Poggio Fiorentino
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205.
Von der Strafe, die griechischen und genuesischen Mördern auferlegt wurde.

Einige in Pera (das ist eine Stadt der Genueser bei Konstantinopel) ansässige Genueser waren, um Handel zu treiben, nach Konstantinopel gegangen. Da geschah es, daß einige von ihnen 205 in einem Streite, den sie mit Griechen hatten, getötet und andere verwundet wurden. Der Kaiser wurde um Bestrafung der Mörder angerufen und versprach sofortige Sühne. Er befahl, den schuldigen Griechen zur Strafe den Bart abzurasieren, was bei ihnen als entehrende Strafe gilt. Der Stadthauptmann der Genueser in Pera, der sich verhöhnt glaubte, versprach darauf den Verwandten der Erschlagenen, er werde selbst das ihnen zugefügte Unrecht rächen. Nachdem eine kurze Zeit verstrichen war, ließ er die Genueser nach Konstantinopel ziehen, die dort einige Griechen töteten und andere verwundeten. Der Kaiser führte sofort heftige Klage beim Präfekten und verlangte die Bestrafung der Übeltäter. Dieser versprach, sie gehörig zu bestrafen und ließ an dem für die Exekution festgesetzten Tage die Mörder und die übrigen Beteiligten gefesselt öffentlich vorführen, gleich als wenn sie geköpft werden sollten. Auf das Gerücht von der Hinrichtung waren Scharen von Griechen und das ganze Volk von Pera zusammengeströmt und erwarteten die Exekution; auch die Priester waren da mit ihren Kreuzen, wie um die Leichen der Gerichteten mit fortzunehmen. Darauf ließ der Präfekt, nachdem er durch den Herold hatte Ruhe gebieten lassen, allen Delinquenten den Hintern rasieren, indem er 206 versicherte, daß die Genueser den Bart nicht im Gesicht, sondern in der Gegend des Gesäßes trügen. Indem man so den einen das Gesicht, den andern den Hintern rasierte, wurde dem gleichen Unrecht die gleiche Strafe.

 


 


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