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57. Unkas' Treue

»Die große Schlange« hatte sich getäuscht, wenn sie glaubte, Friedrichs Genossen seien im tiefsten Schlummer, als er dem Jüngling seine lügenhaften Eröffnungen machte. Der Naturforscher freilich schlief wie ein Sack; Unkas aber hatte auch im Schlaf ein so feines Gehör, daß er an dem geringen Geräusch, das Friedrichs Eintritt in die Hütte verursachte, erwacht war. Als er gleich darauf Moiatu eintreten sah, dem er schon lange mißtraute, beschloß er, sich schlafend zu stellen, um unverdächtig beobachten zu können, was der falsche Indianer im Schilde führte.

So belauschte er das ganze Gespräch, und von Anfang an war es ihm, als verberge sich hinter den wundersamen Mitteilungen der »Großen Schlange« irgend eine Schurkerei. Doch was konnte er machen? Er mußte dem jungen Deutschen freie Hand lassen, da er eine Warnung nicht hätte begründen können und sein offenes Auftreten Moiatu nur veranlaßt hätte, auf der Hut zu sein.

Er beschloß daher, den beiden heimlich nachzuschleichen, um im Notfalle Friedrich behilflich sein zu können. Es gelang auch dem gewandten Indianer, unbemerkt bis in die Höhle zu kommen, stets in angemessener Entfernung hinter Friedrich und dessen Führer; er war dabei so sehr auf der Hut, daß Moiatu, der scharf aufpaßte, ob ihnen auch keine Entdeckung drohe, sich nie so rasch und plötzlich wenden konnte, um in die Finsternis hinter sich zu leuchten, ohne daß Unkas sofort platt auf dem Boden gelegen wäre oder sich hinter irgend eine Deckung geduckt hätte.

In der Höhle selber fanden sich anfangs Verstecke genug, sobald aber der schmale Gang betreten wurde, mußte Unkas weiter zurückbleiben, denn hier konnte ihn nur noch die Finsternis verbergen. Als Moiatu stillstand und Friedrich die Fackel hoch hob, um möglichst weit nach rückwärts den Gang zu beleuchten, sprang Unkas lautlos einen Schritt zurück und legte sich wieder zu Boden. Das Licht der Fackel war viel zu schwach, als daß Friedrich etwas von dem regungslos Daliegenden hätte gewahren können. Eben wollte Unkas sich wieder erheben, als er sah, wie der Verräter den neu eröffneten Eingang in die Seitenhöhle hinter Friedrich schloß und dann den Rückweg antrat.

Der erste Gedanke, der Unkas' Hirn durchblitzte, war der, daß er dem Schurken einen vergifteten Pfeil zwischen die Rippen jagen sollte, denn er hatte vorsorglich seinen Bogen mitgenommen. Sofort aber erkannte er auch das Bedenkliche einer solchen Tat: wenn es ihm hernach nicht gelang, Friedrich zu befreien, so war vielleicht der einzige Mensch aus dem Leben geschafft, der das Geheimnis kannte, mittels dessen des Jünglings Gefängnis geöffnet werden konnte. Moiatu mußte für alle Fälle am Leben bleiben, durfte auch nicht ahnen, daß er belauscht worden war, so konnte ihm doch im Notfall möglicherweise sein Geheimnis mit List oder Gewalt entlockt werden.

Unkas eilte daher mit raschen Sätzen, stets unhörbar mit den nackten Zehenspitzen auftretend, den Gang zurück. Die klingenden Steine warnten ihn vor der Stelle, wo die bewegliche Platte ihn hätte zu Fall bringen können; denn er hatte die Warnung wohl gehört, die Moiatu Friedrich hier erteilt hatte. So erreichte er wieder den weiten Raum, der von den kreischenden Guacharo durchflattert wurde, und tastete sich bis nach einer Aushöhlung, in der er sich völlig verbergen konnte.

Es kam ihm zustatten, daß er sich auf dem Hinweg in dem schwachen Dämmerlicht, das die Fackel bis zu ihm herübersandte, das günstigste Versteck gemerkt hatte, denn Moiatu, der nach Ulrichs Leiche forschte, hätte ihn nun unbedingt entdeckt, wenn er sich nicht so gut hätte verkriechen können.

