Poggio Fiorentino
Die Facezien des Poggio Fiorentino
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37.
Von einem Fürsten, der einen reichen Mann ungerechterweise anklagte.

In einem Flecken des Picener Landstrichs, namens Cingoli, lebte ein sehr reicher Mann. Dies kam dem Gebieter des Ortes zu Ohren, und alsbald trachtete er jenen seines Geldes zu berauben und suchte zu diesem Zwecke nach dem Vorwand eines Verbrechens, dessen er ihn anklagen könnte. Er ließ ihn vor sich rufen und eröffnete ihm, daß er wegen Hochverrats angeklagt sei. Der Reiche antwortete, er habe niemals irgend etwas gegen seine Herrschaft und Würde unternommen; trotzdem bestand der Fürst auf der Anklage und sagte, er sei des Todes schuldig. Und als ihn der arme Mann, der von nichts wußte, fragte, was er denn eigentlich getan haben solle, antwortete 44 der Fürst: »Du hast meine Feinde und die Rebellen, die eine Verschwörung gegen mich angezettelt hatten, in deinem Hause versteckt gehalten.« Jener begriff endlich, daß man auf sein Geld aus war, und da er lieber dieses als sein Leben verlieren wollte, antwortete er: »Ja, Herr, was Ihr sagt, ist wahr, gebt mir darum einige von Euren Leuten mit, damit ich Euch alsbald diese Feinde und Rebellen in die Hände liefere.« Es wurden also einige Häscher in sein Haus geschickt, und er führte sie zu der Truhe, die seine Goldstücke enthielt, öffnete sie und sagte: »Schnell, bemächtigt Euch ihrer; denn das sind nicht nur unseres Herrn, sondern auch meine schlimmsten Feinde und Rebellen!« Und nachdem der Fürst das Geld empfangen, hatte der Mann keinerlei Strafe mehr zu befürchten.

 


 


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