Poggio Fiorentino
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229.
Schreckliches Ereignis in der lateranensischen Kirche.

Nicht um zu plaudern, sondern um von Verbrechen abzuschrecken, erzähle ich folgende ungeheuerliche Geschichte. Als ein römischer Augustinermönch im Laufe dieser Fasten in 225 meiner Gegenwart zum Volke predigte und es zum Bekennen seiner Sünden ermahnte, erzählte er ein Wunder, das ihm sechs Jahre zuvor widerfahren war. Als er sich nämlich eines Nachts nach Mitternacht erhoben hatte, um in der Laterans-Basilika mit den anderen die Frühmette zu singen, sei dort aus einem Grabe, in dem achtzehn Tage vorher ein römischer Bürger beigesetzt worden war, eine Stimme gekommen und habe mehrmals gerufen, sie möchten hinkommen. Als sie die Stimme zum ersten Male hörten, seien sie von Schrecken erfaßt worden, dann aber hätten sie sich allmählich beruhigt und seien dem Rufe der Stimme gefolgt. Da habe ihnen der Tote entgegengerufen, sie sollten keine Furcht haben, sondern den Kelch holen und den Stein wegrücken. Als dies geschehen, habe sich der Tote erhoben und die geweihte Hostie, die er vor dem Hinscheiden genommen hatte, in den Kelch gespuckt und darauf gesagt, er sei zu den schrecklichsten Strafen verdammt, weil er seine Mutter und seine Tochter beschlafen, Verbrechen, die er niemals gebeichtet habe. Nach diesen Worten sei der Leichnam zurückgefallen. 226

 


 


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