Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band II
Katharina Elisabetha Goethe

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

270. An Goethe.

den 2ten Februar 1798

Lieber Sohn!

Ein Gespräch so ich neulich mit Semmering hatte veranlaßt gegenwärtiges Schreiben – Er ahndete daß Maintz in Frantzöische Hände kommen würde, und hatte daher um seine Dimision gebethen und dieselbe auch erhalten – Er lebt nun hir und hat eine ansehnliche Pracksin – und insofern geht Ihm nun freylich nicht ab – allein Er sagte seine Kunst müßte drunter leiden – die Er doch sehr ungern vernachläßigen möchte – wenn Er also über kurtz oder lang eine Einladung als academien erhalten könte; so würde Er nicht anstehn die Stelle anzunehmen. Dieses alles soll nun zu weiter nichts dienen, als dir seine Gesinnungen kundt zu thun – daß im Fall ihr einmahl so ein Supject nutzen könnet seine Gedancken vor dir ofen liegen – doch merckte ich, daß eine Profeßer stelle auf einer Academi seine Sache so eigentlich nicht wäre – zum Glück hat Er hir sein gutes Auskommen – und die Sache hat gantz und gar keine Eile – daher bedarfs auch wenigstens keiner geschwinden Antwort. Da wir übrigens hir gantz still und ruhig leben – und es gar nichts neues gibt so wünsche dir und deinen Lieben nur noch wohl und vergnügt zu leben und nicht zu vergeßen

Eure treue Mutter Goethe.


 << zurück weiter >>