Friedrich Spielhagen
Opfer
Friedrich Spielhagen

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Das immer harte Gesicht der Generalin schien heute völlig versteinert. Selbst der über alles Erwarten liebenswürdige Empfang hatte ihr nicht das leiseste Lächeln entlocken können. Auch öffnete sie nicht eher den Mund, als bis Tante Adele sie auf einen der kleinen Divans genötigt und neben ihr Platz genommen hatte.

Was mich heute zu Ihnen führt –

Sie räusperte sich, als wäre ihr ein Wort in der Kehle stecken geblieben, das sie nur so lösen könnte, und fuhr fort:

Ist eine so erstaunliche, so unerhörte Sache – Sie werden Ihre ganze Fassungskraft zusammennehmen müssen, sie auch nur mit einiger Ruhe anzuhören.

Tante Adele war totenbleich geworden: er hatte sich das Leben genommen! und ihre Ungnade hatte ihn in den Tod getrieben!

Um Gottes willen, stammelte sie mit bebenden Lippen.

Das haben auch wir gesagt, sprach die Generalin mit eiserner Ruhe weiter: um Gottes willen! er muß von Sinnen sein.

Also doch nicht tot! murmelte Tante Adele.

Die Generalin blickte sie mit ihren runden Eulenaugen verwundert an.

Für uns, ja! einer, der uns das zu schreiben wagt: ja! Bitte, lesen Sie!

Sie nahm aus ihrem Visitenkartentäschchen ein Billet, entfaltete es, und gab es Tante Adele.

Von – von Wilfried?

Bitte, lesen Sie!

Tante Adele hob das Lorgnon, das an einer feinen 257 goldenen Kette in ihrem Schoß lag, vor die Augen; bemüht, das Zittern der andern Hand, in der sie nun das Billet hielt, vor den spähenden Blicken der Generalin zu verbergen und las:

»Verehrter Onkel!

Aus dem Empfange, der mir heute abend in Deinem Hause zu teil wurde; aus dem mehr als unfreundlichen Ton, in welchem Du zu mir gesprochen; aus der Mitteilung, welche mir die Tante in dürren Worten machte, daß die Hochzeit auf unbestimmte Zeit hinausgeschoben werden müsse – ohne auch nur den Versuch, diese nach der Sachlage mehr als befremdende Zumutung zu motivieren; aus dem Benehmen Ebbas, für die während des ganzen Abends ihr Verlobter nicht zu existieren schien, während sie sich von einem Herrn, dessen Anwesenheit in der Gesellschaft allein einer unzweideutigen Demonstration gegen mich gleichkam, auf die auffallendste Weise den Hof machen ließ – aus diesen Gründen und anderen, die niederzuschreiben ich meinem Stolz nicht abzuringen vermag, kann ich nur eines schließen: man wünscht in Deiner Familie Ebbas Verlobung mit mir aufgehoben. Und rechnet darauf, daß ich den ersten Schritt thue, weil man in Verlegenheit ist, wie man es anfangen soll, die Initiative zu ergreifen, ohne sich vor aller Welt ins Unrecht zu setzen.

Man soll sich nicht verrechnet haben.

Ich gebe hiermit Ebba mein Verlobungswort zurück.

In welcher Weise die Gesellschaft von dieser Thatsache zu unterrichten ist, überlasse ich Eurer Diskretion.« –

Tante Adele fielen Billet und Lorgnon aus den Händen in den Schoß. Für den Moment unfähig, ein Wort hervorzubringen, starrte sie vor sich hin.

