Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band II
Katharina Elisabetha Goethe

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338. An Christiane Vulpius.

den 24ten September 1803

Liebe Tochter!

Sie haben also wohl zugenommen, Sind hübsch Corpulent geworden das freut mich, denn es ist ein Zeichen guter Gesundheit – und ist in unserer Familie üblich – Auch schreiben Sie mir von dem Wohlbefinden und frohseyn meines Sohnes – und von dem Wachsthum des Lieben Augst – lauter Dinge die mich froh und heiter gemacht haben – und immer Lebens balsam vor mich sind – Ich bin Gottlob wohl! Bey meiner sehr einfachen Lebens weiße, geht so ein Tag nach dem andern hin manchmahl werde ich durch angenehme Zuvälle etwas aus der alten Ordnung heraus gehoben – so war die Geschichte mit der Königin von Preußen, und dem goldenen Halsband – so mußte ich vorige Woche zur Margräffin von Bareith kommen – so war Madame Unzelmann hir u.s.w. Dieses alles ist aber nichts gegen dem, wenn Ihr würcklich herkommen soltet – die Pfanne in der Faßnacht würde ein armer Narr gegen mich seyn – so fest und steif glaube ich aber nicht dran – den da mein Lieber Sohn so sehr viele Geschäffte hat – und da Er jetzt die Gelehrte Zeitung mit Schüller schreibt – da wird Ihm Seine Zeit sehr zusammen gehn – da es aber doch möglich ist, daß Er sich Luft machen und froh und frey |: denn das bitte ich mir aus :| hirher kommen kan; so solt Ihr mit offenen Armen und fröligen Gesichtern empfangen werden. Die Meße soll nicht sonderlich seyn wens wahr ist so muß es am Geld und nicht an den Menschen liegen, denn so eine menge Menschen sind hir, daß die Gasthäußer alle voll sind – darunter befanden sich denn – Könige – Churfürsten – Fürsten u.s.w. Lotte Kästnern war hir, läßt dich vielmahls grüßen – ist jetzt in Wetzlar – und ist aus Hanover geflüchtet. Die bewusten Castanien sollen so bald sie reif sind erscheinen. Vor die überschickten Mercure und Modejournahle dancke recht schön – auch ist von diesem Jahr alles in der schönsten Ordnung – aber vom vorigen Jahr 1802 fehlen vom Mercur No. 5. 11. 12. Können Sie Liebe Tochter! ohne viele Mühe sie mir verschaffen; so soll es mir Lieb seyn – eile hat es nicht. Lebt wohl meine Lieben! Behaltet Lieb

Eure
treue Mutter und Großmutter
Goethe.

N. S. Daß Sie meinen Sohn und Augst hertzlich von mir grüßen – das vergeßen Sie ja nicht.


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