Poggio Fiorentino
Die Facezien des Poggio Fiorentino
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266.
Verlegenheit eines jungen Mannes, der bei einem Gastmahle auf die Tafel pinkelte.

Ein vornehmer junger Ungar war von einem Mitgliede des hohen Adels, mit dem er verwandt war, zum Mahle geladen worden und kam, da die Entfernung groß war, zu Pferde an, gefolgt von seinen Dienern. Als er aus dem Sattel stieg, kamen ihm die Herren und Damen des Hauses entgegen und führten ihn, da es schon spät war, gleich an den gedeckten Tisch. Nachdem er sich die Hände gewaschen, wurde er an die Tafel zwischen zwei schöne Mädchen, die Töchter des Wirtes, gesetzt. Gepeinigt von dem Bedürfnis, auszutreten, das er 263 aus Scham verschwiegen hatte, und ohne eine Möglichkeit zu sehen, auf einen Augenblick zu verschwinden, litt er während des Essens derartige Qualen, daß er nicht imstande war, einen Bissen zu sich zu nehmen. Alle bemerkten, daß er sich bedrückt fühlte und keine Speisen zu sich nahm, und man forderte ihn auf, doch zuzugreifen. Endlich ließ er, von Schmerz getrieben, seine Rechte unter den Tisch verschwinden, zog heimlich sein Glied heraus und ließ in einen seiner Stiefel laufen, was da laufen wollte. Da rief das Mädchen zu seiner Rechten: »He! iß doch!« und faßte dabei plötzlich seinen Arm und zog die Hand samt dem, was sie hielt, in die Höhe, so daß der Tisch überflutet wurde. Dieses unerwartete Schauspiel erregte allgemeine Heiterkeit, und der junge Mann wurde purpurrot.

 


 


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