Poggio Fiorentino
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255.
Ridolfo, Herr von Camerino, führt einen Gesandten ab, der gegen die Fürsten loszog.

In dem Kriege, der zwischen Papst Gregor XI. und den Florentinern geführt wurde, fielen das Picener Land und fast alle Provinzen der römischen Kirche vom Papste ab. Der Gesandte von Recanati, der nach Florenz geschickt worden war, dankte den Prioren für die Freiheit, die seiner Stadt durch die Hilfe der 254 Florentiner wiedergegeben wurde und zog in langer Rede gegen den Papst und seine Minister und besonders gegen alle Fürsten und Tyrannen los, verwünschte ihre schlechte Herrschaft und ihre Verbrechen, ohne Rücksicht zu nehmen auf Ridolfo, Herrn von Camerino, der damals als Feldherr der Florentiner zugegen war, wenn solche Gesandte empfangen wurden, und die Invektiven mit anhörte. Als der Gesandte fertig war, fragte ihn Ridolfo, was er studiert habe und welches Gewerbe er treibe, und als jener sagte, er sei Doktor des Zivilrechts, fragte er ihn, seit wie lange er sich mit den Gesetzen beschäftige. Und als jener antwortete: »Seit länger als zehn Jahren,« sagte Ridolfo: »O, ich wünschte, du hättest nur ein Jahr lang gesellschaftlichen Takt studiert!« Er gab damit zu erkennen, daß der Gesandte ein Dummkopf sei, da er in seiner Gegenwart soviel Schmähungen gegen die Fürsten ausstieß.

 


 


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