Poggio Fiorentino
Die Facezien des Poggio Fiorentino
Poggio Fiorentino

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

5.
Von einem Dummkopf, der glaubte, seine Frau habe zwei Scheiden.

Ein Bauer aus unserer Gegend, ein dummer Teufel, der namentlich in Sachen des Beischlafs unerfahren war, verheiratete sich. Da geschah es eines Nachts, daß seine Frau ihm im Bett 13 den Rücken zuwandte, so daß ihr Hinterer in seinem Schoß zu ruhen kam. Er hatte seine Waffe bereit, ging zum Angriff über und traf zufällig ins Ziel. Verwundert über diesen Erfolg fragte er seine Gattin, ob sie denn zwei Scheiden hätte. Und als sie bejahte, rief er: »Hoho! Ich bin mit einer zufrieden, die andere ist ganz überflüssig.« Darauf meinte die geriebene Frau, die es mit dem Pfarrer hatte: »Dann können wir die zweite ja als Almosen hergeben; schenken wir sie doch der Kirche und unserm Pfarrer. Er wird sich sehr darüber freuen und dir wird's nichts ausmachen, da du ja an einer genug hast.« Der Mann war damit einverstanden, teils dem Pfarrer zuliebe, teils um sich die unnötige Last vom Halse zu schaffen. Man lud also den Seelsorger zur Abendmahlzeit ein, setzte ihm die Sache auseinander, aß sich satt, und dann ging's zu dritt ins Bett, und zwar so, daß die Frau in die Mitte zu liegen kam, und der Mann sich vorn, der Priester aber hinten seines Anteils erfreuen konnte. Der Priester, ausgehungert und gierig auf den ersehnten Leckerbissen, wie er war, ging auf seiner Seite zuerst zum Angriff über, den die Frau mit leisem Geflüster und einem gewissen Geräusch beantwortete. »He! alter Freund!« rief da der Mann, besorgt, der Pfarrer möchte ihm ins Gehege kommen, 14 »paß auf die Verträge, halt dich an deinen Anteil und laß den meinen ungeschoren!« »Da sei Gott vor!« antwortete der Priester, »ich mache mir gar nichts aus deinem Besitz, stehen mir doch die Güter der Kirche zur Verfügung.« Durch diese Worte ließ sich der dumme Bauer beruhigen und forderte den Pfarrer auf, sich nach Gutdünken des Anteils der Kirche zu bedienen.

 


 


 << zurück weiter >>