Poggio Fiorentino
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126.
Einfalt Florentiner Gesandter.

Als unsere Florentiner Gesandten, die nach Frankreich gingen, in Mailand eintrafen, besuchten sie den Herzog Bernabò, um ihn zu ehren. Als sie vor ihm erschienen, fragte er sie, wer sie seien, und sie antworteten: »Wir sind Bürger und Gesandte von Florenz, wenn es Euch gefällt,« wie man zu sagen pflegt. Und sie wurden von ihm ebenso höflich entlassen, wie sie empfangen worden waren. Sie waren schon bis Vercelli gekommen und überdachten dort, was sie bisher getan; da kamen ihnen die Worte wieder in den Sinn, die sie Bernabò gegenüber gebraucht hatten, und einer meinte, 130 es sei nicht richtig von ihnen gewesen, zu sagen »wenn es Euch gefällt«, denn wenn es ihm auch nicht gefallen hätte, wären sie dennoch sowohl Bürger wie Gesandte von Florenz. Da pflichteten ihm alle bei und sagten, es sei unrecht gewesen und nicht mit ihrer Würde vereinbar, diese Worte auszusprechen. Sie beschlossen daher einmütig, nach Mailand zurückzukehren, um ihre Worte zurückzunehmen, und kamen wieder zum Herzog. Da begann der älteste, der auch als der gelehrteste galt: »Mein Fürst, als wir in Vercelli waren, fiel uns ein, daß wir zu Euch sagten: wir sind Bürger und Gesandte von Florenz, wenn es Euch gefällt – das war unüberlegt und töricht gesprochen; denn, mochte es Euch gefallen oder nicht, wir sind sowohl Bürger als auch Gesandte von Florenz.« Der Fürst, der für gewöhnlich sehr ernst war, lachte über die törichte Besorgnis der guten Leute und versicherte, es freue ihn sehr, daß sie seien, wofür er sie gehalten habe.

 


 


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