Friedrich Spielhagen
Opfer
Friedrich Spielhagen

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Falko hatte einen heißen Nachmittag. Zuerst zu Oberst von Hösting; dann zu Signor Miltiades Vicentio; mit ihm 478 zurück zum Oberst, bei dem sich inzwischen Bronowskis zweiter Sekundant in der Person des Lieutenants von Möllenhoff gemeldet hatte. Langwierige, höchst intrikate Konferenz der Herren, da gegnerischerseits behauptet wurde, das von Bronowski gesprochene »Salonsocialist« könne man allenfalls als Scherz nehmen, während Wilfrieds Replik, noch dazu für einen Offizier, die denkbar schwerste Beleidigung, mithin Bronowski der in Wirklichkeit Beleidigte sei. Hier nun war Falko heilfroh gewesen, Signor Vicentio zur Seite zu haben, der den Herren erklärte: es komme auf den animus unjuriandi an. Ob man in Abrede stellen wolle, daß dieser animus Herrn von Bronowski innegewohnt, und Graf Falkenburg bei dem notorisch gespannten Verhältnis zwischen den Herren – er brauche da nicht ins Detail zu gehen – das Wort anders als in beleidigendem Sinne habe auffassen können? Worauf dann seine Replik die völlig korrekte, nach der Schwere der ihm zugefügten Beleidigung abgemessene Antwort gewesen sei.

Nach endloser Debatte, berichtete Falko, habe man sich darein gefunden und die Bedingungen: – eventuell dreimaliger Kugelwechsel auf Kommando und fünfzehn Schritt – festgestellt. Rendezvous: Grunewald auf einer sämtlichen Herren von den Hubertus- und Schnitzeljagden her bekannten, abgelegenen Stelle. Zeit: sechs Uhr.

Wilfried war mit allem zufrieden. Falko bot seine Gesellschaft für den Abend an, die Wilfried dankend ablehnte. Seine letzte Nacht sei völlig schlaflos gewesen; er fühle sich sehr abgespannt und wolle früh zu Bett gehen.

Das sei freilich das beste, was er thun könne, meinte Falko, und verabschiedete sich nach eifriger Befürwortung diverser, meist diätetischer Maßregeln, die er in seiner bereits recht respectabeln Praxis solcher Fälle immer probat gefunden habe.

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