Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band II
Katharina Elisabetha Goethe

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339. An Goethe und die Seinen.

den 10ten November l803

Lieben Kinder!

Die Castanien machen mir dißmahl viel unlusten – da der Wein nicht gerathen; so sind es die Castanien auch nicht – aller Orden habe ich bestellungen gemacht – und das Genie Gerning genant – der mir sie sonst von Croneburg verschaft hat, ist im Reingau bey den sauern Trauben – habt also noch ein wenig Gedult ich will schon sehen wo ich ihrer noch habhaft werden kan. Jetzt etwas über den Heiligen Christ! Soll der Liebe Augst etwas von Kleidungs stücken bekommen; so seyd so gut mir bey Zeiten Farbe und Ehlen maß zu bestimmen – wüßt Ihr etwas das Ihm mehr Freude macht, so verkündigt es mir – vor meine Liebe Tochter habe mir was ausersonnen, das hofe ich Ihr angenehm seyn wird. Lieber Sohn! die Nathüliche Tochter hat mir frohe Stunden gemacht davor ich dir hertzlich dancke. Am vergangenen Dinstag sind die Geschwister recht brav gegeben worden – Clavigo wird jetzt einstudirt überhaupt hoffe ich, daß es mit unserer Theater wirthschaft in Zukunft beßer gehen wird – von Meyer ist Intendant mit 2500 f gehalt – hat Freude am Werck und ist täthig. Noch eins über dein neues Meister-werck – das Ende hat mich überrascht mich verlangt sehr wie es weiter werden wird – der 2te Theil wird doch bald nachfolgen?? Lieber Sohn! Liebe Tochter! Lieber Augst Lebt wohl! Morgen geht der Brief fort, fält mir biß dahin noch was ein, das des schreibens werth ist; so kommts ins procriptum. Lebt wohl! Dieses Wünscht und hofft

Eure
treue Mutter u
Großmutter Goethe.

N. S. Heute sind mir Castanien zuverläßig versprochen worden ich hoffe sie demnach bald überschicken zu können.


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