Poggio Fiorentino
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131.
Von einem Sekretär Kaiser Friedrichs II.

Petrus de Vineis, ein gelehrter und kluger Mann, war Geheimschreiber Kaiser Friedrichs. Als der Kaiser, der ein Feind Papst Alexanders III. war, den Kirchenstaat mit Krieg überzog, wurde er von seiner deutschen Umgebung, die auf Petrus (der ein Italiener) neidisch war, gegen ihn mißtrauisch gemacht und ließ ihn blenden. Später bereute er seine Ungerechtigkeit und berief ihn in seinen geheimen Rat. Als der Kaiser in großer Geldnot war, riet ihm Petrus, die Macht der Kirche mit Hilfe ihrer eigenen Mittel zu brechen und zur Fortführung des Krieges den goldenen und silbernen Schmuck der Kirchen zu nehmen und einzuschmelzen, darunter (er weilte gerade in Pisa) die berühmten Ketten, die um den Dom gelegt waren. Der Rat fand den Beifall Friedrichs, und er verwendete die Schätze der Kirche zur Ausrüstung seines Heeres. Als dies geschehen, sagte Petrus zu ihm: »Kaiser, für 135 das Unrecht, das du mir zugefügt, habe ich mich gerächt. Den Haß der Menschen hast du dir schon zugezogen, durch die Kirchenschändung aber habe ich dir Gott zum Feinde gemacht. Von nun ab wird sich dir alles zum Bösen wenden.« Dennoch war Friedrich später noch siegreich, endlich aber brach Alexander den Übermut des Kaisers. Durch diese Worte gab Petrus zu verstehen, daß man geheiligte Dinge nicht zu profanen Zwecken verwenden dürfe, und daß Gott jene bestrafe, die anders handeln.

 


 


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