Poggio Fiorentino
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143.
Von einem jungen Florentiner, der seine Stiefmutter beschlief.

Ein junger Mann zu Florenz beschlief einmal seine Stiefmutter und wurde dabei von seinem Vater, der unversehens heimkam, überrascht. Außer sich über das Unerhörte und das Unwürdige der Tat, fing dieser an, den Sohn auf das heftigste zu beschimpfen, und machte einen gewaltigen Lärm. Jener versuchte stotternd sein Vergehen zu entschuldigen. Sie stritten schon geraume Zeit hin und her, als, herbeigelockt durch den Lärm, ein Nachbar, der keine Ahnung von dem Vorgefallenen hatte, erschien und den Streit schlichten wollte. Als er nach dem Grunde des Zwistes fragte, schwiegen die beiden wegen der häuslichen Schande, worauf der Nachbar, um der Sache auf den Grund zu kommen, dringender forschte. Als endlich der Vater dem Sohne alle Schuld zuschob, rückte dieser zuerst mit der Sprache heraus. »Mein Vater da,« sagte er, ist sehr unbescheiden, »er hat meine Mutter tausendmal beschlafen, ohne daß ich ein Wort dazu gesagt habe, nun, da 148 ich einmal seine Frau übermannt habe, unerfahren und unüberlegt, wie ich bin, schlägt er einen Lärm, als ob er verrückt sei.« Der Nachbar lachte hellauf über die witzige Antwort des Sohnes und verabschiedete sich, nachdem er den Vater so gut er konnte getröstet hatte.

 


 


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