Kaum hatte »Die große Schlange« die Guacharohöhle verlassen, so tastete sich Unkas nach der Stelle zurück, wo Friedrich im Felsen verschwunden war; aber er mußte nach stundenlangen Abmühungen in der Dunkelheit die Hoffnung aufgeben, den genauen Punkt zu finden oder das Geheimnis zu erraten, mittelst dessen des Eingeschlossenen Befreiung zu bewerkstelligen gewesen wäre. Auch sein lautes Rufen wurde nur von den hallenden Wänden beantwortet.

In der nächsten Nacht schlich er sich wieder, diesmal mit einer Fackel versehen, in die verhängnisvolle Grotte. Er glaubte nun auch, mit Sicherheit die Stelle entdeckt zu haben, wo die geheime Türe sich befinden mußte, aber alle seine Versuche, sie zu öffnen, waren völlig umsonst.

Mit Schrecken dachte Unkas daran, wie der edle Jüngling in seinem Gefängnis bald alle Qualen des Hungers und der Verzweiflung werde durchmachen müssen, denen er höchstens einige Tage standhalten konnte; so beschloß denn der treue Indianer, für den jungen Weißen, an dem sein Herz mit Bewunderung und Liebe hing, alles zu wagen – und wenn es sein eigenes Leben kosten sollte.

Schulze war in Verzweiflung, als nun auch Friedrichs Verschwinden offenbar wurde; Unkas teilte seinem Herrn nur so viel mit, daß er der Sache auf der Spur sei, denn er fürchtete, wenn er mehr sage, könne eine Unvorsichtigkeit des Gelehrten alles verderben.

Auf Unkas' Bitte ließ Schulze seinem Diener völlig freie Hand, seine Maßregeln nach Gutdünken zu ergreifen.

Zunächst handelte es sich für den Indianer darum, Moiatu vorsichtig auszuforschen oder ihn heimlich zu belauschen.

Ein Zufall war ihm günstig: es gelang ihm, aus nächster Nähe, gut versteckt, eine Besprechung der drei Mestizen mit anzuhören. Von Friedrich war zwar hierbei nicht die Rede, aber Lopez berichtete, wie er durch schlaues Spionieren zu der unangenehmen Gewißheit gekommen sei, daß Ulrich noch am Leben sei, und zwar als Gefangener im Zelte Narakatangetus.

Nun kam den Verschwörern das Gefährliche ihrer Lage zum Bewußtsein: wenn der Häuptling Ulrich ausforschte und seinen Aussagen Glauben schenkte, so mußte es herauskommen, daß sie das Geheimnis der Höhle kannten, und dann wäre ihnen, so gut wie Ulrich, der Tod sicher.

Sie verabredeten sich daher, beizeiten die Flucht zu ergreifen und ihre Forschungen nach El Dorado zu günstigerer Zeit fortzusetzen, wenn die Napo den Ort verlassen hätten; zuvor aber sich Diego in Narakatangetus Abwesenheit in des Häuptlings Zelt schleichen sollte und Ulrich mit seinem Jagdmesser töten, dessen Spitze in den Saft der Bejuco de Mavacure getaucht war, der furchtbaren Giftliane, aus der das Curare, das »leise tötende Pfeilgift« der Indianer, bereitet wird; die rasche Wirkung dieser Strychninart ist durchaus zuverlässig, und eine besondere Gefahr schien somit bei dem Unternehmen ausgeschlossen.