Die Generalin durfte mit dieser Wirkung zufrieden sein: sie stimmte zu den Nachrichten, welche ihr Frau von Wiepkenhagen von Tante Adeles Zerwürfnis mit Wilfried 258 überbracht hatte. So, jetzt ihrer Sache fast völlig sicher, fuhr sie fort:

Ich brauche wohl nicht erst zu erhärten, daß alles, was er da vorbringt, seinen Treubruch zu motivieren, einfach aus der Luft gegriffen ist. Einen Gast, und wäre er nicht unser Schwiegersohn in spe, unfreundlich zu behandeln, entspricht nicht unsern gesellschaftlichen Gewohnheiten. Ebbas Betragen war an dem Abend, wie immer, völlig korrekt; der Herr, auf den er anspielt, ein alter Freund unseres Hauses – nebenbei Graf Leßberg, den Sie ja auch wohl als den vollendetsten Kavalier kennen. Daß es mir nicht leicht geworden ist, Ihnen, verehrte Freundin, eine Mitteilung zu machen, die auf den Charakter Ihres Neffen und präsumptiven Erben –

Hier machte die Generalin eine sekundenlange Pause, während die runden Augen noch gieriger als zuvor in Tante Adeles bleiches Gesicht spähten –

ein so überaus häßliches Licht werfen, mögen Sie sich denken.

Das hat gesessen, sprach die Generalin bei sich; und in der That, Tante Adele war von diesem neuen Schlage ganz betäubt. Persönlich unsympathisch, wie ihr die Mutter war, deren litterarische Unbildung ihr überdies verächtlich dünkte – Ebba hatte sie mit ihren Schmeichelkünsten ganz zu umgarnen verstanden. Das schöne Mädchen mit den glänzenden braunen Augen, dem prachtvollen Goldhaar und der schlanken Gestalt, deren Formen sich doch schon so üppig zu runden begannen, hatte sie vor vier Jahren, als die Familie von Breslau nach Berlin kam, mit offenen Armen empfangen. Die großen Erwartungen, welche sie sich nach Wilfrieds schwärmerischen Schilderungen von ihr gemacht, waren weit übertroffen. Daß er sie liebte, niemals eine andere heiraten zu wollen erklärte, schien ihr selbstverständlich. Ein schönes, von der Natur für einander geschaffenes Paar stand vor ihr: Faust und Helena! nur ein Euphorion konnte aus dem mystischen Bunde 259 hervorgehen. Und da Wilfried von der allmählichen Erkaltung seiner Leidenschaft sie nie etwas hatte merken lassen; wenn er in letzter Zeit kaum je von ihr sprach, sie sich nichts Verfängliches dabei gedacht, sondern als Erklärung stets nur aus den römischen Elegien: »Und das Schweigen geziemt allen Geweihten genau« leise und laut citiert hatte, stand sie hier vor einem Rätsel, das fast noch unheimlicher schien, als Wilfrieds trotzige Empörung in der Goethesache. Wollte er ihr denn jede ihrer unschuldigen Freuden rauben? ihr das Leben entgöttern? Es war nicht zu fassen.

Und so wußte denn die sonst so Beredte nur wieder und wieder in klagendem, wie geistesabwesendem Tone zu murmeln: ich fasse es nicht.

Dennoch, sagte die Generalin, ihren Sieg ausnutzend, würde ich selbst dies, so schmerzlich es uns trifft, noch immer eher begreifen, als was er sich, wenn ich Frau von Wiepkenhagen glauben darf – und aus ihrem Munde kommt kein unwahres Wort – gegen Sie, seine Wohlthäterin, seine zweite Mutter hat zu Schulden kommen lassen.

Sprechen wir heute nicht davon! sagte Tante Adele abwehrend.

Wenn es nur nicht so zur Sache gehörte, fuhr die Generalin, der gerade dieser Punkt von der äußersten Wichtigkeit war, beharrlich fort. Den Affront, den er uns angethan, könnte ich zur Not erklären durch den Wankelmut, der bei unsern jungen Männern von heute leider die Regel ist – eine Kränkung, die er Ihnen anthut, das ist einfach ungeheuerlich.

Wer giebt mir einen Schlüssel zu diesem Rätsel? seufzte Tante Adele. – O, meine Teuerste, Sie finden mich in einer unglaublich traurigen Verfassung.

