Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band II
Katharina Elisabetha Goethe

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346. An Goethe.

den 15ten Juni 1804

Lieber Sohn!

Bey übersendung der Comedien Zettel muß ich mich doch auch wieder einmahl vernehmen laßen, und dir einiges erzählen, daß dich wahrscheinlich Intreßiren wird – dein Brief an Stadtschuldheiß Moors hat Wunder gethann, denn Doctor Kästner ist gleich Examinirt und sodann rezipirt und Burger geworden – dir hat Er es also zu verdancken – Nicolanus Schmidt hat Caucion vor Ihn geleistet daß Er eine Burgers Tochter Heyrathen wird. Dieser Nicolaus Schmidt ist sehr traurig von Weimar weggeganen weil Er nicht so glücklich war dich zu sprechen ohngeachtet Er zweymahl und zwar einmahl expreß um 9 uhr zu dir bestell – und doch nicht seinem Zweck erreicht hat – mir that das auch leid – denn Erstlich ist Er einer meiner Besten Freunde der mit Rath und That hielft wo Er kan und mag – zweytens – ist Er auf mein Vertrauen Stoltz – und muß nun allen die nach dir fragen die Antwort geben – ich habe Ihn nicht gesprochen u. d. g. Höre ich will dir etwas unters Fuß geben – das dir zwey Worte weiter nichts kostest – laße durch deinen braven Schreiber Geist – |: mit Gelegenheit versteht sich :| ein kleines Brieflein an mich gelangen worinn du bedauerst Ihn nicht gesprochen zu haben – du kanst ja so was so excelent verfertigen – und Schmidt ist erfreut – erzählts der gantzen Stadt – und mir geschied ein gefallen – Aus bey kommenden Zettel wirst du ersehen, daß den 31ten May Mahomet bey vollem Hauße ist gegeben worden – ich zweifle ob ein Theater im stande ist das Stück so zu geben wie es bey uns gegeben worden ist – Alle thaten was möglich war besonders Otto – der alle Rollen vortreflich spielt, aber so!! Nein so was habe ich von Ihm noch nicht gesehn – ohngeachtet nun wegen Schwäche der Nerven womit die Jungen Frauenzimer hir sehr geplagt sind eine Demoiselle Protzler ohnmächtig hinaus getragen wurde und zwey Demoiselle Sintzheimer davon liefen – so wird es zu ende dieser Woche doch wieder gegeben – worauf ich mich sehr freue. Auch trägt mann sich mit folgender Neuigkeit – Götz von Berligingen wäre auch von dir vor Theater bearbeitet – Auch hat Herr von Meyer Clavigo ausgetheilt – welcher vortreflich gerathen muß – indem unsere drey besten Schauspieler |: wie näthtürlich :| die ersten Rollen haben. In einem deiner Briefe räths du mir an den Sommer zu genüßen – das thue ich auch – Alle meine Freunde wohnen auf dem Lande oder in Gärten – Syndicus Schlosser – Fleischbein – Burgemeister Metzler – Senator Steitz – Fingerlings – und mein alle Sontags besuch bey Stocks das geht nun immer so seinen gang. Daß es bey dir auch wohl steht habe auch erfahren Nicolaus Schmidt hat dich im Schauspiel gesehen und mich versichert du sähest recht schön und gut aus – ob ich mich darüber erfreut habe kanst du leicht dencken – Auch hoffe ich, daß meine Liebe Tochter und der Liebe Augst sich wohl und vergnügt befinden werden – Grüße sie hertzlich von mir – so viel habe ich lange nicht geschrieben drum wirds auch am Ende schief und bucklicht – Lebe wohl! diß wünscht von Hertzen

Euer alle
treue Mutter u großmutter
Goethe.


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