Poggio Fiorentino
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36.
Von einem Pfarrer, der einen kleinen Hund beerdigte.

Es lebte in der Toskana ein sehr reicher Landpfarrer. Als diesem ein kleiner Hund starb, den er sehr lieb gehabt hatte, beerdigte er ihn auf dem Kirchhofe. Das kam dem Bischof zu Ohren, der nach dem Gelde des Pfarrers trachtete und ihn nun als des schlimmsten Verbrechens schuldig vor sich rufen ließ, um ihn zu bestrafen. Der Priester, der recht gut wußte, woher der Wind wehte, steckte fünfzig Dukaten zu sich und erschien vor dem Bischof. Unwillig hielt ihm dieser das Begräbnis des Hundes vor und befahl ihn ins Gefängnis zuwerfen. »Mein Vater,« sagte da der verschlagene Pfarrer, »wenn du eine Ahnung davon hättest, wie klug mein Hündchen gewesen ist, würdest du nicht so erstaunt sein, daß ihm ein Begräbnis unter den Menschen zuteil geworden ist; denn sowohl im Leben wie namentlich im Augenblick seines Todes hatte er viel mehr Verstand als ein Mensch.« »Inwiefern?« fragte der Bischof. 43 »Er machte,« antwortete der Pfarrer, »in den letzten Augenblicken seines Lebens ein Testament, und da er von deiner Armut wußte, hinterließ er dir fünfzig Dukaten, die ich mitgebracht habe.« Diese Rechtfertigung genügte dem Bischof, er genehmigte das Testament und das Begräbnis, nahm das Geld in Empfang und sprach den Priester frei.

 


 


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