Tante Adele war von dem Divan in die Höhe gefahren, Frau von Wiepkenhagen entgegen, die, von Mathis unangemeldet, eben durch die Portière trat. Sie hatte ihre schlanke Gestalt in die Arme der sehr robusten Dame 260 geworfen, die sie fest gegen ihren stattlichen Busen drückte und über ihren Kopf weg der Generalin einen Blick zuwarf, dessen triumphierenden Ausdruck sich diese trotzalledem nicht zu deuten wußte. Zwar, das Zusammentreffen hier zu dieser Stunde hatten sie gestern verabredet. War es doch noch möglich, ja wahrscheinlich, daß Tante Adele in der Entlobungssache, die sie persönlich nicht berührte, für Wilfried Partei nahm; und die Generalin hatte ein viel zu schlechtes Gewissen, als daß ihr in einer Affaire, die in der Gesellschaft zweifellos großen Staub aufwirbeln würde, gleichgültig sein konnte, auf welche Seite sich die Pflegemutter Wilfrieds stellte. Da sollte ihr die resolute, skrupellose Freundin Succurs bringen. Ihr schadenfroh glitzernder Blick schien noch mehr zu versprechen.

Fassung, meine Liebe! Fassung! sagte Frau von Wiepkenhagen, während sie Tante Adele, sie um die Taille nehmend, zu ihrem Sitz zurückgeleitete. Es ist freilich unerhört; eine Auflehnung gegen die uns von Gott gesetzte Obrigkeit! und das von einem Mitglied des Standes, der die feste Stütze von Thron und Altar sein sollte!

Tante Adele sah sie erstaunt an: das schien denn doch auf die Situation nicht zu passen. Auch die Generalin warf auf sie einen ängstlich warnenden Blick, den Bogen nicht zu straff zu spannen.

Also, wie Frau von Wiepkenhagen vermutet, wußten die beiden Damen es noch nicht. Bei Tante Adele konnte das nicht Wunder nehmen. Seitdem sie aus einem Briefe Goethes an Schiller erfahren, daß er in Karlsbad die Zeitungen unberührt beiseite hatte legen lassen, sich der so gewonnenen Zeit erfreuend und rühmend, nahm sie kein Zeitungsblatt mehr zur Hand und ließ sich nur von Mathis, der zu diesem Zwecke die Norddeutsche Allgemeine halten mußte, ein besonders interessantes Feuilleton gelegentlich vorlesen und über die politischen Dinge summarisch Bericht erstatten. Daß nun auch die Generalin 261 offenbar nicht unterrichtet war, verhieß ihr einen doppelten Triumph.

Und da eine beabsichtigte Wirkung um so sichrer eintrifft, je weniger die Betreffenden vorbereitet sind, nahm sie eine Nummer der Kreuzzeitung aus der Tasche, klemmte den schwarzgeränderten Kneifer auf die Nase, von der ihre Freunde sagten, daß sie ihr eine frappante Ähnlichkeit mit dem Großen Kurfürsten gebe, und las:

»Unerhört! Noch in später Abendstunde« – die Nummer ist von heute morgen, meine Damen! – »geht uns eine Nachricht so seltsamen Inhalts zu, daß wir die Verantwortung vorläufig für unsern, übrigens sonst sehr zuverlässigen Referenten nicht übernehmen können. Eine heute abend im Saale des Handwerkervereins stattgehabte Versammlung des bekannten Pfarrer Römer mußte nach andern tumultuarischen Vorgängen von dem überwachenden Polizeileutnant geschlossen werden, weil der letzte Redner sich in leidenschaftlichen Worten erging, die ihn in Kollision mit dem Paragraph 130 des Strafgesetzbuches brachten. Dergleichen soll ja leider öfter vorkommen. Aber unerhört, schier unglaublich, daß, wie in diesem Falle, der Übertreter des Gesetzes ein Mitglied unsrer Aristokratie, der einen Fürsten zum Vater, einen Fürsten zum Bruder hat. Unsre Feder sträubt sich, den uns mitgeteilten Namen auszuschreiben. So geben wir heute nur die Anfangsbuchstaben: Graf W . . . . . . . F . . . . . . . . . ., uns weitere Mitteilungen vorbehaltend über eine Angelegenheit, die, wenn sie, wie wir fürchten müssen, sich bewahrheiten sollte, dem Staatsanwalt eine überaus peinliche Aufgabe stellen wird.«

