Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band II
Katharina Elisabetha Goethe

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370. An Goethe

den 15ten Februar 1806

Lieber Sohn!

Schon längst hätte Frau Stock und ich dir vor dein liebes Andencken gedanckt – aber unsere neue Geschichte die du aus den Zeitungen wißen wirst hat uns daran verhindert. Also den besten Danck im Nahmen der Frau Stock Sie hat vor Freuden geweint – ferner soll ich dir sagen – daß alle Jugendtliche Auftritte Ihr gantz klahr vor den Augen stünden – Sie ließt jetzt aufs neue Willhelm Meister, das macht Sie unbeschreiblich glücklich – besonders das Puppenspiel – du hast große Freude verursacht also nochmahl vielen Danck – auch grüßt Sie den Augst vielmahl und läßt Ihn Ihrer hertzlichen Liebe versichern. Jetzt kommt mein Danck! Du hast mir durch dein eigenhändiges Briefgen große Freude gemacht mich mit allen Calamiteten ausgesöhnt ich habe Gott gedanckt der dich mir gegeben und so gnädig erhalten – der es ferner thun wird Amen. Wir leben wie mitten im Kriege müßen Contriboution geben – haben Einquartirung die Hüll und die Füll den Generahl-Stab oben drein – das lustigste ist, daß wir nicht wißen warum das so ist – Es ist Friede |: wenigstens mit uns:| wir sind selbst vom Napoleon vor Neuterahl erklährt – alles ist vor unsern Augen verborgen – es wird schon klahr werden punetum. Lieber Sohn! Ich habe dir etwas weitläufig unsern Zustand gemeldet – damit nicht etwa« falsche Nachrichten dich in Besognüße setzen mögten – Ich bin Gott sey Danck! Frisch und gesund habe gute Freunde die mir mit Rath und That aushelfen – habe in diesem Stück – die Lebens Weißheit des Schach Bahams in Wielands Winter Mährgen –: sorge immer vor den Augenblick – und laße Gott vor die Zuckkunft sorgen – zur Einquarttirung habe einen garde Atileristen einen höfflichen artigen Mann. Den Mercur wo Frau Stock Ihre große Freude eingeschlagen war, schicke bey Gelegenheit zu rück – weil sonst der Jahrgang defect seyn würde – Künftigen Mittwoch den 19 ten werde ich 75 Jahr alt – da trinckt meine Gesundheit hoch!!! Jetzt Lebe wohl Grüße meine Liebe Tochter – den Lieben Augst – und behaltet lieb

Eure
treue Mutter
Goethe.


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