Poggio Fiorentino
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23.
Von einem meiner Freunde, der sich gekränkt fühlte, weil viele ihm vorgezogen wurden, die an Rechtschaffenheit und Wissen unter ihm standen.

In der römischen Kurie herrscht fast allein das Glück, und nur sehr selten finden dort der Geist und die Tugend ihren Platz; durch Intrigen und durch Ausnutzung günstiger Umstände aber – um von dem Gelde zu schweigen, das die ganze Welt zu beherrschen scheint – ist alles zu erreichen. Ein Freund von mir, der sich gekränkt fühlte, weil viele ihm vorgezogen wurden, die an Gelehrsamkeit und Rechtschaffenheit unter ihm standen, beklagte sich gegenüber Angelotto, dem Kardinal von St. Marco, daß seine Tugend keine Anerkennung finde und daß er hinter denen zurückstehen müsse, die ihm in keiner Hinsicht gleichkämen. Außerdem sprach er von den Studien, die er gemacht hatte, und von der Mühe, die er auf das Studieren verwandt hatte. Da antwortete ihm der Kardinal, der stets bereit war, die Laster der Kurie zu geißeln: »Dein Wissen und deine Gelehrsamkeit nützen hier gar nichts, aber wenn du beim Papst gut angeschrieben 33 sein willst, so bemühe dich zu verlernen, was du weißt, und die Laster zu erlernen, die dir fremd!«

 


 


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