Frau von Wiepkenhagen ließ das Zeitungsblatt sinken und warf über die schwarzen Lorgnonränder einen schnellen Blick auf ihre beiden Zuhörerinnen. Die Generalin hatte den ihren gesenkt, damit ihr die Schadenfreude, die sie empfand, nicht aus den Augen zu lesen war; Tante Adele sich starr vor sich hin. Ihre sonst bleichen Wangen waren 262 gerötet; ihre Lippen bebten und über die weiße Stirn liefen sonst niemals sichtbare Falten, die sich heute gegen Frau Wenzels kosmetische Künste empörten.

Tante Adele war empört. Empört gegen Wilfried, wenn dies sich so verhielt. Aber that es das? Die Generalin hatte ihn nie leiden mögen; ihm nie vergeben können, daß sein Vater nicht sie zur Frau Fürstin gemacht, und jetzt doppelt Ursache, ihm zu grollen. Die Wiepkenhagen, über deren Novellen er immer spöttelte, haßte ihn. War dies ein Komplott seiner beiden Feindinnen, ihm ihre Gunst vollends zu rauben? Und Zeitungen lebten ja von Lügen! Konnte dies nicht eine sein? Sicher war es eine. Oder sonst hätten doch auch die andern – hätte Matthis –

Sie fuhr von ihrem Sitz auf und eilte – in ihrer Aufregung hatte sie ganz vergessen, daß sie nicht, wie andre Menschen zu gehen, sondern zu schweben habe – nach der elektrischen Klingel an der Thür. Die über dies seltsame Benehmen bestürzten beiden andern Damen sahen, daß alsbald Mathis eintrat, von Tante Adele nach irgend etwas gefragt wurde, worauf er bedenklich den grauen Kopf schüttelte, um mit einem Auftrage, wie es ihnen schien, wieder fortgeschickt zu werden.

Tante Adele kam nicht zu dem verlassenen Platze zurück, sondern begann, die Hände auf dem Rücken, in dem weiten Gemach schweigend auf- und niederzugehen, zum höchsten Unbehagen der beiden Damen, die, je länger die peinliche Situation währte, sich immer bänglichere Blicke zusandten, bis sie endlich auf drei Schritte an sie herantrat und im sanft verweisenden Ton der Hofmeisterin aus der Natürlichen Tochter, die Rechte mahnend erhebend, sprach:

Auch hier beweise Dich gerecht und laß
Nicht dies Papier allein als Kläger sprechen –

Nein, meine Teuersten, bevor wir ein so grauenhaft 263 Ungeheures für wahr nehmen dürfen, muß es durch den Mund andrer Zeugen erhärtet sein. Wie leicht kann hier die Tücke böswilliger Mächte ihr schadenfrohes Spiel treiben! Der gute Mathis versichert, daß in der Zeitung, die er auf meinen Wunsch jeden Morgen genau liest, von dem Entsetzlichen nichts gestanden. Ich habe ihn ausgesandt, um ein drittes Blatt herbeizuholen. Es wird – mir sagt es mein Herz – von dieser Beschuldigung ohne gleichen so wenig wissen, wie das zweite; und wir werden frei aufatmen –

Hier kam Mathis wieder in den Salon, eine Zeitung in der Hand. Tante Adele war ihm entgegengeeilt.

Nun, Mathis?

Ich habe nur den »Vorwärts« auftreiben können, erwiderte der Kammerdiener im Flüsterton; ich sagte es der Frau Geheimrat gleich: hier herum giebt es keine Zeitungen.

Und nicht wahr, Mathis, es steht da nichts?

Mathis hob den grauen Kopf, die Mundwinkel tief nach unten ziehend:

Ja, Frau Geheimrat, es steht da was!

