Poggio Fiorentino
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17.
Ein Gegenstück von einem Schneider des Visconti.

Papst Martin hatte Antonio Lusco einmal beauftragt, einen Brief zu schreiben, und nachdem er ihn gelesen hatte, befahl er, ihn einem unserer Freunde zu zeigen, auf den er große Stücke hielt. Aber dieser, dem der Wein, den er bei der Abendmahlzeit getrunken, etwas heiß gemacht hatte, verwarf den Brief völlig und sagte, er müsse umgeändert werden. Da bemerkte Antonio Lusco zu Bartolomeo de' Bardi, der zugegen war: »Ich werde meinen Brief auf die gleiche Weise ändern wie der 27 Schneider von Gian Galeazzo Visconti diesem die Hosen weiter machte: ich werde morgen, bevor er gegessen und getrunken hat, wiederkommen, und der Brief wird gut befunden werden.« Als Bartolomeo ihn darauf fragte, was er damit meine, sagte Antonio: »Giovanni Galeazzo Visconti, der Vater des alten Herzogs von Mailand, war ein großer, dabei fetter Mann mit einem starken Bauch. Er schlug sich den Leib oft mit einer großen Quantität Speise und Trank voll, und wenn er sich dann nach der Abendmahlzeit schlafen legte, ließ er seinen Schneider rufen, fuhr ihn heftig an, er habe ihm den Hosenbund viel zu eng gemacht, und trug ihm auf, das Ding weiter zu machen, damit es ihn nicht mehr belästige. »Ganz nach Eurem Befehl,« sagte der Schneider, »morgen wird alles in bester Ordnung sein.« Und er nahm das Kleidungsstück, warf es über einen Kleiderständer und änderte nichts daran. Als darauf die andern zu ihm sagten: »Warum machst du denn die Hosen nicht weiter, die den Bauch unseres Herrn so schnüren?« antwortete er: »Wenn er sich morgen vom Lager erhebt, hat er verdaut, und wenn er dann seinen Leib entleert hat, werden ihm die Hosen reichlich weit genug sein.« In der Frühe brachte er sie dem Herzog wieder, dieser zog sie an und sagte: »So, jetzt sind sie 28 recht, jetzt beengen sie mich nirgends.« – »Ebenso,« sagte Antonio, »wird mein Brief Beifall finden, wenn die Wirkung des Weines verflogen ist.«

 


 


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