zog dieser Mann aus, seinen Esel zu suchen. Da mußte er infolge der Wirkung der Pillen die Straße verlassen, um seinen Darm zu entleeren, und geriet zufällig in ein Röhricht, wo er den Esel weidend fand. Da sang er das Lob des Arztes und seiner Pillen in allen Tonarten, woraufhin die Bauern in Scharen, wie zu einem zweiten Äskulap, zu ihm pilgerten, dessen Medizinen sogar zum Wiederauffinden von Eseln gut waren.

 


 


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