Poggio Fiorentino
Die Facezien des Poggio Fiorentino
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248.
Von einem Edelmanne zu Kaiser Friedrichs Zeiten, der sich als tapferer Kämpfer aufspielte, aber nicht kämpfte.

Zur Zeit, als Kaiser Friedrich (der zu Buonconvento, einer Stadt im Sienesischen, starb) zwei Meilen von Florenz als Feind sein Lager aufschlug, eilten viele Edelleute, um ihr Vaterland zu schützen, zu den Waffen und griffen die Stellung der Feinde an. Ein Prahlhans aus vornehmer Familie stieg auch bewaffnet zu Pferde und ritt in gestrecktem Galopp zum Tore hinaus, indem er die übrigen wegen ihrer Langsamkeit tadelte und rief, sie zögen 247 hinterher, als wenn sie Furcht hätten, er werde nötigenfalls allein gegen die Feinde kämpfen. Als er eine Meile weit vorwärts gesprengt war, und seine Kräfte in Prahlereien verausgabt hatte, sah er einige mit Wunden bedeckte Kämpfer aus der Schlacht zurückkehren und begann allmählich langsamer zu reiten und ließ schließlich sein Pferd im Schritt gehen. Als er aber den Lärm der Feinde, die mit den Bürgern kämpften, hörte und von weitem das Schlachtgewühl erblickte, hielt er an und rührte sich nicht von der Stelle. Als ihn nun einige, die seine großen Worte vernommen hatten, fragten, warum er nicht weiter und in die Schlacht hineinreite, antwortete er nach längerem Schweigen: »Ich fühle mich nicht so stark und waffengeübt, wie ich mir eingebildet hatte.« Man muß die Kräfte der Seele und des Körpers wägen und nicht mehr versprechen, als man leisten kann.

 


 


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