Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band II
Katharina Elisabetha Goethe

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

396. An Christiane von Goethe.

den 25ten December, als am heiligen Christtag 1807.

Liebe Tochter!

Es überschickt Demoiselle Meline Brentano inliegendes Käppgen nebst vielen hertzlichen Empfehlungen. Betina ist noch nicht hir sondern in Kassel – Das Christkindlein werdet Ihr wohl empfangen haben auch den Confect? Auf Order der neuen Einrichtung der Postwägen kan man die Sachen nicht mehr gantz Franckirt nach Weimar schicken, sondern nur biß Hersfeld – dieses nur zur Nachricht damit Ihr nicht etwan dencken möget die Mutter wäre so munnsterhaft und ließe vor ihre kleine Geschencke das Porto bezahlen. Am kürtzen Tag habe ich wieder zwey Russen zur Einquartirung gehabt – liebe – gute Leute. Auf die Feyertage sind die neuen Wercke meines Sohnes alle aus geliehen – die guten Freunde glauben |: und zwar mit recht :| daß sie sich die 3 Feyertage nicht beßer unterhalten könten – Seine Eugenie das ist ein Meister-Stück – aber die Großmutter hat auf neue die Lateinischen Lettern und den kleinen Druck zum Adrachmelech gewünscht, Er laße ja nichts mehr so in die Welt ausgehn – halte fest an deuschem Sinn – deuschen Buchstaben den wenn das Ding so fortgeht; so wird in 50 Jahren kein Deusch mehr weder geredet noch geschrieben – und du und Schiller Ihr seid hernach Classische Schrieftsteller – wie Horatz Lisius – Ovid u wie sie alle heißen, denn wo keine Sprache mehr ist, da ist auch kein Volck – was werden alsdann die Profesoren Euch zergliedern – auslegen – und der Jugend einpleuen – draum so lang es geht – deusch, deusch geredet – geschrieben und gedruckt. Jetzt Liebe Tochter! Leben Sie wohl! Die Kappe mus auf den Postwagen. Grüßen Sie Ihren Lieben Mann, und sagen Augst auch die Großmutter freue sich aufs Wiedersehn nur viel Wein kriegt Er nicht – damit kein Böserhals mich ängstigt. Behaltet Lieb

Eure treue Mutter u Großmutter Goethe.


 << zurück weiter >>