Poggio Fiorentino
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179.
Von einem dummen Doktor, der beim Vogelfang lateinisch sprach.

Ein Doktor aus Mailand, der ziemlich unwissend und einfältig war, bat einen Mann, der mit einem Käuzchen auf die Vogeljagd ging, er möge ihn mitnehmen, da er sehen wolle, wie man Vögel fängt. Der Vogelfänger willigte ein und postierte ihn hinter eine Laubdeckung neben dem Käuzchen, unter der Bedingung, daß er kein Wort spreche, da sonst die Vögel verscheucht würden. Als sich nun eine Menge kleiner Vögel eingefunden hatte, rief der Dummkopf sofort, es seien viele Vögel da, der Jäger möge das Netz zuziehen. Als die Vögel die Stimme hörten, flogen sie davon. Heftig von dem Vogelsteller angefahren, versprach er, ruhig zu sein; als sich die Vögel aber wiederum eingefunden hatten, rief er sofort auf lateinisch: »Aves permultae sunt!«, überzeugt, daß, wenn er lateinisch rede, er von ihnen sicher nicht würde verstanden werden. Abermals flogen die Vögel davon, und der Fänger, der die Hoffnung auf Beute vereitelt sah, machte ihm heftige Vorwürfe, daß er wieder gesprochen habe. » Ja, verstehen die Vögel denn Latein?« fragte der Doktor darauf. Der kluge Mann meinte, die Vögel seien nicht infolge des Tones der Stimme, 185 sondern weil sie den Sinn der Worte verstanden hätten, davongeflogen.

 


 


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