Poggio Fiorentino
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169.
Von einem betrügerischen Florentiner Notar.

Ein Notar in Florenz, der mit seinem Geschäft wenig Seide spann, hatte sich eine Spitzbüberei ausgesonnen, die ihm Gewinn versprach, und wandte sich darum an einen jungen Mann 172 mit der Frage, ob er die 500 Gulden zurückerhalten habe, die sein Vater einer Person, die jetzt nicht mehr am Leben war, geliehen hatte. Jener, der nichts davon wußte, stellte in Abrede, daß sich eine solche Schuldverschreibung unter den Papieren seines Vaters befinde. Der Notar versicherte, daß die Schuld aus einem Instrumente, das er selbst aufgesetzt, hervorgehe und veranlaßte den jungen Mann ihm die betreffende Abschrift abzukaufen und sich an den Bürgermeister zur Beitreibung der Schuld zu wenden. Der Sohn des angeblichen Schuldners wurde vorgeladen und leugnete, daß sein Vater jemals irgend etwas von dem andern geliehen habe, da nichts darüber – wie es sonst bei Kaufleuten Sitte ist – in den Büchern stehe. Darauf suchte er sofort den Notar auf und zieh ihn des Betruges, da er ein Aktenstück geschrieben, dem kein tatsächliches Übereinkommen zugrunde liege. Der Notar aber antwortete ihm: »Mein Sohn, die Ereignisse jener Zeit sind dir unbekannt, da du noch nicht geboren warst; dein Vater hat damals jene Summe entliehen, sie aber nach wenigen Monaten wieder zurückerstattet, und ich habe selbst die Quittung für deinen Vater aufgesetzt.« Der Sohn brachte diese Quittung durch Zahlung eines gewissen Betrages an sich und befreite sich dadurch von weiteren 173 Belästigungen. So bezog der Notar durch diesen hübschen Betrug Geld von beiden Parteien.

 


 


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