Poggio Fiorentino
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176.
Von einem Dummkopf aus Mailand, der seinem Beichtvater das geschriebene Verzeichnis seiner Sünden brachte.

Ein Mailänder hatte, sei es aus Dummheit, oder aus Heuchelei, oder weil er vergeßlich war, ein dickes Buch mit seinen Sünden voll geschrieben und ging damit zu Antonio Raudanense von Mailand, einem sehr gelehrten und mit dergleichen sehr vertrauten Minoriten, um ihm seine Sünden zu beichten. Er überreichte ihm das Buch und bat ihn, es zu lesen, es enthalte seine Beichte. Der erfahrene und kluge 181 Mann sah, daß diese Lektüre viel Zeit in Anspruch nehmen würde, fragte daher den umständlichen Sonderling, dessen Beschränktheit ihm nicht verborgen geblieben war, kurz nach diesem und jenem und sagte dann: »Ich absolviere dich von allen Sünden, die sich in diesem Buche aufgezeichnet finden.« Und als jener ihn fragte, welche Buße er ihm auferlege, antwortete der Geistliche: »Du sollst dein Buch da einen Monat lang täglich siebenmal durchlesen.« Und als er einwandte, das sei nicht möglich, beharrte der Beichtvater trotzdem auf seinem Spruche. Auf diese Weise wurde die Weitschweifigkeit des Narren bestraft.

 


 


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