Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band II
Katharina Elisabetha Goethe

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341. An Goethe.

den 2ten December 1803

Lieber Sohn!

Dein Liebes schreiben vom 21 November hat mir viele Freude gemacht es herschte so ein froher Geist darinnen der mir wohl that – Jetzt vom Christkindlen! Künftigen Montag den 5ten December geht das päckgen mit dem Postwagen an Euch ab, ich hoffe Freude damit zu verbreiten – öffne es allein damit der spaß dem Christag nicht entzogen wird – vor meinen Lieben Augst war die Sache etwas unbestimt angegeben – Blau Tuch aber nicht ob hell oder dunckel – da aber hir kein Mensch hell blau trägt; so kommt dunckel blau – ferner war nicht bestimmt zu was ob zum Kleid oder Überrock oder sonst was – ich nahm daher ein mitteltuch – im Fall es nicht recht ist; so wasche ich meine Hände in Unschuld. Meine Liebe Tochter schriebe mir neulich Sie würde etwas Corpulent die Kleider würden zu enge – da hat nun das Christkindlen davor gesorgt und bringt zwey schöne neue Kleider das eine von Taffend die Farbe Egyptische Erde und einen Catun der sich vortreflich waschen läßt – und den Jedermann vor Seidenzeug ansieht – mit einem Wort schön schön – In das kommende päckgen habe auch auf dein Begehren einige Comedien Zettel beygelegt – künftig sollen sie alle Monathe ordentlich erscheinen. Ich hoffe daß das Theater Jetzt eine beßre Gestalt erhalten wird – da ein thätiger Mann an der Spitze steht – und der hoffendtlich der Sache gewachsen ist. Vor die überschickten Journahlen und Mercure dancke schön – besonders aber vor die zwey Taschenbüglein – die Natürliche Tochter und das andre da die mir so lieben Nahmen Wieland und Goethe beysammen stehn – Sage Schiller daß am Neuen Jahrtag seine Jungfrau von Orleang bey uns zum erstenmahl aufgeführt wird – der Erfolg soll von mir treulich berichtet werden. Die Castanien werdet Ihr erhalten haben – und damit Gott befohlen! Grüße an deine Lieben Hauß geister von

Eurer
treuen Mutter
Goethe.

N. S. Daß zu rechter Zeit prächtiger Christags Confect erscheinen wird – darauf gebe ich Euch mein Ehren wort.


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