Poggio Fiorentino
Die Facezien des Poggio Fiorentino
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177.
Von jemand, der während eines Besuches bei den Verwandten seiner Frau von seinem Freunde gelobt werden wollte.

Einer, der sich keiner festen Gesundheit erfreute und ziemlich unbemittelt war, nahm eine Frau. Einmal war er im Sommer bei den Eltern seiner Gattin zum Essen eingeladen und nahm einen Freund mit sich, den er bat, alles, was er von sich sagen werde, in seinem Interesse noch zu übertrumpfen. Als nun die 182 Schwiegermutter ihren Beifall über den Rock, den er anhatte, aussprach, sagte der Schwiegersohn, er habe noch einen anderen, viel schöneren. Darauf sagte der Freund, er besitze außer jenem sogar noch einen doppelt so kostbaren. Als darauf der Schwiegervater fragte, was für Liegenschaften er sein nenne, sagte er, er besitze außerhalb der Stadt ein Gut, dessen Ertrag für seinen Lebensunterhalt ausreiche. »Vergiss nicht,« sagte da sein Freund, »das andere Landgut, das noch viel schöner ist und dir soviel Geld einbringt!« Und auch ferner fügte der Freund zu allem, wessen jener sich rühmte, das Doppelte hinzu. Als der Schwiegervater ihn nun, da er wenig aß, ermunterte, doch zuzugreifen, sagte er: »Ich befinde mich im Sommer nicht gut.« Worauf der Freund, der seine Rolle durchführen wollte: »Es steht noch schlimmer, als er sagt; denn er befindet sich im Sommer schlecht, im Winter aber noch viel schlechter.« Durch diese Worte brachte er alle zum Lachen. So trug die Eitelkeit des einfältigen Menschen, der in dem falschen Lobe eine Genugtuung gesucht hatte, den Lohn davon, welcher der Dummheit gebührt. 183

 


 


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