Poggio Fiorentino
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171.
Schreckliche Geschichte von einem Knaben, der kleine Kinder fraß.

Ich will unseren Plaudereien auch eine Geschichte einfügen, verrucht und schrecklich, wie man sie niemals zuvor vernommen hat, und die ich für erfunden hielt, bis ich durch den Brief eines Sekretärs des Königs überzeugt wurde, daß es damit seine Richtigkeit habe. Folgendes war es also, worüber ein Teil des Briefes handelte: »Eine ungeheuerliche Tat ist zehn Meilen von Neapel am Monte Somma bei dem Dorfe gleichen Namens geschehen. Ein dreizehnjähriger Knabe aus der Lombardei wurde ergriffen und vor den Bürgermeister geführt, weil er bereits zwei Kinder von drei Jahren verzehrt hatte. Er lockte sie durch Liebkosungen in eine Höhle, hing sie dort auf und zerstückelte sie; zum Teil aß er das noch warme Fleisch roh, zum Teil kochte er es auf dem Feuer. Er gestand, daß er noch mehrere andere verzehrt habe, und daß er das tue, weil ihm das Kinderfleisch schmackhafter als alles andere erscheine; wenn er könne, werde er wieder 176 solches essen. Man war im Zweifel, ob man es mit einem Irrsinnigen zu tun habe, aber er antwortete auf alles übrige so verständig, daß es offensichtlich war, daß er das alles aus Wildheit und nicht aus Geisteskrankheit getan habe.«

 


 


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