Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band II
Katharina Elisabetha Goethe

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275. An Goethe.

den 22ten May 1798

Lieber Sohn!

Wegen einer zu machenden Reparatur wird unser Theater den gantzen Juli geschloßen bleiben – von den Schauspielern geht der eine ins Baad – der andre wo anders hin – Herr und Madam Reinhardt wollen auf ihrer Rutte die sie nehmen über Weimar gehen – und fragen durch mich an ob in oben benanter Zeit sie die Ehre haben könnten bey Euch einige Gastrollen zu Spielen – es sind ein paar brauchbahre Supjette – besonders die Frau die in Edlen Frauen – Liebhaberinnen Königinnen u. d. g. recht brav spielt, Er macht Helden – Offizire auch gut – nun ist mir aber erinnerlich daß Eure Gesellschaft den Sommer in Lauchstädt spielt – wie lange aber weiß ich nicht – wolldest du also wohl die Güte haben nur mit ein paar Worten zu antworten ob im Juli etwas bey Euch zu thun wäre – oder nicht – im letzten fall würden Sie ihre Reißerutte anders einrichten – so viel von Herr u Madam Reinhardt. Demoiselle Schnautz war bey mir, und ich hatte das Vergnügen Ihr gleich beym ersten Empfang einen freudigen Abend zu verschaffen – ich nahme Sie mit ins Schauspiel – das Ihr sehr behagte auch offeri[r]te ich so ofte es Ihr beliebte einen Platz in meiner Loge welches Sie freudig annahm – wie du weißt ist das vor Frembte ein großer vortheil weil es schwer hält ohne abonirt zu seyn einen guten Platz zu erhalten – Es ist ein sehr angenehmes Frauenzimmer, die mir wohl behagt hat – Sie soll in Franckfurth keine langeweile haben – davor stehe ich – Heute will ich Ihr die Gegenvisitte machen, und Sie ins Schauspiel einladen, da Ihr lieber Demmer den Sichel so schön spielt – es freut mich daß Sie gerade in einen gläntzenden Zeitpunct unsers Theater eingetrofen ist – den der geschickte Tenorist Schultze von Winn ist angelangt und wird in der Palmire Opferfest und Zauberflöthe debitiren – Meine Liebe Tochter und Lieben Enckel grüße hertzlich von

deiner treuen Mutter Goethe.


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