Poggio Fiorentino
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108.
Von einem Advokaten, der von seinem Klienten Feigen und Pfirsiche erhalten hatte.

Als einmal aus unserer Mitte Worte des Tadels gegen den Undank jener fielen, die stets bereit sind andere für sich arbeiten zu lassen, aber lässig im Belohnen, ergriff Antonio Lusco, ein sehr gebildeter und geistreicher Mann, das Wort und sagte: »Einer meiner Freunde, namens Vincenzo, war der Advokat eines sehr reichen, aber geizigen Mannes. Nachdem er viele Prozesse für ihn durchgefochten hatte, ohne je eine Belohnung dafür erhalten zu haben, wurde er schließlich einmal von seinem Klienten gebeten, seine Verteidigung in einer sehr schwierigen Sache zu übernehmen. Zum angesetzten Termine (sein Klient hatte ihm vorher Feigen und Pfirsiche als Geschenk übersandt), erschien der Anwalt vor Gericht. Aber obwohl seine Gegner vieles gegen seinen Klienten vorbrachten und ihn auf's Heftigste angriffen, stand er immer mit geschlossenem 110 Munde da und sprach kein Wort. Alle waren erstaunt darüber, und sein Klient fragte ihn, was sein Stillschweigen eigentlich zu bedeuten habe. »Die Pfirsiche,« sagte er da, »und Feigen, die du mir geschickt hast, haben mir den Mund so vereist, daß ich kein Wort sprechen kann.«

 


 


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