Und er deutete, das Blatt entfaltend, auf eine Stelle, welche die Hand des Budikers, dem er es entlehnt, bereits mit einem dicken Rotstiftstrich bezeichnet hatte.

Er wollte die Zeitung der Gnädigen reichen; sie aber wich mehrere Schritte zurück und murmelte, die Hände abwehrend vorstreckend:

Ich mag es nicht berühren.

Geben Sie mir! sagte Frau von Wiepkenhagen.

Sie hatte dem Alten das Blatt aus der Hand genommen. Er war gegangen, um hinter der Portiere lauschend stehen zu bleiben. Frau von Wiepkenhagen, zu ihrem Sitz zurückgekehrt, hatte, das Lorgnon auf der Nase, sofort die angestrichene Stelle entdeckt und räusperte sich.

Ich will nichts hören! rief Tante Adele, mit dem 264 tragischen Augenaufschlag der Niobe beide Hände an die Ohren führend.

Sie müssen, sagte Frau von Wiepkenhagen in autoritativem Ton.

Ja, ja! flüsterte Tante Adele, die Hände langsam sinken lassend und melancholisch nickend: ›Habe die Sonne nicht zu lieb und nicht die Sterne!‹

Sie hatte sich auf den Divan gesetzt, die Stirn in die Hand stützend; Frau von Wiepkenhagen las:

»Es wird Tag! Unmittelbar vor dem Schluß des Blattes erhalten wir noch eine interessante Mitteilung. Vor einer halben Stunde ist eine Versammlung, die der Pfarrer Römer nach dem Saale des Handwerkervereins ausgeschrieben, und in der erst er seine nicht mehr ganz unbekannten, nach Sinnenglück und Seelenfrieden zugleich schmachtenden Tiraden anderthalbstundenlang heruntergeleiert; dann ein junger Herr der pp. Studentenverbindung Wingolf vergeblich das alte orthodoxe (Goethe nennt es: verfluchte) Bim-Baum-Bimmel anzuläuten versucht; endlich Genosse Schievelbein unsern Standpunkt nachdrücklich und mit großem Geschick vertreten hatte, polizeilich aufgelöst worden infolge eines Epilogs, den – mirabile dictu! – ein Vollblutaristokrat (uns wurde der Name eines Grafen Falkenburg genannt – sein Bruder, Fürst F., ist das bekannte liberalisierende Reichstags- und Herrenhausmitglied) in einem Sinne hielt, dem auch ein zielbewußter Genosse seinen Beifall nicht versagen kann. Recht so! Wenn das am dürren Holz unsrer vermorschten Aristokratie geschieht, so braucht man kein Prophet zu sein, dem grünen unsrer Partei ein fröhliches Wachsen und Gedeihen vorauszusagen. Wir aber rufen dem braven Mann, der sich, ein Florian Geyer, aus der Schar der Ritter zu dem Haufen der Enterbten geschlagen hat, ein herzliches Willkommen! entgegen.«

Die Vorleserin konnte mit der Wirkung, die sie erreicht, zufrieden sein. Tante Adele saß wie gebrochen da, 265 beide weiße Hände in das Gesicht drückend, was die Generalin benutzte, der Freundin ein unhörbares Bravo mit den Fingerspitzen zuzuwehen. Diese quittierte über den ihr gespendeten Beifall mit einem grimmigen Lächeln; machte dann aber mit den buschigen Brauen ein Zeichen nach der Thür, das die Generalin sofort verstand.

Sie erhob sich, trat an Tante Adele heran und flüsterte in hohlen Tönen, die ihre schmerzliche Bewegung ausdrücken sollten:

Ich werde zu Hause erwartet. Darf ich meiner Ebba sagen, daß Sie mit ihr fühlen?

Tante Adele nickte. Die Generalin bewegte sich mit Schritten eines, der den Raum verläßt, in welchem ein Toter aufgebahrt ist, so langsam nach dem Ausgang, daß Mathis, der sie durch eine Spalte der Portiere kommen sah, über den dicken Teppich huschend, vor ihr her den dritten Salon erreichen konnte.

* * *


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