Poggio Fiorentino
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145.
Von einem Florentiner Priester, der nach Ungarn ging.

Es ist im Königreich Ungarn üblich, daß sich nach der Messe alle diejenigen unter den Anwesenden, die an den Augen leiden, zum Altar begeben und sich dort vom Priester die Augen mit Wasser aus dem Kelche besprengen lassen, wobei dieser mit Worten aus der Heiligen Schrift Heilung herabfleht. Da kam einmal mit Filippo, genannt Spagnuolo, ein Priester aus Florenz nach Ungarn. Nachdem dieser eines Tages in Gegenwart König Sigismunds die Messe gelesen hatte, traten mehrere Augenleidende zu ihm, damit er ihnen der Sitte gemäß die Augen benetze. Aber der Priester, in der Meinung, das Leiden sei eine Folge des Saufens und Schlemmens, nahm den Kelch, besprengte die Umstehenden, wie er es hatte tun sehen, und sagte in italienischer Sprache: »Andatemene, 150 che siate morti, a ghiado«, das heißt »Schert euch fort, ihr seid des Todes durch das Schwert schuldig!« Als der König und Kaiser dies hörte, konnte er sich nicht enthalten, zu lachen, und als er am folgenden Tage beim Mahle die Worte des Priesters zum Spaß erzählte, erhob sich ein großes Gelächter unter den Anwesenden, mit Ausnahme der Augenleidenden, die sich ärgerten.

 


 


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