Poggio Fiorentino
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106.
Von einem Manne, der den ihm in Weibsgestalt erscheinenden Teufel beschlief.

Cencio aus Rom, ein sehr gelehrter Mann, hat mir des öfteren eine Geschichte erzählt, die man nicht so leicht nehmen darf, und die ihm sein Nachbar, der durchaus kein Dummkopf war, als Erlebnis berichtete. Es ist folgende: Der Nachbar erhob sich einmal bei Mondschein von seinem Lager, in der Meinung, der Morgen graue schon – denn die Nacht war klar – um in seinen Weinberg zu gehen. Die Römer sind nämlich gewohnt, ihre Weinberge sorgfältig zu pflegen. Als er aus dem Ostienser Tor herausgetreten war (er hatte es sich von den Wächtern öffnen lassen müssen), wurde er eines weiblichen Wesens ansichtig, das ihm vorausschritt. In der Meinung, es sei eine Frau, die ihre Andacht in St. Paolo verrichten wolle, und da er fleischliche Begierde verspürte, beschleunigte er seinen Schritt, um sie zu erreichen, und er glaubte leichter zu seinem Ziele kommen zu können, weil sie allein war. Und als er ihr schon nahe war, verließ sie die gerade Straße und schlug einen Fußsteig ein. Der Mann beeilte sich noch mehr, da er die gute Gelegenheit zu verlieren fürchtete. Wenige Augenblicke 108 darauf holte er die Unbekannte an einer Biegung des Weges ein, zwang sie, was sie lautlos geschehen ließ, auf den Boden und befriedigte sein Verlangen. Als er fertig war, verschwand das Weib plötzlich und ließ einen Schwefelgestank zurück. Der Mann, der sich auf grasbewachsenem Boden fühlte, erhob sich einigermaßen erschreckt und kehrte nach Hause zurück. Alle waren der Meinung, daß er das Opfer eines Blendwerks des Satans gewesen sei.

 


 


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