Poggio Fiorentino
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195.
Von einem Mönche, der ein Weib mit Hilfe einer hübschen List beschlief.

Ein Bettelmönch hatte seine Augen auf ein junges, schönes Weib geworfen und wurde von heftiger Liebe zu ihm heftig gepeinigt. Da er sich schämte, von der Trauten etwas Unanständiges zu verlangen, sann er darauf, sie durch eine List zu täuschen. Er trug mehrere Tage den Zeigefinger verbunden und tat, als litte er heftige Schmerzen. Endlich, als er schon längere Zeit darüber geklagt hatte, fragte ihn das Weib, ob er denn schon irgend ein Heilmittel versucht habe. »Massenhaft,« antwortete er, »aber nichts hat genutzt, es gibt nur ein Mittel, und das hat mir der Arzt geraten, aber das ist derart, daß ich keinen Gebrauch davon machen kann und erröten müßte, wollte ich es nennen.« Das Weib ermahnte ihn, er solle sich doch nicht scheuen, etwas zu nennen, was die Heilung eines solchen Übels herbeiführen könne, worauf er mit gut geheuchelter Schamhaftigkeit sagte, der Finger müsse entweder abgenommen 198 oder eine Zeitlang in die Scheide eines Weibes gesteckt werden, damit das Geschwür infolge der Wärme zur Reife käme. Aber er wage aus Gründen des Anstandes nicht, ein solches Ansinnen zu stellen. Von Mitleid ergriffen, versprach das Weib seine Hilfe. Verschämt sagte der Mönch, das könne nur an einem dunkeln Orte geschehen, er würde nicht wagen, von einer solchen Gunst bei Tageslicht Gebrauch zu machen. Das Weib, das nichts Schlimmes befürchtete, willigte ein. Als sie ins Dunkle gekommen waren, legte die barmherzige Samariterin sich hin, und der Mönch steckte zuerst den Finger und dann sein Glied in ihre Scheide. Als er fertig war, sagte er, das Geschwür habe sich geöffnet, und der Eiter sei ausgeflossen. So wurde der Zeigefinger geheilt.

 


 


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