Poggio Fiorentino
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111.
Von einem unwissenden Arzte, der nach Prüfung des Urins feststellte, daß eine Frau des Beischlafs bedürfe.

Eine Frau aus unserer Stadt, namens Giovanna, die ich gekannt habe, war krank. Der herbeigerufene Arzt, der ebenso gerieben wie unwissend war, verlangte, wie üblich, nach dem Urin, dessen Aufbewahrung der jungen unverheirateten Tochter anvertraut worden war. Das Mädchen hatte aber vergessen, ihn beiseite zu stellen, und zeigte daher dem Arzte ihren eigenen Urin, anstatt den der Kranken. Sofort erklärte der Arzt, die Frau bedürfe des Beischlafs. Dies wurde ihrem Manne gemeldet, und nachdem er sich den Magen beim Mahle gehörig gefüllt hatte, legte er sich zu seiner Gattin. Dieser war die Sache wegen ihrer Schwäche jedoch höchst lästig (sie wußte ja nicht um den Rat des Arztes), und sie klagte wiederholt über dieses neue Verfahren. »Was tust du, lieber Mann!« rief sie, »du wirst mich töten!« »Schweig!« antwortete der Gatte, »nach Ansicht des Arztes ist dies das beste Mittel, dich zu heilen, auf diese Weise wirst du von deinem Übel befreit, und wird deine Gesundheit wiederhergestellt werden.« Und er täuschte sich 115 darin nicht; denn nachdem er sie viermal übermannt hatte, war am folgenden Tage das Fieber vollständig gewichen. So wurde der Umstand, daß der Arzt hintergangen worden war, die Ursache der Genesung.

 


 


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