Aber Unkas beeilte sich, dem Mörder zuvorzukommen: auch hierbei kam ihm ein unerwarteter Umstand zustatten. Tompaipo hatte sich aufs wärmste für Ulrich verwendet, Narakatangetu erklärte ihm jedoch, nach reiflicher Überlegung sehe er keinen sicheren Ausweg aus seiner Lage, wenn er nicht Ulrich töte. Er glaube jetzt wohl, daß der Knabe absichtslos zur Kenntnis des Geheimnisses gelangt sei, auch nichts weiter wisse als das Vorhandensein und die Lage der Höhle; aber wie sollte das Geheimnis, das seit Jahrhunderten unverbrüchlich gewahrt worden sei, länger bestehen, wenn man nicht unnachsichtlich jeden Unberufenen aus der Welt schaffe, der irgendwie die leiseste Spur davon entdeckt habe? Sicher ist sicher, und da mußte man sicher gehen. Auch der Mestizen Tage seien gezählt, und er lasse ihnen nur deshalb noch ihre Freiheit, weil aus solchen Leuten leichter durch List als durch Gewalt herauszubringen sei, ob sie noch weitere Mitwisser hätten: solange er dies nicht erkundet habe, wolle er sie nicht stutzig machen; freilich, lange zuwarten werde er auch nicht mehr.

Als Tompaipo Ulrichs Schicksal besiegelt sah, sann er, wie er ihn gegen den Willen des Oberhäuptlings befreien könnte. Hierbei verfiel er auf Unkas, dessen Anhänglichkeit an die Brüder er kannte. Er beschied den Indianer zu sich.

»Hat Unkas der weißen Knaben nicht geachtet, die seines Herren Hütte teilten?« redete er ihn an. »Der schlechte Diener denkt, was gehen mich meines Herren Freunde an? Ich bin nur meinem Herren zu Dienste verpflichtet.«

»Unkas denkt nicht so: seine Seele leidet mit seinem Herrn über das Verschwinden derer, die ihm wie Sonnenschein waren.«

»Und Unkas weiß nicht, wohin die Knaben gekommen sind?«

»Cachimana weiß es, und wenn er es Unkas ins Herz gibt, so wird Unkas ein treuer Mitwisser des Geheimnisses sein.«

»Unkas hat kein Vertrauen zu Tompaipo, und seine Reden gehen den Pfad der Schlange; der Häuptling der Napo ist aber ein Freund der Weißen, und seine Seele sehnt sich, den tapferen Drachentöter und seinen Bruder lebendig und glücklich zu sehen.«

»Warum redet der große Häuptling mit Unkas, warum redet er nicht mit Narakatangetu?«

»Weiß Narakatangetu die Geheimnisse Cachimanas?«

»Tompaipo nimmt seine Augen und Ohren mit und seinen scharfen Verstand, wenn er das Zelt des großen Morekuat betritt; warum stellt er sich blind und taub und unwissend, wenn er es redlich meint mit Unkas und den weißen Männern?«

»So weiß Unkas schon, daß Ulrich Narakatangetus Gefangener ist?« erwiderte Tompaipo überrascht, nachdem er auf so vielen Umwegen Unkas jene Äußerung entlockt hatte, die ihm das Vertrauen gab, er könne sich auf die Verschlagenheit des Indianers verlassen und zugleich auf seine liebevolle Teilnahme für die Brüder.

»Unkas weiß nicht so viel wie Tompaipo.«

»Unkas hat den Verstand von zehn Napo, und Tompaipo hat gehört, daß keine Gefahr ihn schreckt, wenn es gilt, den weißen Knaben zu helfen, sonst hätte Unkas nicht entdecken können, wer im Zelte des großen Napohäuptlings verborgen ist. Tompaipo will Ulrich retten, aber Narakatangetus Herz ist hart und unerbittlich.«

»Was kann Unkas tun für den Weißen? Er ist bereit, sein Leben für die Befreiung des Knaben zu geben!« erwiderte rasch der Indianer, der nun wußte, wozu ihn Tompaipo gebrauchen wollte.

»Tompaipo wird mit dem großen Häuptling einen Rat halten im Wald zwischen beiden Lagern, wenn die Sonne nicht mehr scheint und der Mond noch zögert.«

»Unkas weiß, was er tun wird, wenn Sonne und Mond es nicht sehen können.«

Hiermit war die Unterredung zu Ende, denn Tompaipo hatte seinen Zweck erreicht, und tatsächlich gelang es Unkas, sich in der Zeit, da Narakatangetu sich bei der nächtlichen Zusammenkunft fernhielt, in das Zelt einzuschleichen und Ulrich zu befreien.

