Poggio Fiorentino
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82.
Ein Vergleich, den Antonio Lusco anstellte.

Ciriaco von Ancona, ein großer Schwätzer, beklagte eines Tages in unserer Gegenwart den Fall und die Vernichtung des römischen Reiches, und es hatte den Anschein, als ginge ihm das äußerst nahe. Da spottete Antonio Lusco, ein sehr gelehrter Mann, der zugegen war, über 84 den törichten Schmerz dieses Mannes und sagte: »Der Biedere erinnert mich ungemein an einen Mailänder, der, als er an einem Festtage einen jener Straßensänger hörte (die vor dem Volke von den Taten der Helden singen), der den Tod Rolands, der vor fast 700 Jahren in der Schlacht gefallen ist, besang, heftig zu weinen anfing. Und als er dann nach Hause kam und seine Frau, die ihn so traurig sah und seufzen hörte, ihn fragte, was ihm denn zugestoßen sei, sagte er: »Ach, mein liebes Weib, ich bin tot!« »Was für ein Mißgeschick hat dich denn getroffen, lieber Mann,« fragte die Frau, »tröste dich doch und komm zum Essen!« Aber er fuhr fort zu weinen und wollte keine Speise zu sich nehmen; endlich gab er jedoch dem Drängen seiner Frau nach und entdeckte ihr die Ursache seines Schmerzes: »Weißt du nicht, welche Kunde ich heute vernommen habe?« »Welche denn?« fragte die Frau. »Roland ist tot, der einzige Schützer der Christen!« Die Frau suchte die törichte Ergriffenheit ihres Mannes zu beruhigen und vermochte es endlich, ihn zum Essen zu bringen. 85

 


 


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