Poggio Fiorentino
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184.
Von einem Kaufmann, der unter den lobenswerten Eigenschaften seiner Frau anführte, daß sie niemals einen streichen ließ.

Es lobte einmal ein Kaufmann seinem Patron gegenüber seine Frau und hob unter anderem hervor, daß sie noch nie einen Wind habe streichen lassen. Der Patron wunderte sich darüber und behauptete, das sei unmöglich und wettete um eine leckere Mahlzeit, daß die Frau vor Ablauf dreier Monate mehrere Winde von sich geben würde. Am folgenden Tage bat er den Kaufmann, ihm 500 Dukaten auf acht Tage vorzustrecken. Es fiel diesem nicht leicht, eine so große Summe herzuleihen, aber 188 schließlich bequemte er sich dazu und gab das Geld. Nachdem er sorgenvoll den Verfalltag abgewartet hatte, ging er zu seinem Patron, um das Geld zurückzufordern. Dieser tat, als befinde er sich in einer großen Klemme, und bat den Kaufmann, er möge ihm für eine sehr dringende Sache weitere 500 Dukaten leihen, die er mit den vorigen innerhalb eines Monats zurückerstatten würde. Der aber weigerte sich längere Zeit, indem er seine engen Verhältnisse vorschützte, gab aber endlich, aus Furcht, die ersten fünfhundert zu verlieren, unter vielen Seufzern das Geld her. Nach Hause zurückgekehrt, bemächtigte sich seiner große Niedergeschlagenheit, und er hatte den Kopf voller Sorgen, schwerer Gedanken und schlimmer Zweifel – kein Wunder, daß er seine Nächte schlaflos verbrachte. Als er so wach lag, hörte er häufig, wie seine Frau im Schlafe furzte. Nach Ablauf des Monats ließ der Patron ihn zu sich rufen und fragte ihn, ob er während dieser Zeit nicht irgend einmal eines der bewußten Geräusche bei seiner Frau gehört habe. Da gestand der Kaufmann seinen Irrtum ein und sagte: »Ja, so oft, daß ich nicht nur eine Mahlzeit, sondern mein ganzes Vermögen draufgehen lassen müßte.« Daraufhin erhielt er sein Geld zurück und bezahlte das Mahl. – Viele Dinge entgehen denen, die fest schlafen. 189

 


 


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