Noch nicht lange hatten die beiden unbemerkt das Lager verlassen, als sich Diego, der auch von der Abwesenheit des Häuptlings Wind bekommen hatte, mit einem Giftdolche bewaffnet, wie eine Schlange durch das Lager wand, bis er das Zelt erreicht hatte, in dem er sein Opfer vermutete.

Unkas hatte bei seinem Befreiungswerk besonderes Glück gehabt: obgleich er darauf vorbereitet war, einen Wächter stumm machen zu müssen, fand er einen solchen im Zelte nicht vor. Denn der Indianer, der Ulrich bewachen sollte, vertraute auf dessen feste Bande und benutzte die Abwesenheit des Häuptlings, um mit Tetuyöt, der »Kleinen Eidechse«, zusammenzukommen; hat doch auch bei den Rothäuten die heimliche Liebe, von der niemand etwas weiß, ihren besonderen Zauber.

Unhörbar schlich sich die Rothaut vor das Lager hinaus und kroch in das Gebüsch, wo die Kleine Eidechse schon seiner harrte. Im Dunkel konnte er nichts von ihr entdecken, zumal sich das schalkhafte Kind verborgen hatte und sich an seinem vergeblichen Suchen belustigte. Die leisen Rufe des Geliebten ließ Tetuyöt unbeantwortet. Plötzlich aber schlang sie von hinten die Arme um seinen Hals, so daß er zusammenschrak.

Da kicherte sie vor Vergnügen, und nun begann ein heimliches Getuschel in zärtlichem Beisammensein. Es war nicht lauter Glück, von dem sie sprachen, es waren auch schwere Sorgen, über die sie sich unterhielten. War es doch die alte Geschichte: ein armer Krieger niedrigsten Rangs und das reizende Töchterlein des großen Häuptlings Narakatangetu waren einander zugetan und hatten sich Treue geschworen bis in den Tod.

»Wann wird die Sonne des Glücks uns scheinen?« fragte der Wächter. »Ach! wenn der Vater meines Lieblings unser Geheimnis entdeckte, die Nacht des Todes würde sich bald über meine Augen lagern.«

»Mein Vater liebt seine kleine Eidechse über alles,« tröstete Tetuyöt. »Geduld! der Tag wird kommen, da ich ihm die Einwilligung abschmeichle, ohne die mein Glück dahin wäre.«

So plauderten die beiden und genossen das Glück der heimlichen Stunde, die Welt um sich her vergessend.

Vor Mondaufgang kehrte jedoch der Wächter zurück und wollte sich von der Anwesenheit des Gefangenen überzeugen, als er zu seinem Schrecken den verhüllten Zeltraum leer fand, in dem Ulrich sonst lag. Zunächst durchsuchte er das ganze Zelt, überall umhertastend, da es finster war; dann begab er sich nochmals in den Verschlag, in der Hoffnung, in einem Winkel doch noch den Gefesselten zu finden. Als alles umsonst war, warf er sich auf den Boden, um an den Zelträndern hinkriechend zu untersuchen, ob irgend eine Lücke vorhanden sei, durch die der Gefangene hätte hindurchschlüpfen können, und die ihm die Richtung seiner Flucht offenbart haben würde.

Zu eben dieser Zeit glitt Diego, jedes leiseste Geräusch vermeidend, in das Zelt. Zu seiner Genugtuung fand er es leer. »Tetuyöt,« murmelte er höhnisch; war er es doch, der Tetuyöt verraten hatte, daß ihr Vater um diese Zeit entfernt weilen werde, und sie dadurch veranlaßte, dem Wächter ein Stelldichein zu geben.

