Poggio Fiorentino
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70.
Von einem Landmann, der eine Gans zu verkaufen hatte.

Ein junger Landmann brachte eine Gans nach Florenz zum Verkauf. Eine Frau, die sich für sehr witzig hielt, wurde seiner ansichtig und fragte ihn, um sich einen Spaß mit ihm zu machen, wieviel die Gans kosten solle. »Ihr könnt sie für eine Kleinigkeit haben,« lautete die Antwort. »Für wieviel denn?« fragte die Frau. »Für einen einzigen Koitus,« sagte der Landmann. »Das ist nicht dein Ernst,« erwiderte die Frau, »aber komm ins Haus, damit wir über den Preis verhandeln können.« Er trat ein, und als er auf seinem Vorschlag beharrte, willigte die Frau ein. Als sie, die zu oberst gelegen hatte, nachher die Gans verlangte, verweigerte er sie ihr, »denn« – so sagte er – »ich habe nicht Euch übermannt, sondern Ihr seid über mich gekommen.« Und als sie darauf den Kampf von neuem begannen, besorgte der junge Mann das Geschäft des Reiters. Als die Frau dann, gestützt auf den Vertrag, zum zweitenmal die Gans forderte, verweigerte sie der Bursche wieder, indem er sagte, jetzt seien sie beide wieder quitt; denn er habe noch keine Bezahlung erhalten, sondern nur die ihm zugefügte Beleidigung 72 gesühnt: das erstemal habe sie ihn ja doch unter sich gehabt. Der Streit dauerte bereits längere Zeit, da kam der Gatte darüber zu und fragte nach dem Grunde des Zanks. »Ich wollte dir,« antwortete die Frau, »ein köstliches Mahl bereiten, aber dieser verdammte Kerl hat es verhindert. Wir hatten uns auf zwanzig Soldi für die Gans geeinigt, aber jetzt, nachdem er ins Haus getreten ist, hat er seine Ansicht geändert und verlangt noch zwei dazu.« »Eh!« sagte der Gatte, »unser Essen soll doch nicht wegen einer solchen Lappalie gestört werden! Da hast du dein Geld!« So hatte der Bauer das Geld und den Genuß.

 


 


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