Befriedigt von seiner eigenen Schlauheit, die alles so fein ausgekundschaftet und so geschickt eingefädelt hatte, glaubte er nun kühner zu Werke gehen zu können; er richtete sich auf und begab sich in den Verschlag des Gefangenen. Als er in der Dunkelheit die Gestalt des Wächters sich am Boden bewegen sah, dachte er natürlich, es sei Ulrich und stürzte sich auf den Liegenden. Dieser machte eine Wendung und fuhr erschrocken auf. Wie der Blitz packte er Diego bei den Füßen und umklammerte den Fallenden mit eisernen Armen. Diego hatte sich eines solchen Überfalls nicht versehen, da Ulrich an Händen und Füßen gefesselt war. Aber er hatte ja sein Messer, und wenn er auch keinen wuchtigen Stoß damit führen konnte, so genügte doch ein Ritz in des Indianers Haut, um diesen tödlich zu verwunden.

Arme Tetuyöt! deine süßen Träume von Glück und Liebe hat ein mörderischer Dolchstoß zunichte gemacht! Wie werden die Tränen deine Sonnenaugen verdunkeln, und dein junges Herz wird brechen wollen im Übermaße des Schmerzes!

Der Wächter verhielt sich auch nach dem Stiche noch so stumm wie sein Gegner; als sich aber kurz darauf die Todeskrämpfe bei ihm einstellten, preßte er den Mörder um so fester an sich; bald hauchte er den letzten Seufzer aus, allein Diego konnte sich aus der erstickenden Umarmung der Leiche nicht sofort befreien.

»Carajo!« murmelte er unter verzweifelten Anstrengungen. »Wer hätte gedacht, daß statt des gefesselten Knaben hier eine Rothaut läge mit dem freien Gebrauch der Arme?!«

Eine Zeitlang gab er seine Befreiungsversuche auf, um frische Kräfte zu sammeln; dann aber wälzte er sich mit der Leiche umher, bis er sich endlich mit einem gewaltigen Ruck von ihr losriß.

Nun wollte er hinausschleichen, aber die Füße versagten ihm den Dienst: bei seinen Bemühungen, sich der Umklammerung des Toten zu entreißen, hatte er sein Messer fallen lassen; als er sich hernach so wild mit der Leiche herumwälzte, war er mit der Hand in die Schneide geraten, ohne daß er in seiner Aufregung überhaupt etwas von der Verletzung gemerkt hätte.

Nun aber wirkte bereits das Gift, und als in diesem Augenblick Narakatangetu erschien und dem Eindringling mit der Fackel ins Gesicht leuchtete, brach Diego schon in Todeszuckungen zusammen.

Der Häuptling übersah mit einem Blicke die Sachlage. Er legte sich alles so zurecht, wie es den Anschein haben mußte: Moiatu-Diego hatte Ulrich befreit, warum? Das war ein Rätsel; vielleicht stand der Knabe doch in heimlichem Einvernehmen mit den Mestizen. Freilich war es dann unklar, warum eben Diego ihn verriet; andererseits, wenn er ihm feind war oder seine Aussagen fürchtete, warum befreite er ihn, statt ihn zu töten?

Aber Tatsache blieb es, Ulrich war fort, war frei. Wer sollte ihm dazu verholfen haben, wenn nicht der im Zelt betroffene Diego? Dieser war sofort nach der Tat von dem Wächter überrascht worden, den er mit dem vergifteten Messer tötete, während er sich im wilden Ringen selber mit seiner todbringenden Waffe verletzte.

So und nicht anders mußten sich die Vorgänge der Überlegung des zurückgekehrten Häuptlings darstellen.

Er rief sofort das Lager auf, dem Flüchtling nachzusetzen, aber der Spuren um das Lager her waren so viele, daß an eine Entwirrung nicht zu denken war, und so hatte die planlose Verfolgung, obgleich sie nach allen Seiten hin unternommen wurde und kein Schlupfwinkel undurchsucht blieb, nicht den geringsten Erfolg.

Freilich, Narakatangetu konnte sich nicht träumen lassen, wo sich Ulrich zur Zeit befand: daran, daß er in der Höhle sei, hätte er zuallerletzt gedacht, und dorthin hätte er ihm keinen nachgesandt!

Übrigens bewog dieser Vorfall den Häuptling, nicht länger mit der Verhaftung der beiden überlebenden Mestizen zu zögern; man faßte sie noch in der Nacht ab, in eben dem Augenblick, da sie ihre Flucht bewerkstelligen wollten.


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